Mulvany Berufskolleg und Caritas bieten besondere Unterstützung

Sprache und Arbeit sind die Schlüssel zur Integration

8. Februar 2018 | Gesellschaft Wirtschaft

  • David Lagin unterrichtet am Mulvany Berufskolleg Neuzugewanderte. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Ausbildung kennen lernen

Das Teilprojekt „Sprachliche und gesellschaftliche Integration“ kümmert sich besonders um junge Erwachsene, die zwar nicht mehr schulpflichtig sind, aber sprachlich noch nicht fit genug sind, um eine Ausbildung aufzunehmen oder einen Job zu finden. Damit das gelingt, arbeiten freie Träger, die Industrie- und Handelskammer, die Kreishandwerkerschaft, der Integration Point von Arbeitsagentur und Jobcenter, aber auch Schulen und städtische Fachbereiche zusammen.

„Unser Auftrag ist, zu gucken, wie gelingen Übergänge, so dass keiner verloren geht“, erklärt Eva Neweling, die gemeinsam mit Radojka Mühlenkamp das Teilprojekt moderiert. Besonders wenn die jungen Menschen Sprachkurse absolviert haben und dann eine Ausbildung machen oder arbeiten gehen wollen. Dabei steht nicht nur die Sprache im Vordergrund. Auch das Bildungssystem müssen die Geflüchteten erst kennen lernen. Denn viele möchten studieren, haben aber aus ihrem Herkunftsland ganz andere Vorstellungen von einem Studium. „Dafür ist die duale Berufsausbildung, wie sie in Deutschland üblich ist, oft unbekannt“, schildert Mühlenkamp.

Oft hakt es an den Sprachkenntnissen

Um junge Zugewanderte für eine Ausbildung fit zu machen, bietet das Mulvany Berufskolleg besondere Kurse an. In zehn Klassen werden die Neuen auf eine Ausbildung vorbereitet. Neben dem normalen Deutschunterricht haben sie auch noch „Deutsch als Zweitsprache“, wo sie zum Beispiel gezielt Vokabeln und Grammatik für Bewerbungen lernen. Zusätzlich werden aus dem städtischen Verfügungsfonds Studierende bezahlt, die den Zugewanderten Nachhilfe geben. Wie wichtig das ist, beobachtet Lehrer Tobias Hemsing: „Viele Schüler sind sprachlich nicht fit, aber fachlich gut, zum Beispiel in Mathe. Wenn sie Textaufgaben lösen müssen und die Aufgabe nicht verstehen, scheitern sie oft.“ Deswegen arbeitet das Berufskolleg unter anderem mit der Stadtbücherei zusammen und bietet Kurse an, um gezielt am Verständnis von Textaufgaben zu arbeiten.

Arbeitgeber informieren sich

Wenn es schließlich darum geht, eine Arbeit zu finden, unterstützt die Caritas zusätzlich zu Arbeitsagentur und Jobcenter. „Wir haben bemerkt, dass viele Arbeitgeber verunsichert sind hinsichtlich der Bürokratie und hinsichtlich des Aufenthalts-Status bei Geflüchteten“, berichtet Kim Schmitz, vom Fachdienst Integration und Migration der Caritas. Deswegen gibt sie einen Newsletter für Arbeitgeber heraus, sowohl auf Papier, als auch digital. „Wir stellen Geflüchtete vor, die motiviert sind und eine Arbeit wollen. Dabei geht es uns darum, Betrieben Mut zu machen und zu zeigen, dass die Hürden nicht so hoch sind“, erklärt Schmitz. Im Newsletter berichten auch Firmen, die bereits Geflüchtete beschäftigen, von ihren Erfahrungen. Daraufhin melden sich immer wieder Arbeitgeber und lassen sich von der Caritas beraten. Vor allem Handwerksbetriebe haben sich bisher offen für Zugewanderte gezeigt. Vielleicht ziehen bald andere Betriebe nach.

Nina-Maria Haupt