Buch- und Medienausstellung in der Stadtbibliothek zum Bergbau-Abschied

Ein Hauch von Pütt

30. August 2018 | Gesellschaft Kultur

  • Exponate zum Bergbau in der Stadtbibliothek. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

"Viele Leute sehen das Ende der Bergbautradition mit Wehmut", weiß Ingrid von der Weppen, Leiterin der Stadtbibliothek. Sie kann sich in die Gefühle der Menschen hineinversetzen, weil sie auch aus einer Bergmannsfamilie kommt und als Exponat die "Schwarze Barbara" beisteuerte. Mehrere Dutzend Bücher und Bildbände, die in mehreren Schaukästen vorgestellt werden, befassen sich aus unterschiedlichen Ansätzen mit dem Thema. "Vor allem die Kinder sind mir ein Anliegen", sagt von der Weppen, "deshalb stellen wir auch schöne Kinderbücher aus, die Geschichte wunderbar erklären."

"Mein lieber Herr Kokoschinski"

Ausgesucht aus dem großen Bestand der Stadtbibliothek hat die Bücher Torsten Hachtel, Bibliothekar und Lektor der Ausstellung. So beschreibt das Buch "Unter uns" von Werner Müller auf faszinierende Weise die Hintergründe des Bergbaus. "Koks und Cola" ist ein großformatiger Bildband, der die 50-er Jahre beleuchtet. ("Jeder hatte eine Lederhose", hieß es dazu in der Pressekonferenz.). Die Ruhrgebietssprache beleuchtet Heinz H. Menge in "Mein lieber Herr Kokoschinski" vor. Über Mord und Totschlag vor einem geschichtlichen Hintergrund erzählt Jan Zweyer in seinen historischen Kriminalromanen. Auch Romantiker kommen zum Zug - in "Das Ruhrgebiet für Verliebte" - wobei unsere Stadt mit zwei Beispielen für ein verträumtes Rendezvous vorkommt - mit Schloss Strünkede und dem Mondpalast. Außerdem wird der 30-minütige Film "Auf Kohle geboren" von Claus Bredenbrock für Interessierte gezeigt (einfach an der Theke melden!). Diese Dokumentation befasst sich mit dem Steinkohlenbergbau in Westfalen und erzählt von der Mentalität der Menschen, die vom Leben auf und mit der Kohle geprägt sind.

Stockhorst - seine Erinnerungen und seine Exponate

Hartmut Stockhorst bereichert die Ausstellung mit verschiedenen Ausstellungsstücken. Stockhorst selbst verkörpert Bergbaugeschichte noch beinahe lebendiger als seine Exponate. Er ist ein hervorragender Erzähler, allerdings stand er mit seinen Geschichten nur für die Pressekonferenz zur Verfügung. Alle andere Besucher können mit seinen Objekten vorlieb nehmen. Stockhorst ist gebürtiger Wuppertaler. Nach dem Krieg fand der Vater Arbeit in einer Herner Zeche. "Wir lebten am Anfang im Ledigenheim am Shamrockring in einem Raum", erinnert sich Stockhorst. Den Bergbau mied der junge Mann anfänglich, aber wegen der guten Verdienstmöglichkeiten sattelte er um. Von 1953 bis 1962 war er auf der Zeche Friedrich der Große tätig, aus Krankheitsgründen wechselte er seinen Beruf. Aber diese kurze Zeit aufm Pütt hat er noch lebhaft vor Augen. Stockhorst wurde Sammler von Herne-Souvenirs - Schönes, Kitschiges und Geschmackloses. Und ein Teilbereich dieser Andenken sind eben die Bergbau-Objekte von der Grubenlampe über die Medaille der Grubenwehr bis hin zur Markennummer und zur Kaffeepulle.

Die Ausstellung wird bis Ende September in der Stadtbibliothek Herne-Mitte zu sehen sein.

Horst Martens