Interview / 10 Jahre Mondpalast

Das gibt es nur in Wanne-Eickel

20. Februar 2014 | Kultur

Inherne: Zehn Jahre Mondpalast, 1.600 Vorstellungen, 700.000 Gäste und kein Ende – was ist das Erfolgsgeheimnis des Mondpalasts von Wanne-Eickel, den Sie im Jahr 2004 erfunden haben?

Stratmann: Der Mondpalast ist einfach unverwechselbar. Unsere Komödien gibt es nur in Wanne-Eickel zu sehen, sonst nirgendwo. Sie sind geprägt von einem einzigartigen Humor, der direkt aus dem Leben und dem Herzen des Ruhrgebiets stammt. Darin liegt das Geheimnis, das aus Gästen Fans werden lässt und gleichzeitig identitätsstiftend wirkt. Auf eine heitere, ehrliche Weise spiegeln wir die Realität. Möglich wird dies durch die zauberhaften Komödien unseres Hausautors Sigi Domke. Nicht die Weltpolitik steht bei uns auf der Bühne, der Mondpalast zeigt, wie sich die Menschen fühlen in einer Zeit, in der das Ruhrgebiet sich als Ballungsraum wandelt, weil es sich wandeln muss.

Inherne: War es richtig, Wanne-Eickel als Standort zu wählen?

Stratmann: Auf jeden Fall. Bei der Wahl des Standorts im Jahre 2003 hatte ich zwei Alternativen. Ich konnte entweder ein „Gelsenkirchener Barocktheater“ eröffnen oder den „Mondpalast von Wanne-Eickel“. Ich habe mich für Wanne-Eickel entschieden, weil ich in Herne großartig unterstützt wurde, ganz besonders durch die damalige Kulturdezernentin Dr. Dagmar Goch. Außerdem ist Wanne-Eickel in ganz Deutschland ein Begriff, da muss man nichts erklären. Manche Menschen glauben sogar, Wanne-Eickel gäbe es gar nicht. Wir arbeiten nach wie vor daran, dass sich das ändert.

Inherne: Was ist Ihre Philosophie?

Stratmann: Ganz einfach: Wir sind absolute Dienstleister. Respekt und Demut vor unseren Gästen steht in meiner Philosophie ganz vorne.

Inherne: Wie gehen sie mit einem Misserfolg um?

Stratmann: Dann ärgere ich mich maßlos und quäle mich mit der Frage, ob ich das nicht hätte früher erkennen oder vermeiden können. Aber wenn ich mich genug geärgert habe, schiebe ich das weg und dann heißt es wieder: nach vorne!

Inherne: Der Mondpalast von Wanne-Eickel ist ein Privattheater. Wie groß ist das persönliche Risiko, ein solches Haus zu gründen?

Stratmann: Es war ein Wagnis, keine Frage. Ich habe rund 350.000 Euro privates Vermögen in meinen Traum vom Volkstheater investiert. Heute habe ich Grund zur Freude, denn der Erfolg gab uns Recht. Wir haben eine Auslastung von über 90 Prozent – bei etwa 160 Vorstellungen pro Jahr. Das ist wirklich ein Rekord, wenn man bedenkt, dass der Mondpalast an jedem Spieltag 495 Plätze füllen muss, mehr als das Grillotheater in Essen, mehr als Millowitsch in Köln und Ohnsorg in Hamburg. Für mich ist es ein echtes Glücksgefühlt, wenn 500 Gäste bei mir einen schönen Abend haben.

Angler_C(Lösungshinweis Rätsel inherne 1/2014)