Fremde Arten im Biotop

26. Juli 2018 | Freizeit Gesellschaft

Von "invasiven Arten" spricht Rolf-Dieter Reinholz, Teamkoordinator der Unteren Naturschutzbehörde (gehört zum Fachbereich Stadtgrün). Reinholz meint damit Tiere, die nicht ins Biotop gehören, sondern sozusagen eingewandert sind und das Gleichgewicht stören. Beispiele dafür sind direkt vor dem Stadtgrün-Quartier Auf dem Stennert zu bestaunen: Die riesigen Scharen von Kanadagänsen und Nilgänsen, die sich rund um die beiden Ostbach-Teiche eingenistet haben und auch im Winter nicht daran denken, abzuhauen.

  • Eine Schar Kanadagänse macht sich auf, die Strasse zu überqueren um einen neuen Futterplatz auszumachen. © Thomas Schmidt, Stadt Herne

Amphibienbestand im Voßnacken dezimiert

Aber zurück zum Voßnacken. 1987 wurde er zu Hernes erstem Naturschutzgebiet erklärt, denn das Areal war bekannt für seinen erstaunlichen Amphibienbestand. "Mehrere Tausend Frösche tummelten sich dort, Gras- und Wasserfrösche, Berg- und Teichmolche. Doch dann kamen die amerikanischen Sonnenbarsche und haben den Laich aufgefressen." Die Stadt fischte vor einigen Jahren 600 Sonnenbarsche heraus. Später füllte sich der Teich langsam mit Fischen, die von Aquarianern ausgesetzt wurden.

Aktion: Fische retten!

Noch gestern waren Mitarbeiter vom Fachbereich Stadtgrün im Voßnacken aktiv - unter anderem Rolf Reinholz, Marion Kandil von der Unteren Jagd- und Fischereibehörde und der Fischereibeauftragte Udo Paschke. Bis in den Abend hinein haben sie Fische gerettet, die sich in den einzelnen Wasserlachen noch rührten. Sie fahren auch einen Tag später nochmal hin, um die letzten Fische einzusammeln. Gut 150 Karpfen sowie riesige Welse und sogar einen Aal hat Stadtgrün gefangen und im Rhein-Herne-Kanal freigelassen. Welse, die bis zum 1,40 Meter groß waren und, so Augenzeugen, Entenküken verzehrt haben. Auch andere Fische breiteten sich hier aus - beispielsweise die Schwarzmaul

Udo Paschke ist Fischereibeauftragter, Klaus-Wilhelm Schmidt und Reinhold Berheide sind Jagdaufseher. Sie sind für ihre Bereiche ehrenamtlich für die Stadt Herne tätig. Udo Paschke stellt beispielsweise den Schwarzanglern nach. Schmidt und Berheide kümmern sich unter anderem um Tiere, die angefahren wurden und verletzt sind. "Reh auf der Straße" - das gibt es tatsächlich auch in einer Großstadt wie Herne.

"Wir lassen den Weiher so wie er ist", sagt Reinholz. "Die Natur wird ihn sich zurückerobern." Das heißt: Warten, bis der nächste Regen kommt und den Teich füllt. "Und dann werden sich auch wieder die Amphibien einfinden", ist er überzeugt.

Kanadagänse - sympathische Tiere, die sich schnell vermehren

Hunderte von Kanadagänse und Nilgänse erfreuen die Spaziergänger rund um die Ostbachteiche. Für den Fachbereich Stadtgrün ist es kein Grund zur Freude. Ein großer Teil des Ostbaches ist von einer grünen Algenschicht bedeckt. „In den Teich sind zuviel Nährstoffe gelangt", sagt Marion Kandil. „Die Menschen kippen kübelweise Brot hinein, um die Tiere zu füttern." Dabei ist das strengstens verboten. „Die Kanadagänse sind durch die Fütterung wohlgenährt", sagt Kandil. „Die denken nicht daran, im Winter den Aufenthalt zu wechseln." Klaus-Wilhelm Schmidt, ebenfalls Jagdaufseher, unterstreicht: „Das Gewässer ist für so viel Tiere nicht geeignet. Das muss ja umkippen." Die Parole lautet also: Nicht füttern!

"Die Nilgans ist sehr aggressiv", sagt Jagdaufseher Reinhold Berheide. "Ich habe mal beobachtet, wie sich eine Nilgans auf eine hiesige Entenfamilie gestürzt hat und versucht hat, die Mutter unter Wasser zu drücken." Darin unterscheidet sie sich von der Kanadagans, die eher friedlich ist. Tiere, die hier eingewandert sind. Davon gibt es eine lange Reihe. Manche richten keinen Schaden an, andere sind in manchen Gegenden zur Plage geworden - wie zum Beispiel die Waschbären.

Horst Martens