Rockbüro Herne hat sich im Ruhrgebiet einen Namen gemacht

Aus Überzeugung und mit Leidenschaft

5. Mai 2017 | Gesellschaft Kultur

Rockbüro? Ein Büro für Rockmusik? „Spießig?" Nein, nicht das Rockbüro Herne. Der 2010 gegründete Verein zählt zurzeit knapp über 30 Mitglieder, die in ihrer Gesamtheit alles andere sind als eine langweilige „Bürogemeinschaft".

Vielmehr ist das Rockbüro Herne eine bunte, engagierte Truppe, die sich ehrenamtlich der Aufgabe verschrieben hat, die Stadt Herne im Allgemeinen und das Stadtteilzentrum Pluto in Bickern-Wanne im Speziellen als einen Ort für Jugend- und Musikkultur zu etablieren.

  • Teambesprechung vor dem Konzert - Foto: Björn Koch.
    Teambesprechung vor dem Konzert - Foto: Björn Koch.
Absolute Professionalität

Und dies gelingt dem Team seit über sechs Jahren dank absoluter Professionalität, und zwar nicht nur im eigenen Büro (ja, das Rockbüro hat auch ein Büro). Bühne, Licht und Ton, Marketing, Facebook & Co., Pressearbeit, die Betreuung der Bands und nicht zuletzt das immer selbst gekochte oder gebackene Catering während der Konzerte – „was war das heute wieder geil bei euch ist ein Satz, den wir immer wieder von den Musikgruppen, die bei unseren Konzerten auftreten, hören", freut sich Jakob Terlau. Der 33-Jährige ist, da es ja nunmal ein Verein ist, Vorsitzender des Rockbüros, Patrick Ochnio, Isabella Schmidt und Geschäftsführer Tom Kähmann helfen ihm bei der Vorstandsarbeit.

Bis zu 30 Konzerte jährlich

Helfen? „Quatsch, bei uns helfen alle", erklärt Kähmann, der die Fäden zwischen dem Stadtteilzentrum und dem Rockbüro knüpft, ein Alleinstellungsmerkmal des Vereins. Denn hier packt jeder an, „aus Überzeugung", „aus Spaß", „aus Leidenschaft zur Musik" und „weil wir einfach zusammen passen", um nur einige der Motivationen zu nennen, warum das Rockbüro dank vieler helfenden Hände auf sicheren Füßen steht. Auch finanziell passt es. Die Stadt stellt den maximal 350 Besucher fassenden Konzertsaal („Hier schaffen wir einen absolut professionellen Clubbetrieb") im Stadtteilzentrum Pluto an der Wilhelmstraße unentgeltlich zur Verfügung, der Erlös aus dem Verkauf von Eintrittskarten und Getränken sowie das Sponsoring finanziert das Rockbüro. Bis zu 30 Konzerte stellt das Team jährlich auf die Beine, im „Pluto", im Jugendzentrum am Heisterkamp oder im Brockenhaus.

Alle Musikstile außer Schlager

Eines ist sicher: Das Rockbüro Herne hat sich im Ruhrgebiet, aus dieser Region wird der Großteil der Bands gebucht, dank harter Arbeit einen Namen gemacht. Ob bei der „Lokalrunde" oder dem „Mad Drunken Monkey Festival", Bands spielen gerne in Herne. Und zwar fast alle Musikstile, ohne dass beim „Booking" dem Mainstream gefolgt wird. Nur Schlager – der wird bei Konzerten vom Herner Rockbüro nie zu hören sein.

Open-Air-Festival am Eickeler Heisterkamp

Schon gar nicht am Samstag, 24. Juni, beim „Heisterkamp Open Air", kurz „HEIKO". Das Line-up steht bereits: Mit den Düsseldorfer Punk-Rockern „Rogers", die zum Umfeld der „Toten Hosen" und der „Broilers" gehören, sowie der Band „Who Killed Bruce Lee" aus dem Libanon, vom Frontman der „H-Blockx" nach Deutschland geholt, wurden echte Hochkaräter verpflichtet, „die wir uns jetzt noch leisten können. Beide starten zurzeit voll durch, im nächsten Jahr können wir sie wahrscheinlich nicht mehr bezahlen", schmunzelt Schatzmeisterin Isabella Schmidt. Drei weitere Bands komplettieren das Festivalprogramm, das um 15 Uhr beginnt und etwa acht Stunden dauern wird. Eintrittskarten, 800 gehen in den Verkauf, kosten im VVK zehn, an der Abendkasse 18 Euro. Mehr Informationen zum „Heisterkamp Open Air" gibt es hier: www.heiko.rockbuero.org

Und in Zukunft? „Wir könnten die Schlagzahl an Konzerten noch erhöhen", denkt Terlau an eine Erweiterung des Spielkalenders. Darunter dürfe aber nicht die Professionalität leiden, mit der die Ehrenamtlichen im Rockbüro immer wieder überzeugen. Und zwar in einer Größenordnung, die, so Tom Kähmann, „bundesweit keinen Vergleich scheuen muss. Unter den Veranstaltern, die alles neben dem normalen Job erledigen, gehört das Rockbüro in Deutschland zu den besten zehn". Und eine Vision? „Klar, die gibt es", lacht Jakob Terlau, „ein HEIKO auf dem Cranger Kirmesplatz mit Metallica als Headliner hätte schon etwas …"

Jochen Schübel