Neuer Multimedia-Guide

Mit Gebärdensprache durchs LWL-Museum

5. Mai 2017 | Gesellschaft Kultur

  • Am Eingang werden Besucher mit einem Video in Deutsch und in Gebärdensprache begrüßt. © Frank Dieper, Stadt Herne

Mehr erfahren mit dem Guide

„Die Gehörlosen-Gemeinde wollte dieses tolle Museum auch für Gehörlose und Menschen mit anderen Behinderungen öffnen“, erklärt Martin Ruhmann vom Diakonischen Werk Herne. Er leitet die Gehörlosen-Gemeinde in Herne, in der etwa 100 Menschen aktiv sind. „Wir waren sehr bereit, die Idee aufzugreifen“, ergänzt Dr. Michael Lagers vom LWL-Museum. „Manch einer fragt sich jetzt, wozu ein Guide in Gebärdensprache notwendig ist, wo doch das Museum sowieso vorwiegend aus Texten und Exponaten besteht, die man sehen kann und nicht hört“, nimmt er die Bedenken vorweg, die manch ein Zuhörer hat. Allerdings bietet der Multimedia-Guide Hintergrundinformationen und macht es den Besuchern möglich, einzelne Ausstellungstücke genauer kennen zu lernen. Bisher konnten nur Hörende dieses Angebot nutzen. Nun wurden die Erklärungen und die Interviews mit Archäologen in Gebärdensprache übersetzt.

Verschiedene Sprachen

„Das Ergebnis ist toll, wir haben auch technisch gute Tablets“, freut sich Martin Ruhmann. Fünf Tablets und 50 kleine Multimedia-Guides liegen inzwischen an der Museumskasse zur Ausleihe bereit. Jeder Besucher kann dann auswählen, ob er die Informationen lieber hören oder in Gebärdensprache sehen möchte. „Ich bin froh, dass wir gemeinsam mit dem Forum Inklusion und der Stadt Herne dieses Projekt umsetzen können“, betont auch Dr. Josef Mühlenbrock vom LWL. Er versteht das neue Angebot als eine Bereicherung des Multimedia-Guides. Ohnehin möchte das Museum in Zukunft die Guides auch in weitere Sprachen übersetzen lassen. Dass die Gebärdensprache eine eigene Sprache ist und nicht etwa nur ein paar Handzeichen, darauf legen die Gehörlosen Wert.

Persönliches Willkommen

Auch ein Begrüßungsvideo in Gebärdensprache, das den Besuchern die Multimedia-Guides vorstellt, haben Herner Gehörlose gemacht. „Es soll eine persönliche Begrüßung sein. Viele Gehörlose aus der Region kennen einander. Wenn sie ins Museum kommen, sehen sie ihre Freunde im Video und fühlen sich direkt willkommen“, erklärt Martin Ruhmann.

Intensive Arbeit

Insgesamt zwei Jahre Arbeit haben er, das Projektteam aus der Arbeitsgruppe Kultur und Bildung sowie mehrere Gehörlose in das Projekt gesteckt. Rund 9000 Euro konnte das Team für die Übersetzungen, die Technik und die Filme bekommen. 6000 Euro, also 70 Prozent der Kosten, steuerte die Aktion Mensch bei, die restlichen 30 Prozent stemmten die übrigen Projektpartner Diakonie, Caritas und Stadtsportbund.

Zwar gibt es schon länger Führungen in Gebärdensprache. Mit dem Multimedia-Guide können Besucher aber auch ohne Gruppe mehr über das Museum erfahren und die Ausstellung in ihrem eigenen Tempo durchwandern. Mehr Informationen über das LWL-Museum gibt es im Internet unter www.lwl-landesmuseum-herne.de.

Nina-Maria Haupt