Glosse

Nix passiert in Herne?

26. Februar 2016 | Gesellschaft

Sind es die liebenswerten und herzlichen Menschen, die in Sachen gelebte Integration ein Vorbild für das ganze Land sind?  Sind es die breit gefächerten Kulturangebote in und um die Stadt herum oder ist es etwas die Lage zwischen den beiden Fußballgiganten Dortmund und Schalke? Ist es der boomende Medizinsektor, der dem guten Ruf unserer Stadt immer neue Glanzlichter aufsetzt? Ist es das alljährliche Megavolksfest mit vier Millionen Besuchern?

Der Mond von Wanne-Eickel Vielleicht! Aber reicht das aus? Nein, denn solange sich in den Köpfen der Menschen nichts ändert, bleibt Herne eine graue Maus am Ende diverser Pseudo-Statistiken und Wanne-Eickel im Schatten des Mondes, der eigentlich für Strahlkraft sorgen soll. „Geh mich doch wech mit Herne, ist doch eh alles Mist“, hört man nicht selten „auffe Straße“. Neulich war in einem  Internetkommentar zum Richtfest des Wananas allen Ernstes zu lesen „Das wird auch Zeit, dass endlich mal was für Wanne getan wird, hier ist doch in den letzten Jahren überhaupt nichts mehr investiert worden.“

Denkweise der Pessimisten

Dieser Beitrag ist symptomatisch für die Denkweise der unzähligen Pessimisten. Und er ist grundfalsch! Gegenbeweis gefällig? Der Postpark wurde aufwändig neu gestaltet, der Buschmannshof umgebaut und am Glückaufplatz  sieht es jetzt auch ganz anders aus als noch vor ein paar Jahren. Was? Ach ja, hier sitzen ja jetzt angeblich überall Obdachlose und Kaufland bringt auch nix für Wanne. Mal kurz überlegt: Vor dem Neubau stand da ein verkommenes Parkhaus und ein dreckiger Platz gammelte vor sich hin, aber die Vergangenheit wird ja schnell verklärt.

Im Rahmen der Möglichkeiten

Auch in Herne-Mitte gibt es Probleme, siehe Bahnhofstraße und hier im Besonderen der Bereich Robert-Brauner-Platz. Schön ist anders, aber auch hieran wird gearbeitet. Das dies Zeit in Anspruch nimmt und man aus einem maroden Kaufhaus nicht mal eben einen Hort der Subkultur machen kann, der von Studenten und anderem jungem Publikum bevölkert wird, dürfte jedem klar sein.

Aber es passiert eben was und im Rahmen der privatwirtschaftlichen Möglichkeiten hat auch das Karstadt-Haus eine Zukunft. Natürlich nur, wenn die Menschen auch in Zukunft noch den Einzelhandel frequentieren und ihr Leben nicht gänzlich dem Internet anvertrauen. Das ist nämlich einer der Hauptgründe, warum es immer weniger Geschäfte in den Städten gibt und nicht ein etwaiges Versagen der Lokalpolitik. Die macht Fehler, aber derart systemrelevant ist sie dann doch nicht. Letztlich muss sich hier jeder selber an die Nase fassen.

Hier schlägt mein Herz

Sei es drum! Wir sind jedenfalls auch der Meinung: Herne kann was! Und präsentieren in der folgenden Ausgabe die schönen Seiten einer Stadt mitten im Revier, in der nicht nur Pessimisten wohnen. Ein Hoch auf die engagierten Bürgerinnen und Bürger, deren Herz für die Heimat schlägt.

Text: Philipp Stark