Heinrich Lührig archiviert die Vergangenheit Wanne-Eickels

Grenzenlose Sammelleidenschaft

29. Juli 2016 | Freizeit Gesellschaft

Gelernter Maler

Sein viele Jahre ausgeübter Beruf hat nichts Geschichtliches. Heinrich Lührig (67) ist gelernter Maler und Lackierer und arbeitete bis zu seiner Pensionierung bei Opel. Vor über 40 Jahren kam der besondere Impuls durch seine erste Begegnung mit Notgeld. „Der Wanne-Eickeler Standesbeamte Messing hat mich eingeführt", sagt Lührig. In den 20er Jahren, als das staatliche Geld durch Inflation stündlich an Wert verlor, setzten Städte und Unternehmen auf das sogenannte Notgeld.

Von den Notgeldern bis zu den Postkarten, sein zweites Sammelobjekt, ist kein weiter Weg. Hier war es ein Oberstaatsanwalt, der seinen Blick auf die alten Poststücke lenkte. „Ich besitze 4.500 historische Aufnahmen von Wanne-Eickel", sagt Lührig stolz. Sie dokumentieren, zumindest teilweise, das Gesicht der Stadt.

Preise für Publikationen

  • Heinrich Lührig hat ein besonderes Faible für die Hülsmann-Brauerei, dabei geht es ihm aber nicht um den Genuss des Bieres. © Stadt Herne, Horst Martens
Lührig war nicht mehr zu bremsen. Seiner Sammelleidenschaft war nur eine Grenze gesetzt: Es musste mit der Geschichte von Wanne-Eickel zu tun haben. So schaute er sich um nach Broschüren und Büchern, die sich mit der  Vergangenheit seiner Heimatstadt befassten. „Wenn du was hast, kannst du was erzählen", heißt seine Devise. Sein erstes Buch "Röhlinghausen, Wanne-Eickel III", als Co-Autor zusammen mit Gerhard Schmitz verfasst, belegte bei einem Geschichtswettbewerb den 4. Platz. Mit der  30-minütigen Multimedia-Show "Die Hülsmann-Story" über die Historie der den Ortsteil Eickel prägenden Hülsmann-Brauerei wurde er Zweiter bei einem Ruhrgebiet-Geschichtswettbewerb. Über die Hülsmann-Brauerei sammelt Lührig alles, was ihm in die Hände fällt – Fotos, Postkarten, Biergläser, Werbematerialien, das erste Firmen-Wappen und das letzte.

Filme aus Wanne-Eickel

Es geht noch weiter. 2006 wurden die Sequenzen eines unbekannten Hobbyfilmers auf einem Dachboden gefunden. Daraus und aus Schnipseln von alten Wochenschauen und TV-Berichten schnitt Lührig das Werk "Alte Filme auf Doppelacht. Zeitraum 1942-1952", ein filmischer Streifzug durch das Wanne-Eickel der 40er und 50er Jahre. In einer anderen Dokumentation wertet er die Aufnahmen des Amateurfilmer Hans-Dieter Abring aus. "Faszination Cranger Kirmes" zeigt den berühmten Jahrmarkt (siehe auch Preise, Seite 38).

Homepage

Einen fast noch besseren Eindruck als bei ihm zu Hause erlangt man bei einem Besuch seiner Homepage www.wanne-eickel-historie.de. Der Wanne-Eickeler Journalist Bernd Nickel entdeckte auf der Webseite „ein Füllhorn von Erinnerungen und ein El Dorado zum Schwelgen". Um an die alten Schätze zu kommen, recherchiert Lührig heute auch im Netz, aber in erster Linie kann er sich auf die Menschen verlassen, die von seiner Leidenschaft wissen. „Die Leute rufen an und sagen: Ich baue gerade meinen Keller um und habe da was gefunden."

Wer erbt das alles? Lührig: „Das interessiert mich nicht. Nach mir die Sintflut." Na ja, ist wohl eher ironisch gemeint. Tatsächlich ist Lührig der lebendige Beweis für das Engagement der Wanne-Eickeler für ihre Geschichte.

Text: Horst Martens Fotos: Horst Martens, Heinrich Lührig

www.wanne-eickel-historie.de