Fair Trade

Qualität mit dem Geschmack der Gerechtigkeit

8. Mai 2015 | Gesellschaft Wirtschaft

Duft nach Kaffee und Gewürzen

Beim Betreten des Weltladens „Esperanza“ werden zunächst einmal die Erwartungen erfüllt, die man zu einem Besuch dorthin mitbringt: Es duftet nach Kaffee und Gewürzen, und zusammen mit zahlreichen Schokoladensorten dominieren diese Produkte auch das Angebot.

Tasche aus Leder und Fahrradschlauch in stylischem Grün

Auf den zweiten, genaueren Blick jedoch sind die Waren sehr vielseitig und laden zum genaueren Betrachten ein. Kleine Eimer und Tablets, gefertigt aus Recycling-Dosen, oder eine Damenhandtasche aus Schafsleder und Fahrradschlauch in stylischem Grün wecken keine Assoziationen an Wohltätigkeitsbasare, sondern eher an teuer angebotene Design-Produkte im angesagten Trend-Laden. Teuer sind sie aber gar nicht. Denn der Preis, der im fairen Handel entsteht, ist für beide Seiten fair. Für die Produzenten und für die Kunden.

  • Eine Weltladen Esperanza © Frank Dieper, Stadt Herne

Kaffee aus 100 Prozent Arabica-Bohnen

„Die Meinung, dass fair gehandelte Produkte sehr teuer sind, ist weit verbreitet“ sagt Christa Winger, eine von 20 ehrenamtlich Beschäftigten des Weltladens. „Beispielsweise im Kunsthandwerk ist aber oftmals das Gegenteil der Fall. Handtaschen aus Nappa- oder Rindsleder, Herkunftsland Indien, sind beispielsweise bei uns günstiger als anderswo“. Lebensmittel wie Kaffee sind zwar teurer als im Discounter, weisen aber auch eine höhere Qualität auf. Ein fair gehandelter Kaffee wird aus 100% Arabica Bohnen hergestellt, und durch ein langes Röstverfahren bekommt er eine hochwertige Geschmacksnote. Weitere besondere Genussmittel sind beispielsweise Schokolade, Weingummi, Rohrzucker, Tee, Reis, Honig und nicht zuletzt ein 15 Jahre gereifter kubanischer Rum. Um die ganze Vielfalt der Waren aus aller Welt für sich zu entdecken, lohnt sich ein Besuch im Laden an der Freiligrathstraße 17. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr.

„Fairer Handel” tauchte zum ersten Mal in den USA auf 

Der Weltladen Esperanza in Herne existiert seit den 1970er Jahren und gehört zu den ältesten seiner Art in Deutschland. Er wird von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Verein betrieben. Der Begriff „fairer Handel“ ist zum ersten Mal nach dem zweiten Weltkrieg in den USA aufgetaucht mit dem Gedanken, Wirtschaftsleben und Menschlichkeit miteinander zu verbinden. In Deutschland begann das Umdenken in den 1960er Jahren. Antreiber waren die evangelische und die katholische Kirche, die auch heute noch den fairen Handel prägen. Die Gesellschaft für partnerschaftlichen Handel (GEPA) beispielsweise stellt die Verbindung der Handelspartner in der ganzen Welt mit den Verbrauchern in Europa her. Gegründet wurde die GEPA vor etwa 40 Jahren vom evangelischen Entwicklungsdienst, der Jugend beider christlichen Kirchen und den Sternsingern.

Mexikanische Kaffeebauern leisten sich nun Esel als Lasttiere

Ziel des fairen Handels ist eine gerechte Bezahlung der Menschen in den ärmsten Ländern der Erde. In Mexiko haben sich beispielsweise Kaffeebauern zu einer kleinen Kooperative zusammengeschlossen und nehmen am fairen Handel teil. Sie bekommen dadurch pro Kilo Kaffeebohnen einen Euro mehr als vorher. Nun können sie sich Esel als Lasttiere leisten, ihren Kindern den Schulbesuch oder gar das Studium finanzieren und einen neuen Ofen kaufen, denn der alte hat giftigen Qualm entwickelt und die Frauen krank gemacht. Wenn Sie auch mit gutem Gewissen genießen wollen, unterstützen Sie doch einfach diese Selbsthilfe mit dem Kauf fair gehandelter Produkte.

Text: Christian Matzko

Fotos: Frank Dieper