Tim Wiesner ist bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag

Ein Herner Talent im Tor

23. Juli 2018 | Freizeit Gesellschaft

Training mit Lothar Matuschak

Bei SG Herne 70 hat alles angefangen. „Mein Vater war zwar Handballer, aber mir hat Fußball schon immer besser gefallen“, erzählt Tim Wiesner, der noch in der Grundschule in die Kreisauswahl des DFB-Stützpunkts berufen wurde. Die erste Stufe des Leistungsfußballs hatte er damit erreicht. Es folgten Stationen bei TuS Hordel, Rot-Weiß Essen und Schalke 04. Beim Gelsenkirchener Verein wurde der Torwart unter anderem von Lothar Matuschak trainiert, der einst Manuel Neuer förderte. „Im März 2015 habe ich meinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben. Dann ging das Abenteuer los“, sagt der 21-Jährige rückblickend. Dabei hat er selbst nie wirklich damit gerechnet: „Ich habe mir nie groß Gedanken darüber gemacht. Aber als ich in Essen gespielt habe, habe ich angefangen davon zu träumen.“

In der vergangenen Saison konnte er dann gegen den MSV Duisburg in der zweiten Bundesliga antreten – als Stammtorhüter Michael Rensing ausfiel und auch der Ersatzmann Raphael Wolf verletzt ausgewechselt wurde. 30 Minuten stand der 1,92 Meter große Herner auf dem Platz vor rund 40.000 Fußballfans: „Es war unglaublich. Ich stand so unter Spannung. Ich habe gar nichts mitbekommen“, so Wiesner, der aber in dieser Zeit kein Tor kassierte.

Verletzungspause

Aktuell kuriert Wiesner eine langwierige Schambeinentzündung aus, deswegen ist er noch nicht mit den anderen Profis im Training. Aber er ist fest entschlossen, sich zurück zu kämpfen: „Ich bin momentan im Aufbautraining. Ich möchte wieder voll einsteigen, wenn ich 100-prozentig fit bin.“ Die Verletzungen, vor zwei Jahren hatte er große Probleme mit der Schulter, haben ihn verändert, wie der in Dortmund geborene Spieler verrät: „Früher war ich viel zu ehrgeizig. Durch die Verletzungen bin ich ruhiger geworden.“

Wenn er im Training ist, steht er jeden Tag morgens um 7 Uhr auf. Dann macht er sich von Herne auf den Weg nach Düsseldorf. Hier gibt es ein gemeinsames Frühstück mit den anderen Profis, danach folgt die Vorbereitung aufs Training, zu dem unter anderem 45 Minuten Torwarttraining mit Claus Reitmaier gehören. Danach werden die Muskeln gedehnt und die Physiotherapeuten machen sich ans Werk.

Wenn er dann am Nachmittag wieder zurück in Herne ist, muss er sich an die Bücher setzen. „Ich studiere an der Fern-Uni Kraftfahrzeugtechnik“, erklärt Wiesner, der sein Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium gemacht hat. Das Studium ist ihm wichtig, auch wenn es manchmal schwer sei alles unter einen Hut zu bekommen: „Ich versuche es durchzuziehen.“ Wenn er dann noch Zeit findet, trifft er sich mit Freunden oder widmet sich seinem Hobby: der Leidenschaft für Autos. Dabei achtet der Profi aber natürlich immer auf seine Gesundheit und Fitness: „Momentan versuche ich keinen Zucker zu essen, damit die Entzündung nicht gefördert wird.“

Dank gilt der Familie

Dass er es überhaupt schon so weit geschafft hat, verdankt Wiesner nicht zuletzt seiner Familie. „Meine Eltern und Großeltern sind schon tausende Kilometer gefahren, um mich zum Training oder zum Spiel zu fahren oder mich spielen zu sehen. Mein Opa hat auch viel gefilmt. Es ist so witzig, wenn wir uns das jetzt anschauen“, lacht der 21-Jährige, der sich die Rückmeldungen seiner Familie nach einem Spiel sehr zu Herzen nimmt. Sein Vorbild ist der französische Nationaltorwart Hugo lloris. „Er hat einen ganz eigenen Stil. Das möchte ich mir nicht abgucken, sondern auch meinen eigenen Stil entwickeln“, erklärt der Keeper.

Wohin seine Karriere noch geht, kann niemand vorhersehen. Aber sein Traum ist klar: „Mein Ziel ist es, in der 1. Bundesliga als Stammtorwart zu spielen.“ Dafür will Wiesner in der kommenden Saison unbedingt mehr Spielpraxis sammeln – im Tor der U23 von Fortuna Düsseldorf in der Regionalliga West.

Anja Gladisch