Heimatmuseum

Eigenrauch, Bradler und Lücke eröffnen Fußballausstellung

2. Juli 2014 | Freizeit Gesellschaft

"Yyyyves" – der Publikumsliebling auf Schalke

Die erste Halbzeit am Mikrofon übernahm Eigenrauch. Im Parkstadion war er über Jahre der Publikumsliebling auf Schalke. Da war es fast schon selbstverständlich, dass der Ex-Profi mit einem langgezogenen „Yyyyves" vor seinem ersten Doppelpass mit Piorr begrüßt wurde. Die „Yyyyves"-Rufe gehörten im Parkstadion zum festen Ritual. Für den Ex-Profi war das nicht immer leicht: „Ich dachte immer, ich muss den Fans etwas zurückgeben." Dabei gab er den Königsblauen auf den Rängen viel zurück. Denn seine Malochermentalität kam an. Dass die Menschen im Ruhrgebiet den Fußball nicht nur am Samstagnachmittag, sondern die ganze Woche über im Herzen tragen, weiß der inzwischen in Wanne-Eickel wohnende Ex-Profi natürlich. „Die Begeisterung finde ich auch gut, wenn es aber zu extrem wird, habe ich doch meine Schwierigkeiten damit", gestand der Ex-Schalker, der den Personenkult um sich und andere Fußballer kritisch sieht. Mit den Knappen gewann er 1997 sogar den Europapokal. Dabei habe er viel lieber trainiert als gespielt, verriet er zwischen den beiden WM-Achtelfinalspielen Frankreich – Nigeria und Deutschland – Algerien.

 

  • Sein Autogramm ist immer noch begehrt: Norbert Lücke beim Unterzeichnen von verschiedenen Plakaten, die noch käuflich im Heimatmuseum zu erwerben sind. © Michael Paternoga, Stadt Herne

„Ich war kein guter Fußballer"

Dass die Spieler während der Weltmeisterschaft angespannt sind, dürfte klar sein. Für Eigenrauch ist das aber nicht auf das Profitum begrenzt: „Die Anspannung ist da. Da gibt es keinen Unterschied, ob ich in der Kreisliga C ein wichtiges Spiel habe oder in der Nationalmannschaft." Der Ex-Schalker weiß wovon er spricht, unter Berti Vogts und Erich Ribbeck wurde er einige Male für das DFB-Team nominiert. „Dabei war ich kein guter Fußballer", betont der Talkgast. Mit begrenzten Möglichkeiten habe er es dennoch über einen längeren Zeitraum geschafft, in der Bundesliga zu spielen. „Heute ist das nicht mehr möglich", betonte Eigenrauch kurz vor seiner „Auswechslung".

Lücke: „Habe nie gegen Westfalia Herne verloren"

Denn kaum hatte der Ex-Profi das Podium verlassen, begann die zweite Halbzeit der Talkrunde mit der „Einwechslung" von Jürgen Bradler und Norbert Lücke. Und damit kam es zum immer jungen Duell zwischen dem DSC Wanne-Eickel, wo Norbert Lücke quasi noch heute eine Legende ist, und dem SC Westfalia Herne, dort, wo Jürgen Bradler nach seiner Bundesligazeit beim VfL Bochum zwischen den Pfosten stand. Der goldene Ehrenring, den Bradler damals nach dem Aufstieg in die Bundesliga erhielt, ist übrigens eines der Ausstellungsstücke, die noch bis 30. September im Heimatmuseum zu sehen sind. Was die Fußballfans dagegen nie gesehen haben sollen, ist eine Niederlage von Norbert Lücke gegen den Rivalen vom Schloss Strünkede. „Stimmt diese Theorie wirklich?", hakte Piorr als gekonnter Moderator noch einmal nach. „Ja, das stimmt. Ich habe nie gegen Herne verloren", bestätigte Lücke und fügte hinzu: „Herne war für uns die verbotene Stadt. Aber wir haben gerne gegen Herne gespielt. Kaum waren die 90 Minuten abgepfiffen, da haben wir schon an das nächste Duell gedacht." Und gerade die Derbys zu Zweitligazeiten elektrisierten natürlich die Fans. Während heute beide Vereine froh wären, wenn die Zuschauerzahlen vierstellig wären, pilgerten damals 10.000 Fans in die Stadien. Es war die Zeit als Robert Heitkamp und Erhard Goldbach die Geschicke der beiden großen Vereine maßgeblich bestimmten.

Viel Harmonie zwischen DSC und Westfalia

Während in den 70er Jahren um jeden Meter verbissen gekämpft wurde, blieb es auf dem Podium zwischen den einstigen Rivalen harmonisch. Selbst Ralf Piorr konnte keinen Keil zwischen die beiden Fußballfreunde treiben: „Jürgen, du kannst doch nicht den Norbert loben, wir wollen hier Konflikte", sagte der Moderator mit einem Augenzwinkern. Doch Bradler lobte weiter: „Der Norbert war einer der besten Zehner, die auf dem Platz agierten. Außerdem kann ich es nicht widerlegen, dass seine These stimmt. Ich glaube, er hat wirklich nie gegen die Westfalia verloren."

Schwere Zeiten für kleine Vereine

Bei aller Harmonie auf dem „Platz" gab es allerdings auch bedenkliche Töne. „Der Fußball boomt, die Bundesliga ist ein Riesengeschäft, aber ich habe das Gefühl, die Amateurvereine wie Westfalia und DSC geraten in die größte Krise seit Jahrzehnten. Seht ihr das ähnlich?" wollte Piorr von den Experten wissen. Lücke konnte leider nicht widersprechen. „Ja, so sehe ich das auch. Wenn wir früher 10.000 Zuschauer hatten und heute beim DSC vielleicht oder 150 oder 200 Zuschauer zum Spiel kommen, dann tut einem das schon weh in der Seele. Ich glaube nicht, dass die Amateurvereine noch einmal so eine Identität bekommen, dass sie von sich aus überleben können. Gerade die kleinen Vereine wie A-, B- oder C-Ligisten werden nicht mehr lange existieren", befürchtet Lücke.

 Fußball-Ausstellung: Ihr fünf spielt jetzt vier gegen drei

Ort: Heimat- und Naturkundemuseum, Unser-Fritz-Straße 108

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr

Samstag: 14 bis 17 Uhr

Sonntag: 11 bis 17 Uhr

Die Ausstellung ist bis zum 30. September zu sehen