Herne baut

„Manche Entwicklungen müssen erst reifen“

27. Februar 2015 | Gesellschaft Wirtschaft

Siehe auch: Neues Jobcenter nimmt bereits Formen an , Auch auf dem Wohnungsmarkt in Herne ist Bewegung , Die Groß-Baumeister , Interview mit Karlheinz Friedrichs und Achim Wixforth , Bagger und Kräne sind im Dauereinsatz

inherne: Herr Dr. Grollmann, auf dem Hibernia-Gelände wird gerade fleißig am neuen Job-Center gebaut. Investor Uwe Kappel nimmt dort für das Bauvorhaben zwölf Millionen Euro in die Hand. Das sind sicherlich Nachrichten, die einem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft gefallen, oder?

Dr. Joachim Grollmann: Das stimmt. Wenn Geld in den Standort Herne investiert wird, ist das natürlich positiv zu bewerten. Der Bau des neuen Jobcenters hat für die Stadt Herne einen weiteren – aus meiner Sicht viel wichtigeren –Effekt. Denn dort, wo das Jobcenter früher war, am ehemaligen Heitkamp-Standort, lässt sich die Eiffage Rail GmbH nieder. Sie bringt eine kleine dreistellige Zahl an Arbeitsplätzen mit nach Herne. Und das kann für die Heitkamp-Fläche eine sehr gute Entwicklung bedeuten. In meinen Augen zeigt der Bau des Jobcenters übrigens auch eindrucksvoll, dass Herne auch große Bürogebäude vertragen kann.

inherne: Auf dem Hibernia-Gelände hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Gibt es dort überhaupt noch freie Flächen?

Dr. Grollmann: Es sind dort nur noch sehr wenige kleinere Flächen verfügbar. Ich schätze, in ein oder zwei Jahren wird Hibernia das gleiche Schicksal „erleiden" wie Friedrich der Große – das Gewerbegebiet ist seit fünf oder sechs Jahren komplett vermarktet. So etwas passiert aber auch nicht von heute auf morgen. Nachdem eine solche Fläche saniert worden ist, braucht man typischerweise 15 bis 20 Jahre, um sie ordentlich zu vermarkten. Oft sind viele Gespräche nötig. Zumeist laufen diese Gespräche und Verhandlungen nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Hintergrund ab; das wissen die Investoren zu schätzen, denn manche Entwicklungen müssen erst reifen, und bevor eine Entscheidung nicht endgültig gefallen ist, scheuen die Entscheider doch sehr das Licht der Öffentlichkeit.

Beitragsbild_logistikpark_grimberg_unser_fritz_grollmann_plan_copyright_michael_paternoga_stadt_herne Dr. Joachim Grollmann zeigt die Pläne zum Logistikpark Schloss Grimberg. ©Stadt Herne, Michael Paternoga

inherne: Auf dem Hibernia-Gelände ist die Vermarkung weit fortgeschritten. Wie ist denn der Stand beim Dienstleistungspark Schloss Strünkede?

Dr. Grollmann: Erfreulicherweise haben wir das Unternehmen „Büchner Barella" für eine Ansiedlung gewinnen können. Es war nicht nur ein Umzug, sondern ein Zuzug. Es sind 45 zusätzliche Arbeitsplätze für Versicherungsfachkräfte entstanden. Gerne hätten wir hier auch die Sparkassen-Akademie gesehen. Leider hat das bekanntlich nicht geklappt, jetzt geht es an die Feinplanung für die künftige Nutzung.

inherne: Was heißt das genau?

Dr. Grollmann: Am Anfang steht die innere Erschließung der Fläche. Dann geht es an die Vermarktung. Wir haben hier sicherlich eine Großaufgabe vor uns, weil Herne bis dato nicht der typische Büro- und Dienstleistungsstandort im Ruhrgebiet ist. Wir stehen vor der Herausforderung, einen aus unserer Sicht idealen Büro- und Dienstleistungsstandort im Bewusstsein der Investoren und Entwickler zu verankern. Wir werden auch das Marketing in dieser Richtung verstärken, weil wir Herne in der Liga der Büro- und Dienstleistungsstandorte platzieren wollen. Ich sehe hier durchaus Chancen, wir haben günstige Preise und eine optimale Lage mitten im Revier. Und wir fangen ja nicht bei null an. Im Innovationszentrum, dort wo ja auch die WFG ihren Sitz hat, gibt es bereits sehr viele Büros. Wir schreiben die Geschichte sozusagen fort. Aber mit dem Dienstleistungspark Schloss Strünkede bekommen wir damit noch einmal einen enormen Qualitäts- und Quantitätsschub.

inherne: Die Nordfrost GmbH hat sich im Gewerbepark Unser Fritz 13 Hektar gesichert. Gibt es eine ähnliche Botschaft auch für den benachbarten Logistikpark Schloss Grimberg?

Dr. Grollmann: Noch nicht. Wir sind aber in zahlreichen Gesprächen. Grundsätzlich hätten wir die Fläche, die letzte größere in Herne, schon mehrfach vermarken können. Aber wir haben sehr konkrete Vorstellungen, wenn es um die Schaffung von Arbeitsplätzen geht. 180 sind bereits entstanden. Für die Fläche, die jetzt noch zur Verfügung steht, sollten es 250 Minimum sein. Noch lieber hätte ich es, wenn eine drei vorne stehen würde.

Das erste Unternehmen hat sich am Dienstleistungspark Schloss Strünkede bereits niedergelassen. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne Das erste Unternehmen hat sich am Dienstleistungspark Schloss Strünkede bereits niedergelassen. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

inherne: In Herne werden keine Grünflächen für Gewerbegebiete geopfert. Gibt es denn noch andere Industriebrachen, die sich für ein Gewerbegebiet eignen?

Dr. Grollmann: Natürlich stellen wir uns immer die Frage, wie es weitergeht. Bei den Flächen tut sich ja auch ständig etwas. Unser Blick richtet sich aber vor allem auf das ehemalige Zechengelände General Blumenthal. Mit 30 Hektar nutzbarer Fläche ist das Areal sehr groß. Die innere und äußere Erschließung wird uns sicherlich vor Herausforderungen stellen.

inherne: Ähnliche Herausforderungen kennen Sie sicherlich auch von ihren Kollegen in den Nachbarstädten. Wie ist der Austausch? Denkt hier jeder nur an seinen „Kirchturm" oder geht der Blick auch über den Tellerrand hinaus?

Dr. Grollmann: Wir machen sehr viele gemeinsame Projekte und haben Kooperationen zum Beispiel mit Gelsenkirchen, Herten, Dortmund, Bochum, Hagen oder dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Wir gehen sehr bewusst auf unsere Kollegen zu, sind hier in vielen Themenbereichen auch wirklich gemeinsam unterwegs. Wir haben auch eine sehr gute Kooperation im Rahmen der Wirtschaftsförderung metropoleruhr, wo sich alle Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaften des Ruhrgebiets treffen. Und das nicht nur dreimal im Jahr zu den formellen Sitzungen. Wenn es allerdings darum geht, ein Unternehmen für Herne zu gewinnen, hat der eigene Standort für mich natürlich schon Priorität!

inherne: Herr Grollmann, danke für das Gespräch.

Weitere Informationen zu den Herner Gewerbegebieten erhalten Sie auf der Homepage der Wirtschaftsförderungsgesellschaft.