LWL-Museum

Ausblick auf zwei große Ausstellungen im Herner LWL-Museum

24. März 2014 | Gesellschaft Kultur

Eine modern inszenierte Ausstellung zu den "Irrtümern und Fälschungen der Archäologie" wird das LWL-Museum für Archäologie in Herne von März bis September 2017 zeigen. Sie bietet die Gelegenheit, populäre, aber überholte Meinungen zu vergangenen Epochen und ihren Artefakten zu revidieren, spektakuläre Betrugsfälle aufzurollen sowie archäologische und historische Arbeitsmethoden in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Die Ausstellung soll das Publikum unterhalten, denn viele Fehldeutungen früherer Forschergenerationen erscheinen heute unfreiwillig komisch.

Am Ende der Ausstellung wird eine Inszenierung zu Irrtümern künftiger Archäologen über die heutige Lebenswelt stehen. Den Ausgangspunkt hierfür bildet das Buch "Motel der Mysterien" von David Macaulay, in dem er den Lesern eine witzige Fehldeutung eines im 20. Jahrhundert in Amerika untergegangenen Motelkomplexes auftischt. Dabei werden Duschhauben aus Plastik zu rituellen Kleidungsbestandteilen und Fernbedienungen eines Fernsehers zu einem antiken Kommunikator mit den Gottheiten.

2019 jährt sich zum 125. Mal die Entdeckung des Pesterregers. Dies ist für das LWL-Museum für Archäologie der Anlass, als erstes deutsches Museum eine große Ausstellung zu dem Thema zu präsentieren, weil Westfalen und seine Umgebung stark von der Seuche betroffen waren. "Der Schwarze Tod. Die Pest - eine globale Katastrophe" soll vom Februar bis Oktober 2019 auch aktuelle Bezüge zu kollektiven Ängsten vor bedrohlichen gesundheitlichen Gefahren herstellen.

Als erste überlieferte Pestepidemie in der Geschichte lässt sich die "Pest des Justinian" in weiten Teilen des Ost- und Weströmischen Reiches vom 6. bis zum 8. Jahrhundert n.Chr. identifizieren. Der nächste Seuchenzug suchte von 1347-1353 ganz Europa heim: Von Innerasien reiste die Pest im Gepäck der Händlerkarawanen bis zu den Mongolen, die dann in Folge von Kriegszügen in Richtung Westen gingen. 1347 belagerten die mongolischen Krieger die Stadt Kaffa am Schwarzen Meer. Aus Panik verließen mehrere Galeeren die Stadt. Und brachten die Pest nach Europa.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich in ganz Europa der "Schwarze Tod". Am Ende dieser Pestwelle waren in manchen Regionen mehr als ein Drittel der Bevölkerung dahingerafft. Nach den letzten großen Ausbrüchen in Asien um 1900 gilt die Krankheit heute als Schrecken der Vergangenheit. Neben den konkreten Details aus der Rückschau des heutigen Wissens ist ein Blick auf die zeitgenössische Reaktion der Medizin des 14. Jahrhunderts notwendig. Insbesondere gilt ein Blick dem Bevölkerungsverlust, der Europa mehr als viele Kriegszüge oder politische Aktivitäten veränderte. Die mit der Pest einhergehenden Massenhysterien und Ängste führten bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einschneidenden sozialen und religiösen Veränderungen.

Vermeintlich Schuldige wurden gesucht und verfolgt, Verzweifelte flüchteten in neue religiöse Strömungen oder betonten das intensive Leben angesichts des drohenden Unheils. Innovativ ist ein Ausstellungsteil mit dem globalen Blickwinkel auf die große Pestwelle.

Text: Landschaftsverband Westfalen-Lippe