Und in der Tat können Betrachter zahlreiche Kronen entdecken. Kronen, die man am ehesten einem König zuordnet, aber auch die Dornenkrone. Der biblische Bezug wird schon im Nebentitel deutlich, er heißt „Bilder über Gott und die Welt“.

 Einführung in die Inneneinsicht

Die religiöse Thematik ist kein Zufall – zumindest nicht bei Jaworski, der lange Zeit Pfarrer in Herne war. So ist der Titel der zweite Teil eines Ausspruchs aus der biblischen Offenbarung: „Halte was du hast, und dass niemand deine Krone nehme“. Bei der Vernissage im Rathaus erörterten die beiden Künstler ihr Werk in einer ausführlichen „inneneinsichtigen Einführung“.

Auch in dieser Arbeit von Annette Ihme-Krippner spielt eine Krone eine wichtige Rolle.

„Wutgemälde“ als politische Aussage

Die Kronen, die immer wieder auftauchen, stehen für die Würde des Menschen, „die ständig in den Dreck gezogen wird“. Deshalb sehen sie ihre Bilder als Möglichkeit, Kritik zu üben oder gar als politische Aussage. Das Bild mit dem Titel „Was hülfe es dem Menschen …“ bezeichnet Jaworski als „Wutgemälde“. Die Wut habe ihn ergriffen, als er eine Meldung über die hohen Profite von Energiekonzernen las und an die notleidenden Menschen dachte, denen die gleichen Konzerne den Energiehahn zudrehen. Die Schlagzeile wird als Ausriss gleich Bestandteil des Kunstwerkes. Der Farbe mischt Jaworski Sand, Asche, Kohlestücke, Nägel bei – die Relikte nach einer massiven Energiezufuhr in Form eines Feuers.

„Ich bin ein Minister“

Während Ihme–Krippners Arbeiten häufig von Gesichtern geprägt sind mit „großen, fragenden Augen und leeren Blicken“, aufgetragen in vielen einzelnen Schichten, prägen Jaworskis Bilder Botschaften in Form von Textpassagen, die entweder Zitate aus der Bibel sind oder eigene Formulierungen. Die Künstler präsentieren auch eine Gemeinschaftsarbeit mit dem Titel „I am a servant“, was übersetzt bedeutet „Ich bin ein Diener“. Oder „Ich bin ein Minister“. Was vor vielen Jahrhunderten mal dasselbe war.

Hans-Jürgen Jaworski und sein „Wutgemälde“ („Was hülfe es dem Menschen, wenn …“)