Leider Deutsch: Nicht Ali sondern „nur“ Albert
"Leider Deutsch" stellt Anna lapidar fest, als sie merkt, dass Ali kein süßer Türke ist, sondern "nur" Albert heißt und ein netter Deutscher ist. So heißt in diesem Verwechslungspiel das neue Stück des theaterkohlenpotts. Premiere ist Freitag, 14. November, 19 Uhr, in den Flottmann-Hallen.
Anna findet deutsche Jungs meist langweilig
Und innerhalb diesen erzählerischen Rahmens spielt die 2. Handlung, also das Stück, das nach und nach entstehen soll. Das geht so: Anna (Jennifer Ewert) findet deutsche Jungs meistens langweilig. Sie verliebt sich in einen türkischen Jungen, Ali, in Deutschland geboren, mit Eltern aus Istanbul und neu in der Stadt. Für Ali wird es nun kompliziert. Denn er heißt eigentlich Albert und ist Deutscher.
Die jungen Darsteller
Zeynep Topal, 20 Jahre, aus Dortmund, macht ihr Abi. "Ich mag die Probenatmosphäre", sagt sie, "das ganze Drumherum macht einfach Spaß". Ihre Vorliebe fürs Theater lodert schon etwas länger. Schon mit elf Jahren hat sie sich aus einer Laune heraus für eine Rolle im Schultheater beworben.
Jens Appelbaum, 22, Wanne-Eickel, Student, hat auch schon im Schultheater gespielt und hat an freien Theaterproduktionen teilgenommen, beispielsweise bei "Cyborg". Er sagt: "Die schönste Herausforderung ist für mich, mich in andere Menschen hereinzuversetzen."
Sefa Küskü, 17 Jahre, Bochum, ist Tänzer. Zuletzt in "Momentum" zu sehen, ein multimediales Tanzprojekt von Pottporus mit 14 Jugendlichen und Studenten in Kooperation mit dem Jungen Schauspielhaus Bochum. Und er wird jetzt erfahren, dass zwischen Tanztheater und Theater kein wahnsinniger Unterschied besteht.
Nadia Ihjeij, 20, Gewinnerin des Jugendkulturpreises "Herbert 2014", nimmt nicht just for fun am Theaterprojekt "Leider Deutsch" teil. Sie will, was das Theaterspielen anbelangt, Nägel mit Köpfen machen: "Ich gehe vorsprechen" beschreibt sie ihren Versuch, auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu landen. Sie war erst zehn Jahre alt, als ihre Mutter sie für eine Rolle "rekrutierte". Sie spielte "Momo" und hatte drei Sätze zu sagen.
Kai Soni, 23, bewirbt sich derzeit als Erzieher. Hat nach einer längeren Pause wieder mal bei "Pottfiction" mitgemacht. Wurde dort von Gabriele Kloke rekrutiert.
Das Stück bürstet Klischees gegen den Strich
In diesem neuen Stück geht es darum, Klischees und Stereotype gegen den Strich zu bürsten. "Was ist typisch türkisch? Was ist typisch deutsch. Toll ist der Mensch, der dahinter steht", sagt Anna-Darstellerin Jennifer Ewert. "Dennoch", und darauf legt Frank Hörner viel Wert, " ist es kein Migrationsproblemstück, sondern eine Komödie". Wie Vorurteile gedoppelt werden, ist auch an der Besetzung des Ali zu erkennen: Ihn spielt Till Beckmann, nicht gerade ein südlicher Typus.
Die arrivierten Theaterleute
Till Beckmann, in Herne bekannt durch zahlreiche Theaterprojekte, zuletzt unter anderem in „Tschick" oder „Kopf oder Zahl".
Jennifer Ewert: Spielte „Kriegskind" in Köln (Nominierung für Kinder- und Jugentheaterpreis). Aktuell in Herne in „Du, du & ich".
Manuel Moser: Spielte in Köln unter der Regie von Frank Hörner „Emil und die Detektive". Aktuell in Herne in „Du, du & ich".
Frank Hörner: seit 2005 Leiter des theaterkohlenpott Herne, wo er seitdem zahlreiche Stücke inszenierte. Regiearbeiten für große Häuser. Zuletzt schwerpunktmäßig für Junges Ensemble Stuttgart (JES) tätig.
Ab August haben sich Schauspieler und Produktionsteam getroffen und das Stück entwickelt. Wie dies geschah, wird in der Parallelhandlung abgebildet: "Die Schauspieler stolpern im Stück in die gleichen Fallen, in die wir auch gestolpert sind", sagt Gabriele Kloke, Dramaturgin des theaterkohlenpotts. Dabei profitieren sie von den Neulingen, die zumeist Migrationshintergrund haben: "Wir Schauspieler nutzen die Tipps, die wir von den Jugendlichen erhalten", sagt Jennifer Ewert. Das Stück wird für Zuschauer ab elf Jahre empfohlen: "Schwierigkeiten, die beiden Handlungen auseinander zu halten, sehen wir nicht. Einiges wird auch durch das Licht und das Bühnenbild vorgegeben", unterstreicht Kloke.
Text und Fotos: Horst Martens
Karten und Kontakt: Gabriele Kloke, Tel. 0 23 25 / 940 430, info@theaterkohlenpott.de , www.theater-kohlenpott.de