Portrait

Freund und Förderer der Integration

23. Dezember 2015 | Gesellschaft Kultur

Sein Name ist bei der Herner Stadtverwaltung wie selbstverständlich mit dem Thema Integration verknüpft. 22 Jahre lang war Michael Barszap Geschäftsführer des Integrationsrates, der zuvor Ausländerbeirat hieß. Nun wurde er zum stellvertretenden Leiter des Kommunalen Integrationszentrums mit Sitz an der Michael-Schule ernannt. So schließt sich der Kreis. „Back to the roots“, sagt Barszap. Angefangen hat seine Laufbahn schließlich auch an einer Schule. „Ich war 8,5 Jahre Verwaltungsleiter der Gesamtschule Sodingen, eine Stelle, die es heute nicht mehr gibt.“ An dieser Schule unterrichtete übrigens Cengiz Karaefe, der später Vorsitzender des Ausländerbeirates war.

Niemand wollte die Stelle

Als eine Stelle für den Geschäftsführer des Ausländerbeirates ausgeschrieben wurde, bewarb sich Michael Barszap: „Niemand wollte die Stelle haben“, erinnert er sich.  Stadtrat Meinolf Nowak war baff: „Plötzlich meldet sich einer freiwillig.“  Am 1. August 1993 trat er den neuen Posten an, den er bis zum 31. Juli 2015 bekleidete. Der Familienname deutet es an: Barszap hat einen polnischen Hintergrund. „Mein Vater war Pole“, sagt Barszap. Aber davon ist wenig zu merken: „Ich selbst bin weder polnisch noch zweisprachig aufgewachsen“, bedauert er. Der ursprünglich so genannte Ausländerbeirat existierte seit 1979, aber erst seit 1992 wird er gewählt - und 1995 endgültig in der Gemeindeordnung verankert und in Integrationsrat umbenannt. „Nicht nur der Name, auch die Wahrnehmung des Gremiums hat sich geändert“, sagt Barszap. Die Interessen eingewanderter Menschen spielten bei der politischen und gesellschaftlichen Meinungsbildung eine immer größere Rolle. Die Interkulturelle Woche, die bei der Premiere 1992 noch Ausländerwoche hieß, ist eng mit dem Namen Michael  Barszap verbunden. „Das war mein Kind“, sagt Barszap.

Fürchterliche Anschläge

Rückblickend erinnert er sich an die fürchterlichen Brandanschläge in Solingen und in Mölln und an den Runden Tisch beim Oberbürgermeister sowie an die Kampagne gegen rechte Gewalt, die danach von der Stadt Herne gestartet wurde. Die Anschläge auf das World Trade Center spielten sogar in die kurz danach eröffneten Interkulturellen Wochen hinein. „Plötzlich konnte man die Veranstaltung nicht so zwanglos wie geplant  starten lassen. Wir haben uns was einfallen lassen, ließen von Musikern jüdische Klagelieder spielen.“ Am Anfang hatte der Geschäftsführer sein Büro im Sozialamt in Wanne- Eickel. Aber als dann „Integration“ im Zeichen der genannten Krisen immer wichtiger wurde, holte ihn Stadträtin Dr. Dagmar Goch direkt zu sich ins Herner Rathaus. Dort blieb er bis Ende  Juli im Büro ihrer Nachfolgerin Gudrun Thierhoff.

Viele gute Beziehungen

In den 22 Jahren Integrationsrat sind viele gute Beziehungen entstanden. In diesem Gremium lernt „man oft neue Leute, neue Akteure kennen“, was der Tatsache geschuldet ist, das bisweilen Wahlen und damit politische Wechsel anstehen. Eine wichtige Freundschaft entstand mit dem politisch und gesellschaftlich sehr aktiven Hüdaverdi Sahin, der leider viel zu früh gestorben ist. Mit Sahin arbeitete Barszap in der gfi (Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit) zusammen, deren Geschäftsführer er ist. Dort ist es sein Ziel, „Menschen durch niederschwellige Maßnahmen zueinander zu bringen“. So erstellte er – neben zahlreichen anderen Aktionen - mit vielen Akteuren ein multikulturelles Kochbuch („Pottpüree und  Schicht-Kebap“) und brachte viele Nationen zuerst an den Herd und nachher an den Tisch. In diesem Sinne soll die Low- Budget-Küche der gfi am neuen Standort Overwegstraße genutzt werden. „Es geht nicht um den Kochkurs, sondern um die Menschen.“ Seine Affinität zur neuen Kommunikation ist bekannt. Kaum jemand in der Stadtverwaltung hat die sozialen Medien so im Blick wie Michael Barszap. Auf diese  Weise hat er ein starkes soziales Netz  aufgebaut, dass bis in den privaten Bereich hineingeht. Integration ist nicht immer einfach, aber definitiv gelebter Alltag. „Die positiven Beispiele gelungener Integration nehmen wir nicht mehr wahr, weil es zu selbstverständlich ist“, sagt Barszap. Im  Kommunalen Integrationszentrum am Rademachers Weg 15 geht es für Barszap und alle anderen Mitarbieter neben der Förderung von Chancengleichheit in einerimmer vielfältiger werdenden Gesellschaft um die aktuelle Herausforderung  der neuen Zuwanderung nach Herne.

Text: Horst Martens