Projekt gesundes Essen

Schüler und Sternekoch verköstigen das Haranni-Gymnasium

16. September 2016 | Freizeit Gesellschaft

Es riecht nach frisch gekochtem Essen, vorne an der Mensa herzhaft, weiter hinten, an den Schulungs-Küchen süß, nach warmem Kuchen. Jugendliche in roten Schürzen laufen über das Gelände, holen Tabletts und Servietten. Stefan Marquard öffnet den Ofen, schnuppert und stellt fest: „Noch zwölf Minuten. Man riecht, wenn der Kuchen fertig ist.“ Die Schüler bereiten inzwischen die Schneide-Stationen vor, mit Tellern, Messern und Himbeer-Sauce.

Essen soll leckerer und gesünder werden

Zum Essen werden nicht nur die 60 Kinder aus den Ganztags-Klassen der fünften und sechsten Jahrgangsstufe kommen. Auch Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und Schuldezernentin Gudrun Thierhoff essen an diesem Tag in der Schulkantine. „Ich bin stolz, dass eine der nur 15 Schulen in Deutschland, die an diesem Projekt teilnehmen können, in Herne ist“, so Dr. Dudda. „Wir haben das Problem, dass immer mehr Kinder übergewichtig sind. Nicht dass es heißt, die Leute in Herne ernähren sich noch so wie in Bergbau-Zeiten.“ Damit die Kinder leckerer und gesünder essen, möchte das Haranni-Gymnasium zukünftig frisch gekochte Mahlzeiten in der Mensa anbieten. Derzeit liefert ein Caterer tiefgekühlte Portionen, die lediglich aufgewärmt werden.

  • Schülerinnen und Schüler aus dem Ernährungslehre-Kurs kochen mit Stefan Marquard. © Frank Dieper, Stadt Herne

Wenig Ausstattung, viel Engagement

„Wir sind unzufrieden mit der jetzigen Situation. Die Angebote im Kiosk und das Mittagessen in der Mensa sind noch nicht das, was wir haben wollen“, erklärt Achim Beerhorst, Lehrer für Biologie und Ernährungslehre. Bis das Essen so gesund und lecker ist, wie er sich das wünscht, müssen aber noch mehrere Hürden genommen werden: „Das Problem ist derzeit die Menge: Wir haben derzeit zu wenige Essen, um sie günstig anzubieten. Deswegen wollen wir, dass das Mittagessen attraktiver wird“, so Beerhorst. Außerdem fehlen Küchengeräte – und ein Koch. Derzeit springen engagierte Mütter ein, damit ein Essen auf den Tisch kommt.

„Das Besondere am Haranni-Gymnasium ist, dass es wenig Küchenausstattung hat und auf Gedeih und Verderb dem Caterer ausgeliefert ist. Und trotzdem kommt die Schule auf uns zu und möchte frisch kochen“, sagt Stefan Marquard bewundernd. 50 000 bis 60 000 Euro, schätzt er, braucht die Schule für die Ausstattung.

Sternekoch gibt der Küchen-Crew Tipps

Dazu kommen die Kosten für einen Koch. Das Essen muss dadurch nicht zwangsläufig teurer werden, erklärt Sandra Piehl von der Pressestelle der Knappschaft. Denn auch die Küchen-Crew wird vom Sternekoch geschult und bekommt zum Beispiel Tipps, wie sie Energiekosten spart, damit mehr Geld für das Essen übrig ist. Das Ziel der Knappschaft ist es, nicht nur einen Event-Tag zu machen, sondern die Ernährung in Schulen dauerhaft zu verbessern. Deswegen finanziert sie das Projekt.

Auch für Marquard ist das ein wichtiger Grund für sein Engagement: „Die Kinder sind unsere Zukunft. Ich habe auch zwei Kinder – und ich sehe, was da draußen abgeht. Die Spätfolgen von ungesunder Ernährung, Übergewicht, Krankheiten, die kann keiner bezahlen.“ Marquards Ziel: Das Fach Ernährung und Bewegung soll von der ersten bis zur letzten Klasse unterrichtet werden. „Wir müssen wieder eine Generation kriegen, die Spaß am Kochen hat, die mit Freunden kocht, die mit Geschwistern kocht, die mit Eltern kocht“, wünscht sich der Profi-Koch.

Dieses Mal ist auch Zucchini lecker

Die Jugendlichen haben inzwischen das Mittagessen fertig. Gemüsereis mit scharfem Tomaten-Hühnchen und Zucchini-Karotten-Gemüse und für Vegetarier gefüllte Zucchini-Schiffchen. Als Nachtisch gibt es einen Ofenschlupfer mit Himbeer-Joghurt-Sauce. „Wir haben uns vorher erkundigt, was die Kinder nicht mögen – und genau das mit ihnen gekocht. Was Kinder essen ist eine Sache der Kommunikation, wie man ihnen das Essen vermittelt“, sagt Marquard.

Das Kochen mit den Jugendlichen fand er angenehm: „Man muss sie behandeln wie vernünftige Erwachsene.“ Manche von ihnen, die regelmäßig mit ihren Eltern kochen, hätten schon gute Vorkenntnisse, andere hingegen gar keine.

Jugendliche kochen auch im Alltag

Die Mädchen aus der Klasse 8c kochen auch im Alltag manchmal: Lena macht sich Essen, wenn ihre Mutter nicht zuhause ist. Ceren und Jasmin treffen sich manchmal zum Backen. „Das Kochen mit Stefan ist abwechslungsreich, mal etwas anderes als normaler Unterricht“, freut Ceren sich. Dass Mittagessen nicht nur satt machen soll, findet auch Schuldirektorin Nicole Nowak: „Gemeinsames Mittagessen stärkt die Gemeinschaft. Stefan kann uns Impulse geben, wie wir das ausbauen können.“

Und das Ergebnis der ersten Kochaktion überzeugt: „Das Essen schmeckt nicht nur, es sieht auch gut aus“, findet Dr. Dudda. Den Schülern gefällt ebenfalls, was Sternekoch und Schulkameraden zubereitet haben: „Das Hähnchen schmeckt besonders, das ist leckerer als das Essen vorher“, findet der elfjährige Robin. Und Ashwhin, ebenfalls elf, ergänzt: „Ich möchte lieber das neue Essen haben, als das, wie es vorher war. Das würde mir gefallen.“

Nina-Maria Haupt