Bündnis für Arbeit

Arbeitsmarkt in Herne entwickelt sich positiv

17. November 2017 | Gesellschaft Wirtschaft

Der Arbeitsmarkt und auch der Markt für Lehrstellen haben sich in Herne positiv entwickelt, zu diesem Schluss kam das Bündnis für Arbeit am Freitag, 10. November 2017. Die Arbeitslosen-Quote von Herne ist erstmals unter zwölf Prozent gerutscht, gleichzeitig gab es einen Zuwachs an Ausbildungsplätzen. Dennoch sind noch viele Herner auf der Suche nach Arbeit oder einer Ausbildung.

„Wir haben in Herne eine positive Entwicklung, die Quote der Langzeit-Arbeitslosen ist um 4,7 Prozent gesunken, die Arbeitslosen-Quote liegt nun bei 11,6 Prozent. Das ist historisch niedrig, aber noch zu hoch“, sagte Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda. Zu diesem Erfolg habe unter anderem die gute Zusammenarbeit im Bündnis für Arbeit beigetragen.

Seit zwei Jahren gibt es dieses Bündnis nun. „Wir haben viele Partner, aber das ist auch notwendig“, stellte Dr. Dudda klar. Schließlich müsse man gemeinsam vielfältige Schwierigkeiten anpacken: „In Herne haben zu wenige Jugendliche einen Ausbildungsplatz und zu wenige Langzeitarbeitslose finden eine Stelle.“  Deswegen sind im Bündnis für Arbeit nicht nur die Agentur für Arbeit, das Jobcenter Herne und die Stadt Herne verbunden, sondern auch die Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und Bildungsträger.

Zuwanderer auf den Arbeitsmarkt vorbereiten

Gut gestartet ist das Sprach- und Qualifizierungszentrum Quaz Ruhr, das gemeinsam von der Gewerkstatt gGmbH Bochum, der Gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft Herne mbH, dem Verein HAZ Arbeit und Zukunft e.V. Hattingen und der Volkshochschule Witten-Wetter-Herdecke getragen wird. Bis zu 250 Neuzugewanderte und Menschen mit Migrationshintergrund lernen auf dem ehemaligen Opel-Gelände in Bochum Deutsch und werden in den Ausbildungswerkstätten auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Gestartet ist der erste Kurs mit 151 Teilnehmern, innerhalb der ersten Woche waren alle 250 Plätze belegt. Geschickt wurden die Teilnehmer von den Agenturen für Arbeit in Bochum und Hagen sowie den Jobcentern Bochum, Herne und Ennepe-Ruhr.

Interkultureller Austausch

„Zuerst waren viele Teilnehmer erstaunt, dass sie nach dem Sprachkurs noch eine Qualifizierung haben. Dann hat sich ganz schnell ein interkultureller Austausch entwickelt: Syrer sprechen mit Irakern über den deutschen Fußball, Spanierinnen tauschen mit Portugiesinnen Kochrezepte aus“, hat Dr. Regine Schmalhorst, die Leiterin der Agentur für Arbeit Bochum/Herne festgestellt.

Große Herausforderung für den Arbeitsmarkt

Ebenfalls für Flüchtlinge und Migranten ist der Integration Point eingerichtet worden, eine Zusammenarbeit von Arbeitsagentur und Jobcenter. „Es ist eine große Herausforderung und das wird es auch bleiben“, so Karl Weiß, der Leiter des Jobcenters. Die Ankunft der Flüchtlinge sieht er pragmatisch: „Diese Menschen sind hier, also müssen wir etwas für sie tun.“ Meist bedeute das zunächst Sprachkurse und Weiterbildungen, aber für jeden fünften Zugewanderten bereits die Vermittlung von Arbeit. Für Weiß gilt das als „große Herausforderung was die Arbeitsmärkte angeht, aber auch große Chancen, denn 60 Prozent der Geflüchteten sind unter 35 Jahre alt.“ Damit hätten sie noch viele Möglichkeiten, zu lernen.

Unterstützung für jugendliche Zuwanderer nötig

Besonders junge Zugewanderte, „die aus dem regulären Schulsystem raus sind, aber noch Lernbedarf haben“, wie Dezernentin Gudrun Thierhoff formuliert, benötigen beim Lernen spezielle Unterstützung. So hat die Stadt Herne gemeinsam mit den Berufskollegs und anderen Partnern im Sommer eine Summerschool organisiert, wo junge Flüchtlinge Sprache und Kultur erlebten. Darüber hinaus brauchen auch Jugendliche mehr Unterstützung, die in die Klassen 8 und 9 gehen, aber das lateinische Alphabet nicht beherrschen.

Neue Wege zum Ausbildungsplatz

Auch Jugendliche, die in Herne aufgewachsen sind, haben häufig Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden. Derzeit kommen in Herne nur 40 Ausbildungsstellen auf 100 Bewerber. Um das zu ändern, hat Dr. Dudda Betriebe besucht und für Ausbildungsplätze geworben. „Das ist eine unglaubliche Kärrnerarbeit. Aber jeder Besuch hat Wirkung gezeigt“, so der Oberbürgermeister. Wie auch die IHK und die Kreishandwerkerschaft, stellte er fest, dass die klassischen Wege wie Jobmessen und Stellenanzeigen in Zeitungen viele Jugendliche nicht mehr erreichten.

Um ihnen eine Ausbildung zu vermitteln haben die Partner im September ein neues Format ausprobiert und damit bereits elf Ausbildungsplätze sofort besetzen können. Dazu kommen die Bewerber, die erst im kommenden Jahr beginnen. In einem Speed-Dating konnten sich Jugendliche in wenigen Minuten bei einem Unternehmen vorstellen. „Die Chemie muss stimmen, gerade in kleinen Betrieben“, betonte Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Im Speed-Dating hatten die Bewerber Gelegenheit, mit Motivation und Persönlichkeit zu punkten, ohne vorher aufgrund ihrer Schulnoten aussortiert zu werden.

Ausbildungspakt ebnet den Weg

Ein weiteres Projekt soll den Übergang von der Schule in den Beruf ebnen: Im Ausbildungspakt schließen Schüler der Mont-Cenis-Gesamtschule mit den Lehrern und Betrieben einen Vertrag, mit dem Ziel, frühzeitig Kontakt zu Unternehmen und einen Ausbildungsplatz zu vermitteln.

Alleinerziehende besser unterstützen

Die Situation Alleinerziehender zu verbessern ist eines der wichtigsten Ziele des Bündnisses für Arbeit. „Kinderbetreuung ist ein gravierendes strukturelles Problem“, erklärte die Gleichstellungsbeauftragte Sabine Schirmer-Klug. Oft sei Kinderbetreuung nicht flexibel genug oder es gibt zu wenige Plätze. Der Fachbereich Kinder-Jugend-Familie versucht, für die Betreuung früh morgens oder abends Tageseltern zu engagieren. Außerdem soll es für Eltern leichter werden, im laufenden Kita-Jahr einen Platz zu finden.

Langzeitarbeitslose wollen zurück in den Job

Für Langzeitarbeitslose ist es besonders schwer, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Gemeinsam mit dem Jobcenter hat die Stadt Herne das Programm Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt umgesetzt. Dabei bekommen 140 Langzeitarbeitslose eine Stelle und die nötige Unterstützung, um wieder im Arbeitsalltag Fuß zu fassen.

„Das zeichnet Herne aus“

Insgesamt zeigten sich die Partner des Bündnisses für Arbeit sehr zufrieden mit den Fortschritten. „Es zeichnet uns in Herne aus, dass Jobcenter, Arbeitsagentur, die Stadt, die Wirtschaftsförderung und die sozialen Träger sich gut verstehen. Das ist längst nicht überall so“, erklärte Dr. Schmalhorst. Für 2018 plant das Bündnis weitere Projekte, sowohl um Unternehmen anzusiedeln, als auch um Menschen in Arbeit zu vermitteln. „Wir schauen uns jeden Menschen an und suchen nach den passenden Maßnahmen“, versprach Weiß.

Nina-Maria Haupt