Cranger Kirmes

20 Jahre im Gleitflug über Crange

7. August 2014 | Freizeit Gesellschaft

Schaustellerfamilie mit langer Tradition

Krolzig muss es wissen, schließlich feiert das Riesenrad Bellevue in diesem Jahr auf dem größten Volksfest in Nordrhein-Westfalen einen runden Geburtstag. Seit 20 Jahren ist das 54 Meter hohe Fahrgeschäft ein Magnet für jung und alt. Denn nicht nur Kinderaugen leuchten, wenn sich die 42 Gondeln langsam in die Höhe schrauben. Der traumhafte Ausblick über den Rummel zieht auch Senioren in ihren Bann. „Unsere älteste Besucherin war 103 Jahre alt“, berichtet Krolzig, der als rechte und linke Hand von Firmenchef Oscar Bruch jr. fungiert. Die Familie Bruch kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Seit 1848 ist sie im Schaustellergeschäft, wobei sich schnell die Liebe zum Riesenrad herauskristallisierte. „Seit 1896 betreibt mindestens ein Familienmitglied ein Riesenrad – es ist Lebensaufgabe und Lebensinhalt“, bringt es Krolzig auf den Punkt.

„Crange ist einfach etwas Besonderes“

Auch er selber ist längst mit dem Virus infiziert und freut sich besonders, wenn es wieder in Richtung Wanne-Eickel geht. „Crange ist einfach etwas Besonderes. Die Kirmes hat einen familiären Charakter, es gibt ein Stammpublikum.“ So wie die Mutter, die mit ihrem behinderten Sohn jeden Tag vorbeikommt, damit der Sohn das Kirmesvergnügen auch von oben genießen kann. Krolzig könnte unzählige dieser Geschichten erzählen. Auch von den Heiratsanträgen, die passend zum letzten Kirmesmotto – Crange ist Liebe – im Jahr 2013 besonders häufig gestellt wurden. „Da gibt es die Männer, die heimlich ein paar Rosen in der Gondel verstecken möchten oder sich ein bestimmtes Lied wünschen.“ Ein Picknick muss man sich übrigens nicht mehr in dem im Jugendstil gehaltenen Fahrgeschäft wünschen. Das gibt es im Rahmen der Crange-Erlebnisse zu bestellen. Allerdings erst wieder im nächsten Jahr. Das Picknick mit kleinen Snacks ist genauso ausverkauft wie das Angebot Kaffeeklatsch.

  • © Michael Paternoga, Stadt Herne

Mit 21 LKW-Ladungen zum nächsten Standort

„Wir hatten mehr als 100 Bestellungen. Mit dieser tollen Resonanz hätten wir nicht gerechnet“, gesteht der Schausteller, der die gute Zusammenarbeit mit der Stadtmarketing Herne und der Stadt Herne lobte. „Es gibt Veranstaltungen, die werden sich selber überlassen und deshalb funktionieren sie auch nicht. Hier ist das anders. Die Cranger Kirmes ist einfach ein Markenzeichen geworden.“ Auch Kirmespressesprecher Timo Krupp freut sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Riesenrad Bellevue. „Wir haben hier einen verlässlichen Partner.“ Schon bei der Begrüßung sagte Krupp: „Es gibt viele Highlights auf der Cranger Kirmes. Und es gibt Institutionen – so wie das Riesenrad.“ Etwa zehn Mal im Jahr wird diese Institution auf- und wieder abgebaut. Dann haben die 13 Helfer ordentlich zu tun. 21 LKW-Ladungen machen sich dann zum nächsten Standort auf. Wobei das nächste Ziel nicht zwangsläufig ein Volksfest sein muss. Manchmal steht das Riesenrad auch alleine für sich als Attraktion. Aktuell befindet sich eines von den drei von Oscar Bruch jr. betriebenen Riesenrädern in Danzig.

 Fahrchip nach 30 Jahren eingelöst

„Wir standen auch schon zwei Monate in der Innenstadt von Budapest oder auf der Expo“, berichtet Mitarbeiter Krolzig, der von seinen Erlebnissen ganze Bücher schreiben könnte. Zum Beispiel von dem Pärchen, das im Bellevue gleich zum Start im Jahr 1994 fast in einer Gondel vergessen wurde oder von den vier Trauungen, die bereits im Riesenrad stattgefunden haben. Eine Anekdote kommt jetzt in Crange noch hinzu. Denn die Mannschaft staunte nicht schlecht, als eine Frau Anfang der Woche einen alten Frei-Chip für eine Fahrt im Riesenrad aus der Tasche zauberte. „Der Chip war 30 Jahre alt und stammte noch von dem Vorgänger“, lacht Krolzig und fügt hinzu: „Bei uns hat es eigentlich alles schon gegeben. Es fehlt eigentlich nur noch eine Geburt.“