Ein anderer Blick auf die Reformation
Jan Zweyers Ruhrgebietssaga geht weiter. Der Dortmunder grafit-Verlag veröffentlicht jetzt den vierten Historienband des Herner Autors mit dem Titel "Ein Königreich von kurzer Dauer". Darin wird die Geschichte der angesehenen Hattinger Handelsfamilie von Linden weiter geführt. Es geht um die Lebenswege dreier Brüder der zweiten Generation.
Der radikale Zweig der Reformation
Montag, 6. November, 19 Uhr, Lesung. Jan Zweyer. Ein Königreich von kurzer Dauer. Literaturhaus Herne
Historie ist nur Vehikel für die Geschichte
Der Autor eines solchen Werkes muss viel historisches Wissen verarbeiten. "Die Recherche beginnt, indem man ins Internet schaut", sagt Zweyer. Aber das ist längst noch nicht alles: "Ich gehe in die Archive. Sehr dankbar bin ich dem Stadtarchivar in Hattingen für seine Unterstützung." Außerdem liest der Autor Fachliteratur (sämtlicher Schriftwechsel der Münsteraner Wiedertäufer liegt vor) sowie Sekundärliteratur, bei der es um Sprache und Bräuche der betreffenden Zeit geht. Es geht bei Zweyers Bücher aber nicht darum, die Entwicklungen der Reformation zu analysieren. "Die Geschichte steht im Vordergrund. Die Historie dient als Vehikel. Durch die Handlung wird Geschichte lebendig", sagt Zweyer.
Familiengeschichte bis heute
Während das "Königreich" der Presse vorgestellt wird, sind Zweyers Gedanken schon bei seinem nächsten, dem fünften, Roman. Da geht es um den Klevischen Erbfolgestreit zum Ende des 16. Jahrhunderts und seine Folgen. "Kaum einer weiß heute, dass das Ruhrgebiet 1599 von den Spanieren besetzt wurde. Daran erinnern heute noch Bräuche wie die Gänsereiter in Wattenscheid", sagt Zweyer. Bis ins 21. Jahrhundert, also bis heute, will Zweyer seine Familiensage fortführen. Inspirieren lässt er sich dabei von der Familiengeschichte der Haniels und anderer Ruhrgebiets-Dynastien. "Allerdings", gesteht er ein, "müsste ich da größere Zeitsprünge machen, sonst komme ich noch lange nicht in die Gegenwart." Den Segen des Verlags hat er. "Wie Herr Zweyer das anpackt, das ist imponierend", sagt Verlegerin Ulrike Rodi. Immerhin sind von der Trilogie 30.000 Exemplare verkauft worden. "Die Zahl der Leser nimmt ein wenig ab, das ist ganz normal", sagt Rodi, "aber sehr viele Leser bleiben dran und warten gespannt auf die nächste Ausgabe."
Horst Martens