Comedy - 2013

Sehr viel mehr als nur „Palim, Palim“

20. September 2013 | Gesellschaft Kultur

Dieter Hallervorden, den alle nur "Didi" nennen, steht mit seinen 78 Jahren noch voll im Saft. Gerade erst hat er mit "Sein letztes Rennen" einen Kinofilm produziert – den ersten seit 1991. Und wie es ausschaut, ist es nicht sein letztes Werk.

Siehe auch „Mein Lebenswerk ist noch nicht abgeschlossen“

Etwas irritiert reagierte Didi Hallervorden im inherne-Interview auf die Frage, ob er sich über die Verleihung des „Tegtmeier“ für sein Lebenswerk freue. Warum? Den Begriff „Lebenswerk“ hören Künstler nicht so gerne, vor allem, wenn er auf sie selbst gemünzt ist.

Dieter Hallervorden, den alle nur „Didi“ nennen, steht mit seinen 78 Jahren noch voll im Saft. Gerade erst hat er mit „Sein letztes Rennen“ einen Kinofilm produziert – den ersten seit 1991. Und wie es ausschaut, ist es nicht sein letztes Werk.

„Eine Flasche Pommes“

Allerdings: Für den „Lebenswerk“-Tegtmeier ist Didi der ideale Kandidat. Den Grund dafür nennt der Humorist im Interview selbst. Jürgen von Manger himself ist in Hallervordens „Wühlmäusen“ aufgetreten und wurde dort frenetisch bejubelt. Also besteht zwischen diesen beiden TV-Kabarett-Dinosauriern eine frühe Verbindung. Was dem Tegtmeier sein „Dann hab ich sie im Keller getragen ... und hab ich sie gesägt“, das ist dem Hallervorden sein „palim, palim“. Die beiden Wörter kann jeder dem Schöpfer zuordnen, wenige kennen jedoch die Bedeutung. Der Sketch beginnt so: Zwei Knastbrüder spielen Kaufmannsladen. Didi betritt als Kunde das Geschäft und imitiert mit dem „palim, palim“ die Türklingel. Den „Verkäufer“ fragt er nach einer „Flasche Pommes frites“ – und so weiter.

Lebenswerk noch nicht abgeschlossen

Wer die umfangreiche Biografie Hallervordens kennt, nickt verständnisvoll, wenn dieser über die Reduzierung seiner künstlerischen Tätigkeit auf wenige Sketche genervt ist. So wie er als Darsteller tausendfach gewirkt hat, so hat er als Kulturmanager zahlreiche Ideen verwirklicht. Seine Vorhaben reichen zurück bis zur Gründung des „Wühlmäuse“-Theaters und enden noch längst nicht beim 1. Berliner Kleinkunstfestival, das er ins Leben rief. Die Stadt Berlin vergab Ende 2008 das Schlosspark Theater nach einer Ausschreibung an den damals 73-jährigen Hallervorden. In den einstigen Musentempel hat wieder das Sprechtheater Einzug gehalten. Und gerade steht er als Hauptdarsteller eines abendfüllenden Films im Rampenlicht. Das „Lebenswerk“ Hallervordens umfasst ein ganzes (Arbeits-)Leben, das tatsächlich noch nicht abgeschlossen zu sein scheint.

Den „Tegtmeier-Ehrenpreis“ erhält der Kölner Kabarettist Wilfried Schmickler, der seit gut 20 Jahren zum Stammpersonal der WDR-Kabarettsendung „Mitternachtsspitzen“ gehört. Seit 1989 ist Schmickler mit jedem seiner Programme auch in Herne aufgetreten, zumeist in den Flottmann-Hallen, zumeist als Solist, aber auch im Trio. Gemeinsam mit Heiner Kämmer und Wolfgang Nitschke erhielt Schmickler als legendäres ‚3Gestirn Köln Eins‘ 2001 zum ersten Mal den Deutschen Kleinkunstpreis.

 Illustre Vorgänger

Wilfried Schmickler und Dieter Hallervorden reihen sich in eine Liste hochkarätiger Vorgänger ein. Ausgezeichnet mit dem „Ehren-Tegtmeier“ wurden bisher Helge Schneider‚ Die Missfits (Stephanie Überall und Gerburg Jahnke), Piet Klocke, Hape Kerkeling, Georg Schramm, Horst Schroth, ‚Doktor’ Ludger Stratmann sowie Urban Priol.

Den „Jürgen von Manger-Ehrenpreis für ein Lebenswerk“, bisher nur unregelmäßig vergeben, erhielten bereits Tana Schanzara, Hanns Dieter Hüsch, Gerhart Polt und Jochen Busse.

Text: Horst Martens