Girl's und Boy's Day

54 Girls und 57 Boys schnupperten bei der Stadt

30. April 2015 | Gesellschaft

Die 57 Boys hatten leider keine große Auswahl, weil es - zumindest bei der Stadtverwaltung - wenig Berufe gibt, die nur auf Frauen zugeschnitten sind. Deshalb kamen alle für diesen Tag in Kindertagesstätten unter, wo sie Erfahrungen für den Beruf des Erziehers sammeln konnten, wie Fabio Ott von der Ausbildungsabteilung (Fachbereich Personal und Zentraler Service) erläuterte.

  • Girls- und Boysday 2015 ©Frank Dieper, Stadt Herne

Die Auswahl für die jungen Frauen ist größer. Sehr beliebt nach wie vor ist die Feuerwehr. Andere informierten sich über die Arbeit von Veranstaltungstechnikerinnen (Kulturbüro), Stadtgärtnerinnen (Fachbereich Stadtgrün), Informatikerinnen (Fachbereich Personal oder Zentraler Service) oder Tiefbauingenieurinnen (Fachbereich Tiefbau und Verkehr). "Für uns als Arbeitgeber bietet sich auch die Möglichkeit, dass die jungen Leute das Berufsangebot der Stadt kennen lernen. Kernpunkt am Girl's Day ist allerdings die Berufsorientierung", so Ott.

Neun Interessierte gab es für den Beruf der  Vermessnungstechniker und Geomatiker im Fachbereich Vermessung und Kataster, wo sie den den Vermessungs-Ingenieurinnen Tina Bollmann und Linda Bartsch in Vermessungsarbeiten im Volkspark Eickel nicht nur über die Schulter schauten, sondern auch selbst Hand anlegten. Die Schülerin Beyza Nur Carbou war extra aus Castrop-Rauxel angereist. "Ich wollte wissen, wie Straßen in Karten kommen", sagte sie. Ihre Aufgabe beschrieb sie mit: "Ich trage die Punkte ein, die von den anderen gemessen werden", beschrieb sie ihre Aufgabe. In der Hand trug sie eine Tafel, auf der eine Karte eingespannt war. Abteilungsleiter Georg Kruse erläuterte die Tätigkeit: "Wir machen topographische Aufnahmen für die Katasterkarte." Damit der Fachbereich Stadtgrün genau sieht, wo die Wege verlaufen und wie groß die Rasenfläche ist, die gemäht werden muss.

"Heute liegt der Unterschied zwsichen Männern und Frauen bei uns im Fachbereich Vermessung und Kataster bei 40:60. Vor 20 Jahren, als ich studierte, war das Verhältnis noch ganz anders", sagte Linda Bartsch. Frauen erobern Männerdomänen.

"Museumsnacht-Stellung" statt "Missionarsstellung"

Ganz anders gingen die Jungen der Hauptschule Hölkeskampring mit dem Thema um. Die Jugendförderung der Stadt Herne veranstaltete einen Workshop-Vormittag zum Thema "Junge Liebe". Jungs im Alter von 13 bis 15 Jahren durchliefen unterschiedliche Stationen mit interessanten Bezeichnungen wie "Sex Activity", "Topmodel", "Ja oder Nein", "Liebespass", "Kondombattle", "Aids-Kalkulator".

  • Girls- und Boysday 2015 ©Frank Dieper, Stadt Herne

Bei "Sex Activity" mussten die Jungs Begriffe umschreiben wie einst bei der TV-Sendung "Montagsmaler". Die Wunschpartnerin sollte bei der Station "Topmodell" entworfen werden. Viele Fragen wurden gestellt, häufig auch ehrlich beantwortet. Bei der Frage "Was ist reizvoll an einem Pornofilm?" sogar so ehrlich, dass wir sie hier nicht wiedergeben können. Flüsternd weitergegeben wurden Begriffe bei der "Stillen Post". So wandelte sich eine "Missionnarsstellung" in eine "Museumsnachtstellung". "Diese Jungen haben mit Pornografie mehr Erfahrung als wir es hatten", sagt der pädagogische Mitarbeiter Markus Knapp, "wobei es irreale Vorstellungen drüber gibt, was Männer und Frauen machen müssen und können. Mancher jugendliche Zuschauer hat dann den Eindruck: 'Was ich in der Hose habe, ist zu wenig.'"

Das Methodenset wurde übrigens von pädagogischen Mitarbeitern der Jugendförderung durchgeführt - mit Hilfe von Jungen aus den Jugendzentren. Sie hatten die Realisierung lange geübt.