Grenzenlose Sammelleidenschaft
Geld verdreht manchen Menschen den Kopf. Das passierte auch Heinrich Lühring vor gut 40 Jahren. Allerdings jagte der Hobbyhistoriker nicht dem schnöden Mammon nach, seine Interesse galt einer ganz speziellen Devise - dem Notgeld. Und so begann seine Karriere als Hobbyhistoriker.
Gelernter Maler
Sein viele Jahre ausgeübter Beruf hat nichts Geschichtliches. Heinrich Lührig (67) ist gelernter Maler und Lackierer und arbeitete bis zu seiner Pensionierung bei Opel. Vor über 40 Jahren kam der besondere Impuls durch seine erste Begegnung mit Notgeld. „Der Wanne-Eickeler Standesbeamte Messing hat mich eingeführt", sagt Lührig. In den 20er Jahren, als das staatliche Geld durch Inflation stündlich an Wert verlor, setzten Städte und Unternehmen auf das sogenannte Notgeld.
Von den Notgeldern bis zu den Postkarten, sein zweites Sammelobjekt, ist kein weiter Weg. Hier war es ein Oberstaatsanwalt, der seinen Blick auf die alten Poststücke lenkte. „Ich besitze 4.500 historische Aufnahmen von Wanne-Eickel", sagt Lührig stolz. Sie dokumentieren, zumindest teilweise, das Gesicht der Stadt.
Preise für Publikationen
Filme aus Wanne-Eickel
Es geht noch weiter. 2006 wurden die Sequenzen eines unbekannten Hobbyfilmers auf einem Dachboden gefunden. Daraus und aus Schnipseln von alten Wochenschauen und TV-Berichten schnitt Lührig das Werk "Alte Filme auf Doppelacht. Zeitraum 1942-1952", ein filmischer Streifzug durch das Wanne-Eickel der 40er und 50er Jahre. In einer anderen Dokumentation wertet er die Aufnahmen des Amateurfilmer Hans-Dieter Abring aus. "Faszination Cranger Kirmes" zeigt den berühmten Jahrmarkt (siehe auch Preise, Seite 38).
Homepage
Einen fast noch besseren Eindruck als bei ihm zu Hause erlangt man bei einem Besuch seiner Homepage www.wanne-eickel-historie.de. Der Wanne-Eickeler Journalist Bernd Nickel entdeckte auf der Webseite „ein Füllhorn von Erinnerungen und ein El Dorado zum Schwelgen". Um an die alten Schätze zu kommen, recherchiert Lührig heute auch im Netz, aber in erster Linie kann er sich auf die Menschen verlassen, die von seiner Leidenschaft wissen. „Die Leute rufen an und sagen: Ich baue gerade meinen Keller um und habe da was gefunden."
Wer erbt das alles? Lührig: „Das interessiert mich nicht. Nach mir die Sintflut." Na ja, ist wohl eher ironisch gemeint. Tatsächlich ist Lührig der lebendige Beweis für das Engagement der Wanne-Eickeler für ihre Geschichte.
Text: Horst Martens Fotos: Horst Martens, Heinrich Lührig