Joachim Król rezitiert in der Produktion „Seide" im Herner Kulturzentrum

Erster Auftritt des „Königs“ in seiner Heimatstadt

5. Januar 2017 | Gesellschaft Kultur

Veranstaltungstipp: Freitag, 13. Januar, 20 Uhr, Kulturzentrum Herne. Flottmann-Hallen und TGG Herne präsentieren: "Seide" mit Joachim Król und dem South of the Border Jazztrio nach dem Roman von Alessandro Baricco.

Eintrittspreis
28,00 Euro inkl. Gebühren

Tickets
Eintrittskarten gibt es bei www.proticket.de online

oder an VVK-Stellen in Herne: Stadtmarketing Herne GmbH, Bürgerlokal Wanne und an allen anderen bekannten Vorverkaufsstellen.

Viel passiert

Viel ist seitdem geschehen. Längst verbindet man mit Joachim Król nicht  mehr nur „Der bewegte Mann", „Rossini" oder „Lola rennt", sondern auch den Commissario Brunetti in „Donna Leon" oder den Frankfurter „Tatort"-Kommissar Steier. Nach sieben gelösten Fällen gab Król 2015 überraschend seine Ermittlungstätigkeit am Main auf, was ob des Erfolgs verwunderte. Zum ersten Mal überhaupt betritt der Schauspieler in seiner Heimatstadt Herne die Bühne – und das, obwohl er sich immer wieder zu Herne bekannte.

inherne: Nach einigem Hin und Her hat es endlich geklappt. Es war ein wenig schwierig, zu diesem Interview zu kommen.

Król: Ja, ich war so schrecklich viel unterwegs. Ich komme von den Bachtagen aus Dresden und spreche hier in Berlin mit einem Produzenten über ein neues Vorhaben.

inherne: Sie treten am Freitag, 13. Januar, im Herner Kulturzentrum mit dem Stück „Seide" auf. Wissen Sie, wann Sie das letzte Mal in Herne auf der Bühne standen?

  • Joachim Król. © Emanuela Danielewicz

„Ich glaube, ich bin noch nie in Herne aufgetreten."

Król (überrascht): Ich glaube, ich bin noch nie in Herne aufgetreten. Nein, das ist wohl tatsächlich das erste Mal. Ich war vor kurzem einige Kilometer entfernt mit „Parlami d'Amore" bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen. Aber in Herne...

inherne: Man kann nur hoffen, dass Ihr Auftritt keine einmalige Angelegenheit ist, zumal die Bürger doch ziemlich stolz auf den Sohn ihrer Stadt sind.

Król: Ich selbst habe mich in den Vorjahren auch gefragt: Warum ist denn Herne nicht dabei? Dann habe ich den Produzenten gebeten, sich darum zu bemühen.

inherne: Gemeinhin zieht es Filmschauspieler während der freien Zeit zwischen den Drehtagen auf die konventionelle Theater-Bühne. Aber Sie betreten mit „Seide" ein besonderes Terrain?

Król: „Seide" läuft bereits im fünften Jahr. Insofern nichts Neues.
Wir spielen es meist zum Jahresauftakt. Im späteren Verlauf des Jahres steht dann „Parlami d' Amore" auf dem Programm, welches ich gemeinsam mit der sizilianischen Sängerin Etta Scollo gestalte.

inherne: Publikum und Kritik sind jeweils begeistert. Das wird in Herne nicht anders sein. Weil es Ihnen gelingt, mit dem typischen Król-Spiel – also sparsamen Gesten, trockenem Humor und trotz Zurückhaltung eindrucksvoller Stimme - den Figuren Leben einzuhauchen.

Schön ist, wenn Kopfkino abläuft."

Król: Bühnenpräsentationen dieser Art gibt es nicht sehr häufig in Deutschland. Umso schöner und erstaunlicher ist es, dass sie so erfolgreich sind. Am schönsten ist es, wenn die Leute nach der Vorstellung auf mich zukommen und sagen, das sei Kopfkino.

inherne: Wann machen Sie wieder klassisches Theater?

Król: Was ich mache, ist ein Kompromiss. Ich stehe auf der Bühne und habe direkten Kontakt zum Publikum. Bei Filmen ist das so nicht möglich. Auf der Bühne zu stehen, das ist ein Bedürfnis, das ist „schauspielerische Hygiene" und macht den Kopf frei. Aber mich fest an ein Theater zu binden, kommt für mich nicht in Frage – auch aus Zeitgründen.

inherne: Sie werden in Herne im vor Kurzem modernisierten Kulturzentrum rezitieren. Erinnern Sie sich an den Bau aus Ihrer Herner Zeit?

Król: Das KuZ wurde Mitte der 70-er gebaut. Ich erinnere mich, dass ich als Gymnasiast im Rohbau rumgeturnt bin.

inherne: Ganz in der Nähe sind immer noch die Spuren der Zeche „Friedrich der Große" sichtbar. Dort war Ihr Vater Bergmann. „Ich bin eng verbunden mit dem Milieu", haben Sie in unserem ersten inherne-Interview gesagt. Dazu gehört auch Ihre Liebe zum Ruhrgebiets-Fußball und besonders zu Westfalia Herne. Und es ist noch nicht lange her, dass Sie den „heiligen Rasen" dieses Stadions wieder betreten haben.

„Ich habe meine Fußballleidenschaft thematisiert."

Król: Neulich hatte ich einen Drehtag für eine Kino-Doku über die englische Fußballhymne „You never walk alone" im Westfalia-Stadion. Beim Dreh mit dabei war übrigens auch Hans Tilkowski, der für Westfalia aber auch für Borussia Dortmund steht.

Als wir also im Westfalia-Stadion standen und drehten, fiel mir ein, dass ich das letzte Mal zum hundertjährigen Jubiläum des Vereins im Jahre 2004 im Strünkeder Stadion war. Und das liegt ja auch schon eine Zeitlang zurück.

inherne: Und kommen Sie sonst nach Herne?

Król: Das sind dann immer ganz private Anlässe. Meine Schwester und mein Bruder leben hier.

inherne: Ich habe bei der Vorbereitung auf das Interview gemerkt, dass die Menschen Ihren Namen unterschiedlich aussprechen. Die einen sagen Krool, die anderen Kroll. Was ist richtig?

Król: Der Name stammt aus Polen. Wird er polnisch ausgesprochen, landet man schnell beim „u". Deshalb sage ich selbst immer Krool.

inherne: Was bedeutet der Name?

Król: König.

inherne: Dann sind Sie also der König von Herne. - In nächster Zeit wird
man Sie recht häufig auf der Leinwand sehen. An welchen Filmen sind Sie denn beteiligt?

Król: An „Über Barbarossaplatz", dem ersten Beitrag einer neuen TV-Spielfilmreihe des WDR. Ein Drama aus dem psychologischen Milieu. Zudem am ZDF-Zweiteiler „Tod im Internat", bei dem ich einen hohen Verfassungsschutzbeamten spiele.

Der Geschichts-Zweiteiler „Gotthard" kommt zu Weihnachten ins Fernsehen und erzählt von den Einzelschicksalen rund um den Bau der legendären ersten Gotthard-Tunnel-Strecke. Auf der Piazza in Locarno feierte der Film Weltpremiere vor 7.000 Zuschauern. Es war unglaublich!

Im ARD-Film „Die Dasslers" spiele ich den Großvater der Dassler-Brüder. Der Streifen soll im Frühjahr 2017 ausgestrahlt werden.

Ein weiterer Zweiteiler ist „Himmel und Hölle" über Martin Luther, der zum Reformationsjubiläum 2017 ausgestrahlt wird. Zu den Dreharbeiten war ich einige Tage in Tschechien. Meine Rolle ist Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Gegenspieler von Martin Luther. Der Film ist hervorragend ausgestattet, wir spielen in tollen historischen Kostümen.

inherne: Das sind ja jede Menge Produktionen. Wie viele Filme drehen Sie jedes Jahr?

Król: Das kommt ganz auf die Stoffe und auf den Umfang der Rolle an.

inherne: Sie haben mit allen deutschen Filmgrößen – von Götz George bis Til Schweiger, von Sönke Wortmann
bis Tom Tykwer – gespielt. Außerhalb Deutschlands sind Sie weniger präsent. Hat Hollywood Sie nie gereizt?

„Für Hollywood bin ich zu eng mit der deutschen Sprache verbunden."

Król: Beim Dreh des TV Zweiteilers „Anne Frank", eine amerikanisch-tschechische Co-Produktion, habe auch ich mit amerikanischen Schauspielern, unter anderem mit Ben Kingsley, gearbeitet. Man erzählte mir, dass es im Prinzip wohl kein Problem ist, in Hollywood zu arbeiten, aber es wäre gut, wenn man dort vor Ort lebt. Der Sprung wäre mir jedoch zu radikal. Dazu bin ich viel zu eng mit der deutschen Sprache verbunden.

inherne: Haben Sie eine Perspektive und ein Ziel? Stellen Sie sich vor, in den nächsten Jahren will ich dieses oder jenes erreichen?

Król: Nein, das war nie mein Ziel. Das Rollenspektrum erweitert sich ja mit dem Alter. Man wandert durch die Schauspieler-Biographie wie durch ein normales Leben. Ich habe nie gedacht, in fünf Jahren willst du da oder dort sein. Man kann nur einen geringen Teil schauspielerisch gestalten und beeinflussen. Der Rest ist harte Arbeit, um auf hohem Niveau präsent zu sein.

Das Interview führte Horst Martens.

Fotos: Emanuela Danielewicz, ZDF/Hardy Brackmann, ARD Degeto/Wiedemann & Berg/Martin Spelda