Werkstätten für Behinderte

Nach fast 34 Jahren verabschiedet sich Geschäftsführer Heinrich Schneider

19. Mai 2015 | Gesellschaft Wirtschaft

Wenn Heinrich Schneider am 29. Mai nach an seinem letzten Arbeitstag die Bürotür schließt, werden wohl keine Korken knallen. „Der Abschied von meinem Lebenswerk fällt mir nicht leicht. Fast 34 Jahre habe ich für die WfB gearbeitet, und zwar immer gerne“, sagt der Dorstener. Seit Juni 1981, als er als Abteilungsleiter für das Rechnungswesen bei den „Werkstätten“ begann, hat er vieles geschaffen und noch mehr erlebt. Damals hatten ca. 155 Menschen mit Behinderungen bei der WfB einen Arbeitsplatz, heute sind es etwa 900. Die Werkstätten wuchsen auch räumlich, ob an der Langforth- und Nordstraße oder im „Erin-Park“ in Castrop-Rauxel. In Schneiders Zeit fiel auch der kontinuierliche Ausbau der Werkstätten zum Dienstleister, sei es in der Schreinerei, in der Heißmangel, in der Gärtnerei, in der Druckerei oder in der Kfz-Werkstatt. „Das alles sind Leistungen, die heute von vielen Endkunden gerne genutzt werden“, freut sich Heinrich Schneider. Die Spezialisierung auf den Taubensport, für den die WfB fast 300 verschiedene Artikel herstellt, und die stetige Entwicklung des Adventsmarktes hin zum „größten und schönsten Weihnachtsmarkt in unserer Stadt“ - das alles sind schöne Erinnerungen an eine produktive Zeit.

Der Mensch stand immer im Mittelpunkt

Bei allen Aufgaben stand für Heinrich Schneider immer der Mensch im Mittelpunkt. „Uns war und ist es immer wichtig, Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am Arbeitsleben und damit an der Gesellschaft zu sichern. Der Arbeitsplatz ist für Menschen mit besonderen Bedarfen oft die einzige soziale Bindung außerhalb der Familie.“ Gleiches gilt für die Wohnstätten, die zurzeit an sieben Standorten in Herne und Castrop-Rauxel 135 Wohnplätze anbieten, „und zwar mitten unter den Bürgern, mitten im Stadtteil, das war mir immer sehr wichtig“, so Schneider.

Das sind Sätze, die auch sein Nachfolger dick unterstreicht: Seit 16 Jahren arbeitet Rochus Wellenbrock bereits mit behinderten Menschen, zuletzt als Werkstattleiter der Prospex gGmbH im Kreis Heinsberg. Der Sozialpädagoge, verheiratet und Vater von zwei Kindern, sieht sich selbst als „Überzeugungstäter“: „Die Arbeitsstelle ist ein sehr guter Zugang im Umgang mit Menschen mit Behinderungen“, so der 46-Jährige, der in Herne bereits eine Wohnung bezogen hat. An seinem neuen Arbeitsplatz schätzt er vor allem die Vielfältigkeit, das tägliche Arbeiten mit den Menschen mit Behinderungen und die Umsetzung der Inklusion: „Inklusion wird fälschlicherweise immer nur auf die Schule begrenzt. Wir wollen es aber schaffen, die Inklusion auch im normalen Arbeitsleben und im privaten Umfeld zu verankern. Diese Vision möchte ich hier in Herne und Castrop-Rauxel gerne weiterentwickeln.“

Wellenbrock setzte sich gegen 300 Mitbewerber durch

Rochus Wellenbrock hat sich gegen 300 Mitbewerber durchgesetzt. Hernes Sozialdezernent Johannes Chudziak: „Wir haben den am besten geeigneten Kandidaten ausgewählt. Ich bin mir sicher, dass die vielen komplexen Projekte der Werkstätten, die sich um ein breites Klientel kümmert, bei ihm in guten Händen sind.“ Heinrich Schneider blickt bald von außen auf die Entwicklung „seiner“ WfB, trotzdem freut er sich schon auf den neuen Lebensabschnitt. Wenn Rochus Wellenbrock am 1. Juni zum ersten Mal die Tür zu seinem neuen Büro aufschließt, setzt Schneider das erste Vorhaben bereits in die Tat um: „Dann schippere ich mit dem Motorboot von den Niederlanden bis nach Berlin.“

 „Tief verwurzelt“

Hernes Sozialdezernent Johannes Chudziak hat auf der letzten Verwaltungsratssitzung der Werkstätten Mitte Mai ein „gutes Ergebnis der gesamten WfB-Gruppe inklusive der Wohnstätten“ vorgestellt. Damit verbunden war der Vorschlag einer zusätzlichen Prämienzahlung an die behinderten Mitarbeiter. Chudziak: „Heinrich Schneider hat einen großen Teil zu diesem positiven Ergebnis beigetragen. Unter seiner Leitung sind die Werkstätten und die Wohnstätten solide gewachsen. Beide sind sehr gut aufgestellt und tief in Herne und Castrop-Rauxel verwurzelt. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.“