Laut auf der Bühne, ruhig in Wanne-Eickel

14. Mai 2018 | Gesellschaft Kultur

inherne: Mitte April habt ihr euer neues Album „Elements“ herausgebracht. Wie fühlst du dich vor einer Release-Show wenn ihr zum ersten Mal die neuen Stücke auf der Bühne spielt?

Denis Schmidt: Die Release-Shows sind immer besonders anspannend, weil man nicht weiß, wie die neuen Lieder ankommen und weil wir nicht wissen, wie wir die neuen Lieder präsentieren werden. Wir üben sie zwar vorher, aber sie sitzen nicht so, wie Lieder die wir schon hundert Mal gespielt haben. Aber wenn die Show angefangen hat, vergisst man das und dann läuft das von alleine.

inherne: Für Leute, die mit Metal nichts zu tun haben: Wie würdest du eure Musik beschreiben?

Denis Schmidt: Das ist schwierig. Für einen Laien hört sich die Metal-Musik vom Hardrock bis zum Blackmetal an wie Krach. Wir machen modernen Metal mit cleanem Gesang. Beim Metal ist der Gesang größtenteils kein Gesang, sondern Geschrei. Und bei uns wechselt das mit normalem Gesang ab, sodass ein Gegensatz von böse und gut entsteht.

  • Denis Schmidt im Gespräch mit der inherne-Redaktion. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Zwischen Job und Bühne

inherne: Wie bist du 2001 zu Caliban gekommen?

Denis Schmidt: Ich hatte früher eine Band namens Aclys, die in Solingen/ Remscheid ansässig war. Wir haben damals oft mit Caliban zusammen gespielt, sind in die gleichen Clubs gegangen. Dann kam der Zeitpunkt, wo der Gitarrist von Caliban aufgehört hat. Da ich privat auch mit dem Gitarristen unterwegs war, hat sich das ergeben. Aclys hat sich dann verlaufen: Ich hatte weniger Zeit und die anderen sind fest in einen Job gegangen.

inherne: Mit Caliban seid ihr jetzt deutlich erfolgreicher. Kannst du von der Musik leben?

Denis Schmidt: Nein, das geht nicht, leider. Wir machen alle nebenher etwas. Ich bin in der Siebdruckerei. Wir machen T-Shirts, genremäßig geht das in die Richtung, da arbeiten fast ausschließlich Metaler.

inherne: Wie kriegst du Job und Musik unter einen Hut?

Denis Schmidt: Mein Arbeitgeber ist sehr flexibel. Wir haben in diesem Jahr nicht viele Konzerte, da passt es. Im Zweifelsfall muss in jedem Fall der Job zurückstecken.

inherne: Wie bist du eigentlich zum Metal gekommen?

Denis Schmidt: Als ich klein war, waren wir jede Woche einkaufen und da gab es im Supermarkt diese seven-inches, kleine Platten. Davon habe ich jedes Mal eine mitgenommen und irgendwann war eine von Billy Idol dabei. Das ging schon in die rockige Richtung und von da an hat sich das immer weiter entwickelt. Irgendwann bin ich bei Metallica gelandet und dann habe ich zum Geburtstag meine erste Gitarre gekriegt und Metallica-Songs nachgespielt. Das ging immer so weiter. Dann bin ich lustigerweise durch die Band Anthrax zum HipHop gekommen, weil der Gitarrist ein Public-Enemy-T-Shirt anhatte. Ich höre ziemlich alles quer durch den Garten. Damals war das mit dem Metal noch nicht so ausgeprägt, da war ich in der Schule immer der Pradiesvogel.

inherne: Wissen deine früheren Klassenkameraden, dass du jetzt international auf Tournee gehst?

Denis Schmidt: Teilweise ja. Aber wir haben leider kaum noch Kontakt. Viele von denen haben jetzt Familie, Haus, Garten, Kind… Das ist nicht negativ, aber dieser Lebensstil wäre nichts für mich.

In Wanne hat man seine Ruhe

inherne: Du hast jetzt nicht Haus, Garten und Kind, sondern eine Freundin in Wanne…

Denis Schmidt: Freundin und Garten. Und drei Katzen. Das reicht auch erstmal.

inherne: Du bist Wanne-Eickler…

Denis Schmidt: Korrekt. Kein Herner! lacht Ich bin seit sieben Jahren hier, freundinbedingt. Aufgewachsen bin ich in Solingen, dann bin ich ins Ruhrgebiet abgewandert.

inherne: Ist Wanne für dich inzwischen Heimat geworden?

Denis Schmidt: Ich fühle mich ganz wohl. Es ist natürlich keine Riesen-Weltstadt, wo jeden Tag der Bär steppt. Aber das mag ich auch überhaupt nicht, das ist überhaupt nicht mein Ding. Mir gefällt an Wanne, dass man seine Ruhe hat.

„Ich bin gerne im Hintergrund“

inherne: Bist du eher die Rampensau oder ist das für dich ganz gut, im Hintergrund zu sein?

Denis Schmidt: Ich bin gerne im Hintergrund. Es ist überhaupt nicht meins, im Vordergrund zu stehen. Ich mag das auch nicht, selber auf Konzerte zu gehen. Wenn ich mitten im Publikum stehe, dann kriege ich zu viel. Ich muss immer hinten stehen.

inherne: Was ist das für ein Gefühl, wenn du auf der Bühne stehst und auf manchen Festivals stehen zehntausende Leute vor dir?

Denis Schmidt: Das einzige was ich positiv auswerte, ist das Feedback. Aber in dem Moment, wo ich spiele, bin ich in der Musik drin, da bekomme ich wenig mit. Ich gucke manchmal gezielt Leute im Publikum an, aber es können da zehn stehen oder zwanzigtausend, das ist wurscht.

inherne: Gehst du selbst viel aus?

Denis Schmidt: Wenig. Früher war ich jedes Wochenende weg, aber inzwischen nicht mehr. Ab und zu bin ich im Affenhack. Warum geht man denn in Discos? Früher, um eine junge Dame kennen zu lernen. Da bin ich inzwischen lieber zuhause, lade ein paar Freunde ein und höre Musik.