Oberarzt und Pflegekraft aus EvK in Brasilien im Einsatz

Kuscheltiere vertreiben Angst bei kleinen Patienten

12. Januar 2018 | Gesellschaft

„Vielen, vielen Dank an alle, die mit viel Herz fast 2.000 Kuscheltiere und 3.500 Euro für unsere kleinen Patienten in Brasilien gespendet haben", zeigen sie sich beeindruckt. In Coroatá hatten die beiden Spezialisten anstelle von Urlaub zwei Wochen lang unentgeltlich mit einem Ärzte-und Pflegeteam des gemeinnützigen Vereins Interplast-Germany e.V. Kinder mit Kiefern-, Lippen- oder Gaumenspalte operiert.

Im Dauereinsatz bei Temperaturen von 40 Grad

Zwei Wochen lang war das Team von morgens 7 Uhr bis abends 20 oder 21 Uhr im Dauereinsatz – und das bei Temperaturen von bis zu 40 Grad. „Ich habe Deformationen gesehen, mit denen man bei uns überhaupt nicht mehr konfrontiert wird, weil Defekte wie Gaumenspalten in Deutschland bereits im Säuglingsalter korrigiert werden können. Doch diese Menschen sind zu arm, um einen solchen Eingriff bezahlen zu können", berichtet Angélique Saletzki. In Coroatá hingegen traf sie auf Kinder und Jugendliche, die nach der Operation erst einmal normal trinken, essen oder sogar schlucken lernen mussten, weil ihre Deformation ihnen selbst diese elementaren Funktionen nicht zuließ. „Ganz zu schweigen von der gesellschaftlichen Ächtung, der die Kinder wegen ihres Aussehens ausgesetzt waren. Einige wurden sogar von den eigenen Eltern abgelehnt ", erzählt sie.

Umso verängstigter waren die kleinen Patienten in der ungewohnten Umgebung eines Krankenhauses mit all den medizinischen Geräten und der Ungewissheit, was eine Operation bedeutet. „Da war es ein echter Glücksmoment, als wir jedem vor dem Eingriff ein Kuscheltier schenken konnten. Es war unbeschreiblich, wie sich die Kinder gefreut haben", sagt Angélique Saletzki.

560 Patienten in zwei Wochen versorgt

Insgesamt 560 Patienten wurden in den zwei Wochen von dem elfköpfigen Freiwilligen-Team aus Deutschland versorgt, 125 von ihnen operiert. Die Eingriffe fanden gleichzeitig statt an zwei Operationstischen, die in einem Raum direkt nebeneinander standen. Es herrschten zwar einfache, aber hygienisch einwandfreie Verhältnisse. Bevor sie jedoch überhaupt arbeiten konnten, musste das Team nach seiner Ankunft den Raum erst einmal entsprechend einrichten. Unterstützt wurden sie dabei vor Ort von der Ordensschwester Veronika, die das kleine Krankenhaus leitet, sowie zwei einheimischen OP-Schwestern und einem einheimischen Arzt, die auch für die Verständigung mit den Patienten und den Angehörigen wichtig waren. „Doch so hart die Arbeit hier war, so beglückend habe ich sie aber auch empfunden", zieht die Anästhesie-Schwester Bilanz. „Und deshalb werde ich auch 2018 wieder nach Coroatá reisen."