Ausstellung

Flottmann. Geschichte eines ehemaligen Weltunternehmens mit dunklen Flecken

13. Januar 2015 | Gesellschaft Kultur

Seit mehreren Jahren setzt sich die Stadt Herne intensiv mit dem dunklen Teil der Stadtgeschichte auseinander. Unter Einbeziehung insbesondere der jungen Generation und mit vielen Schulen als Partner ist daraus eine neue, besondere Art der Erinnerungskultur und der Form des Gedenkens geworden. Mit dem Projekt "Nahtstellen, fühlbar, hier..." wurde gar mit den zehn Erinnerungsorten ein beispielhafter Weg beschritten, für den die Stadt den Stiftungspreis 2014 der Stiftung "Lebendige Stadt" für die "lebendigste Erinnerungsstadt" erhalten hat. Diese aktive Erinnerungsarbeit veranlasste Oberbürgermeister Horst Schiereck letztendlich dazu, auch Recherchen zu der Rolle der Firma Flottmann in der Zeit von 1933 - 1945 anstellen zu lassen. Denn der Rat der Stadt hatte bereits im Oktober 2013 beschlossen, alle in dieser Zeitspanne verliehenen Ehrenbürgerschaften der Städte Herne und Wanne-Eickel abzuerkennen, weil sie von einer demokratisch nicht legitimierten Ratsversammlung vergeben worden sind. Auch Otto Heinrich Flottmann wurde in dieser Zeit die Ehrenbürgerschaft verliehen - für seine Verdienste als Unternehmer, aber auch für sein Bekenntnis zum Nationalsozialismus. Und Flottmann war nicht irgendein Mitläufer, sondern "Nazi der ersten Stunde", wie der Historiker Ralf Piorr im Zuge seiner Recherchen herausgefunden hat. Natürlich mussten die Arbeiter und Angestellten seines Betriebes sich dem Bekenntnis ihres Chefs unterordnen, so dass das Unternehmen bald als "Nazi-Hochburg" bekannt war. Die geschichtliche Aufarbeitung ging aber natürlich weit über dieses dunkle Kapitel hinaus, und sollte nicht auf Otto Heinrichs politisches Bekenntnis reduziert werden. Denn die Bedeutung des Flottmann-Bohrhammers und der Werke werden nicht in Zweifel gezogen. Die Ergebnisse von Ralf Piorr waren dabei so interessant und umfangreich, dass die ursprünglich geplante Aufstellung einer Tafel nicht ausreichte.

  • Pressetermin zur Ausstellung "Flottmann. Eine Geschichte des Reviers". ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Entstanden ist vielmehr eine Dauerausstellung, die in ihren drei Bereichen die Unternehmensgeschichte, die Familiengeschichte und den heutigen Kunst- und Kulturstandort beschreibt. Darüber hinaus sind die Ergebnisse in dem Buch "Flottmann. Eine Geschichte des Reviers" zusammengestellt. Beides - Ausstellung und Buch - wird am Donnerstag, 15. Januar 2015, der Öffentlichkei vorgestellt. Einzelheiten zu dieser Veranstaltung finden Sie im Anhang an diesen Bericht. Bleibt noch die Rolle des heutigen Veranstaltungsortes Flottmann-Hallen: "Durch einen guten Veranstaltungsmix ziehen wir nicht nur die Hernerinnen und Herner, sondern auch viel Publikum aus den umliegenden Städten an", so Peter Weber, als Leiter des städtischen Fachbereichs Kultur Hausherr in den Hallen. Und: "Die Menschen aus dem Stadtteil sind stolz auf ihre Flottmann-Hallen". Durch die Ausstellung sieht Weber eine weitere Steigerung der Attraktivität des Standortes. Er will sich deshalb darum bemühen, den Standort als Ankerpunkt der "Route der Industriekultur" zu etablieren. Denn "Flottmann. Eine Geschichte des Reviers" bedeutet auch, dass die Geschichte dieses Unternehmens das Revier mit geprägt hat.

Unter der Überschrift Flottmann. Eine Geschichte des Reviers erwartet Sie am Donnerstag, den 15. Januar 2015, ab 18 Uhr in Halle 3 der Flottmann-Hallen ein überraschungsreiches Programm:

 

Flottmann. Ein Beitrag zur lokalen Geschichtskultur.

Eröffnung durch Oberbürgermeister Horst Schiereck

 

Bohrhammer und Hakenkreuz

Eine Diskussionsrunde zur historischen Rolle der Flottmann-Werke.

Gäste: Hubert Emmerich (Siedlergemeinschaft Anna-Luise-Straße),

Prof. Dr. Stefan Goch (Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen) und

Ralf Piorr (Hrsg. des Buches „Flottmann. Eine Geschichte des Reviers“)

 

Wenn du denkst, Flottmann geht unter…

Aufführung des wiederentdeckten „Flottmann-Walzers“ (Text: Heinrich Flottmann),

neu arrangiert und interpretiert vom Salonorchester Cantabile

unter der Leitung von Christian Ribbe

 

Im Rahmen dieser Veranstaltung wird die neue Dauerausstellung zur Geschichte der Flottmann-Hallen eröffnet sowie das begleitende Buch „Flottmann. Eine Geschichte des Reviers“ vorgestellt.

Hier lesen Sie einen weiteren Bericht über die Ausstellungseröffnung.