Informationsveranstaltung für Herne-Mitte - drei weitere folgen

Ein gelungener Auftakt mit wissbegierigem Publikum

25. September 2015 | Gesellschaft

  • Einige Gäste nutzen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Anregungen zu geben. © Michael Paternoga, Stadt Herne

In drei roten Sesseln auf der Bühne hatten Stadtrat Johannes Chudziak und Rainer Overath vom Fachbereich Stadtentwicklung Platz genommen. Später stieß noch Stadtdirektor und Kämmerer Dr. Hans Werner Klee dazu, der gerade aus Berlin gekommen war, wo er zusammen mit Oberbürgermeister Horst Schiereck der Flüchtlingsdebatte im Deutschen Bundestag gelauscht hatte. Der Herner Journalist Jochen Schübel moderierte die Veranstaltung, wobei er die Gesprächsführung geschickt lenkte, indem er politische Statements der Fragesteller verhinderte und allenfalls zwei Fragen pro Person zuließ. Johannes Chudziak erläuterte, wie viele Flüchtlinge in Herne leben, welche Unterkünfte es im Stadtbezirk Herne-Mitte gibt und was die Zukunft bringt. "Von 1.000 Flüchtlingen in NRW kommen acht nach Herne", erklärte er den sogenannten Königsteiner Schlüssel. "Gibt es eine Obergrenze?" stellte er eine rhetorische Frage, die er dann selbst beantwortete: "Nein, die gibt es nicht." Er hoffe, dass diese Veranstaltung zum besseren Verständnis für die Flüchtlinge beitragen möge und Herne eine offene Gesellschaft bleibe.

Die nächsten Infoveranstaltungen:

Den Montag, 28. September 2015, 19 Uhr, sollten sich die Menschen im Bezirk Wanne vormerken. Im Saal der Volkshochschule im Haus am Grünen Ring, Wilhelmstraße 37, informiert die Verwaltung.

 Zwei Wochen später am Montag, 12. Oktober 2015, folgt die Zusammenkunft in Sodingen, im Bürgersaal der Akademie Mont-Cenis um 18:30 Uhr.

Das Volkshaus Röhlinghausen ist dann am Montag, 19 Oktober, ebenfalls um 18.30 Uhr, Schauplatz für den Informationsabend für den Bezirk Eickel.

 

Was ein Flüchtling kostet

Rainer Overath erklärte, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit die Stadt eine Grundstücksfläche oder eine Immobilie als geeignet einstuft: Bauordnung, Brandschutz, Verfügbarkeit, akzeptable Infrastruktur und angemessene Marktpreise sind die Kategorien, die jeweils geprüft werden müssen. Neben Zelten und Containern werde die Stadt auch feste Gebäude errichten, die dann, wenn die Flüchtlinge wieder ausziehen, dem sozialen Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen. Kämmerer Klee führte aus, was die Stadt ein Flüchtling im Jahr kostet (12.000 bis 13.000 Euro) und forderte Land und Bund auf, die Kommunen komplett von diesen Aufwendungen zu entlasten. "Die Flüchtlingsthematik ist die größte Herausforderung seit 30 Jahren!" sagt Klee und datierte die Zeitrechnung auf vor den Mauerfall zurück.

Engagiert, aber sachlich

Engagiert, aber sachlich beteiligten sich die Zuschauer an der Fragerunde. Einer von ihnen, Udo Jakat, forderte Koordinatoren für das Ehrenamt. Viele andere Themen wurden angesprochen: der Fahrplan für das Containerdorf an der Südstraße (Inbetriebnahme um die Jahreswende), die Anzahl der Toiletten für die Flüchtlinge der zukünftigen Notunterkunft an der Dorstener Straße oder die Betreuung allein reisender Frauen oder minderjähriger Kinder. Am Schluss eine aufrüttelnde Frage eines Mannes an Stadtrat Chudziak: "Können Sie noch ruhig schlafen?" Die Antwort: "Ich glaube, wir machen einen guten Job. Ob der Gesamtsituation fällt es mir allerdings manchmal schwer, in den Schlaf zu fallen."