Betreuungsvereine

Betreuung auf Augenhöhe

27. Februar 2015 | Gesellschaft

Seit im Jahr 1992 das Betreuungsrecht gründlich reformiert wurde gehören Begriffe wie „Vormundschaft" und „Entmündigung" glücklicherweise der Vergangenheit an. Gesetzliche Betreuer sind heute Partner auf Augenhöhe für die Menschen, die Hilfe bei der Bewältigung ihres persönlichen Lebens brauchen. Während in vielen Fällen, gerade bei älteren Betroffenen, Verwandte oder nahe Freunde zu ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern bestellt werden, wenden sich die Gerichte bei außergewöhnlichen und komplizierteren Betreuungsangelegenheiten meist an die in Herne tätigen Vereinsbetreuer. Sie sind in den anerkannten Betreuungsvereinen tätig und sehen sich auch als Ratgeber und Begleiter für die vielen ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer in der Stadt.

Das Gericht muss abwägen

Dass Menschen mit der eigenen Lebensführung überfordert sind, ganz gleich ob durch eine psychische Erkrankung oder durch Alterserscheinungen, wird oftmals nach plötzlichen Ereignissen wie einem Unfall festgestellt. Nachbarn, die Polizei oder oft auch der Sozialdienst eines Krankenhauses wenden sich dann an das Betreuungsgericht. Dort werden der Anlass und eine entsprechende medizinische Diagnose durch außenstehende Sachverständige geprüft, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Das Gericht wägt auch ab, ob vielleicht Angehörige die Betreuung übernehmen können, da das Ehrenamt in der Regel Vorrang haben soll. Die sogenannten Aufgabenkreise der schließlich angeordneten Betreuung werden genau definiert und können Themen wie das Aufenthaltsbestimmungsrecht, die Gesundheitsfürsorge oder auch die Entscheidungsbefugnis über finanzielle Angelegenheiten umfassen. In manchen Fällen gibt es daneben noch spezielle Vertretungsvollmachten, zum Beispiel wenn Immobilien vorhanden sind und verwaltet werden müssen.

Vereinsbetreuer stehen immer vor einer neuen Situation

Im Umgang mit ihren Klienten müssen sich die Vereinsbetreuerinnen und Betreuer jedes Mal auf eine völlig neue Situation einstellen. Schließlich geht es darum, der individuellen Lebenssituationen und den jeweiligen persönlichen Vorstellungen des Betreuten möglichst gerecht zu werden. Dies bedeutet auch, dass sich die Betreuer auf Besuche und Gespräche besonders vorbereiten. Denn jeder Klient ist anders: Während der eine Hilfe bei einfachen täglichen Aufgaben benötigt, befinden sich andere völlig unauffällig im beruflichen Alltag und stehen scheinbar fest mitten im Leben. Bei jedem Klienten müssen die erfahrenen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Betreuungsvereine also herausfinden und einschätzen, wie viel Hilfe und Begleitung notwendig und gewünscht ist. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, unterstützen sich die Betreuer auch untereinander durch Rat und Hilfe.

Betreuungsvereine bieten Sprechstunden an

Wer als Privatperson die Betreuung für einen Verwandten übernimmt, der gerät oft an seine Grenzen – zeitlich, organisatorisch oder auch emotional, wenn nicht alle Entscheidungen einvernehmlich gemeinsam mit dem Betreuten getroffen werden können und ein Entschluss auch schon einmal sehr schwerfällt. Hier stehen die Betreuungsvereine gerne als Ratgeber bereit: In regelmäßigen gemeinsamen Fortbildungen bereiten sie ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer auf ihre Aufgaben vor, beraten zu Rechten und Pflichten und geben im persönlichen Gespräch direkte Hilfestellungen in kritischen Situationen. Dazu haben die Betreuungsvereine Sprechstunden eingerichtet (siehe Infokasten) und laden interessierte Bürgerinnen und Bürger zu besonderen Informations- und Fortbildungsveranstaltungen ein.

Natürlich kann eine Betreuung auch irgendwann einmal enden, weil die praktische Hilfe bei der Lebensführung nicht mehr notwendig ist. Eine solche Wiederaufhebung der Betreuung erleben die Vereinsbetreuerinnen und Betreuer in Herne allerdings nur selten, zum Beispiel in Fällen, in denen eine Betreuung aufgrund einer kurzfristigen psychischen Krise notwendig wurde. In den meisten Fällen dauert die Betreuung hingegen lange an – oft ein Leben lang.

In Herne engagieren sich zahlreiche Vereinsbetreuer für Menschen, die Hilfe bei der Bewältigung ihres Alltags benötigen. Sie unterstützen auch ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer durch Fortbildungen und individuelle Beratung bei ihren Aufgaben.

Die unten aufgeführten Herner Betreuungsvereine haben sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen und bieten regelmäßig Beratungen und gemeinsame Veranstaltungen an:

Verein für Betreuungen im Diakonischen Werk des Kirchenkreises Herne (Hauptstr. 245a, 44649 Herne, Telefon 02325 4670992, Ansprechpartnerin: Frau Pfannenstiel)

SkF e.V. Wanne-Eickel (Hauptstr. 210, 44649 Herne, Telefon 02325 71488, Ansprechpartnerinnen: Frau Heller und Frau Peters-Lichtleutner)

SkM – Katholischer Verein für soziale Dienstleistungen in Herne e.V. (Schulstr. 16, 44623 Herne, Telefon 02323 9296093 und 9296090, Ansprechpartner: Herr Nee und Herr Wischinski)

 Betreuungsverein der Lebenshilfe e.V. (Mont-Cenis-Str. 210, 44627 Herne, Telefon 02323 910481, Ansprechpartner: Frau Korittke-Korte und Herr Lehnardt)

Betreuungsverein Herne e.V. (Siepenstr. 15, 44623 Herne, Telefon 02323 91900-10, Ansprechpartner: Frau Görgen und Herr Wittkämper, Sprechstunden: Montag und Donnerstag jeweils von 9.00 bis 12.00 Uhr sowie nach Vereinbarung)