Interview

„Der Run aufs Gymnasium ist unverändert“

7. März 2014 | Gesellschaft Kultur

Schulleiter Egon Steinkamp und Nicole Nowak diskutieren über die Ziele des Otto-Hahn-Gymnasiums. Schulleiter Egon Steinkamp und Nicole Nowak diskutieren über die Ziele des Otto-Hahn-Gymnasiums.

 

Siehe auch inherne drückt die Schulbank

Inherne: Welches sind die zentralen Botschaften ihrer Schule?

Nowak: Die individuelle Förderung ist unser Hauptbaustein. Bestandteil unseres umfangreichen Förderkonzeptes ist beispielsweise der „Förderturm“, der in den 5. Klassen ansetzt. Ziel ist es, die individuellen Schwächen und Stärken aufzugreifen und zu fördern.

Steinkamp: Der Metabegriff müsste eigentlich „Individualisiertes Lernen“ heißen. Die Schüler sollen in die Lage versetzt werden, selbstgesteuert und eigenständig zu arbeiten.

Nowak: Sie sollen Rüstzeug an die Hand bekommen, mit dem sie später in der Ausbildung oder im Studium klar kommen. Die individuelle Förderung ist in den Mittelpunkt gerückt worden, weil die Schülerschaft so heterogen, also unterschiedlich, ist. Wir haben Schüler mit unterschiedlichen Hintergründen, unterschiedlichen Erfahrungen. Darauf muss sich ein Gymnasium einstellen.

Otto-Hahn_Schueler_copyright_Horst_Martens Frontal-Unterricht gehört der Vergangenheit an.

Steinkamp: Auch der Unterricht hat sich verändert - weg vom Frontalunterricht. Schule vermittelt nicht nur Wissen, sondern auch Kompetenzen. Da haben wir in der Tat einen Paradigmenwechsel.

Inherne: Könnte Otto Hahn mit Ihnen zufrieden sein, wenn er noch lebte?

Steinkamp: Wir versuchen in den Naturwissenschaften auch unserem Namen gerecht zu werden. Ein Beispiel von vielen: In der Mittelstufen-Initiative „Kleine Einsteine“ werden 20 bis 30 Schüler ausgebildet, die dann, ausgestattet mit ihrem Experimentierkoffer, in Kitas und Grundschulen gehen und Basisunterricht in Naturwissenschaften betreiben.

Unsere Schüler gehen an Schülerlabore an der Universität, um erste Erfahrungen im universitären Betrieb zu sammeln. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Projekte.

Inherne: Sind Sie auch für die Zukunft gerüstet, wenn Sie an die demografische Entwicklung denken?

Steinkamp: Durch G8 (achtjährige Gymnasialzeit) werden insgesamt die Schülerzahlen geringer, so dass auch die Betriebe dementsprechend handeln müssen, um ihre Ausbildungsplätze besetzen zu können. Weil wir in der Berufsorientierung schon viele Erfahrungen gesammelt haben, hoffen wir, auch da schon ganz gut aufgestellt zu sein.

Nowak: Die Bildungsorientierung hat insgesamt immer mehr zugenommen. Das Interesse der Eltern, den bestmöglichen Abschluss für ihre Kinder zu bekommen, ist immer deutlicher sichtbar. Dieser Trend hält weiter an. Von daher haben wir ganz gute Karten.

Inherne: Wie sehr sind Sie mit Ihren Schülern zufrieden?

Nowak: Wir haben eine nette Klientel. Schüler, die von sich aus nachfragen, wenn Unterrichtsausfall droht. Wir machen doch bald Abitur, sagen sie besorgt. Andere würden sich vielleicht freuen: Prima, der Unterricht fällt aus.

Steinkamp: Wir wünschen uns, dass sie noch fleißiger und besser sind. Aber wenn unsere Schüler raus gehen – berufliche Orientierung, Praktikum, Auslandspraktikum, Assessment, Universität –, dann bekommen wir immer wieder gespiegelt, wie angetan man außerhalb der Schule von ihnen ist.

Das Interview führte Horst Martens

 www.otto-hahn-gymnasium.de