Chris Wawrzyniak: Kulturmanager aus Herne

Im Geschäft mit der Kreativität

27. Oktober 2016 | Gesellschaft Kultur

Der 38-Jährige ist selbstständig – als Kulturschaffender. WortLautRuhr und Der Goldene Raum sind zwei seiner Standbeine. „Ich wollte immer Kulturarbeit mit Jugendlichen machen“, erklärt der Herner in seinem Büro im Dachgeschoss des Kulturzentrums das O in der Overwegstraße. Das manch einer vielleicht gar nicht als solches erkennen würde: Sofas in der einen Ecke, daneben ein alter ausgestopfter Marder, ein Schreibtisch in der anderen, Musikinstrumente im anderen Raum.

  • Chris Wawrzyniak hat sich vor Jahren mit seiner Agentur Der Goldene Raum selbstständig gemacht. © Frank Dieper, Stadt Herne

WortLautRuhr, das Unternehmen, das Wawrzyniak gemeinsam mit Sebastian Rabsahl leitet, hat den diesjährigen NRW-Slam in Bochum organisiert. Eine Veranstaltung mit großem Finale im ausverkauften Schauspielhaus. Im Mittelpunkt stehen die Poeten. Die jungen Menschen, die selbst geschriebene Texte auf der Bühne präsentieren, maximal fünf Minuten lang. Danach entscheidet das Publikum über die Wertung. Poetry Slam boomt. „Früher gab es einen Slam in Bochum, einen in Herne und gar keinen in Dortmund. Mittlerweile gibt es in Dortmund acht“, sagt er. Das Format, das aus den USA kommt, begeistert  Wawrzyniak: „Die Poetinnen und Poeten bieten lebendige Bühnenliteratur. Das ist offen für jeden. Hier kann man sich ausprobieren. Wichtig ist, sich dem zu widmen, was einem Spaß macht, und das ist in diesem Fall: Gedanken aufschreiben und diese mitteilen.“

Schon seit vielen Jahren organisiert Wawrzyniak Poetry Slams. Aber so eine Großveranstaltung wie der NRW-Slam sei trotzdem etwas Besonderes gewesen: „Ich war mega aufgeregt und auch ein bisschen schlaflos.“ Grundlos: Es ist alles reibungslos gelaufen.

Poetry Slams

Besonders gut erinnert er sich daran, als er Sebastian Rabsahl zum ersten Mal als Slammer Sebastian 23 auf der Bühne gesehen hat. Das war in den Flottmann Hallen – beim Jonglage-Festival. „Ich hatte richtig Bammel, das die Stimmung kippt, aber die Stimmung ging durch die Decke. Die Leute sind durchgedreht.“ Nach diesem Abend rief Wawrzyniak Rabsahl an. So begann ihr Zusammenspiel.

Wawrzyniaks Arbeit ist nie nur auf einen Bereich beschränkt, bei ihm laufen gleich mehrere kulturelle Projekte. Als ehemaliger Azubi der Flottmann Hallen pflegt er auch dorthin enge Kontakte. Für die Ausbildung brach Wawrzyniak sein Sozialpädagogik-Studium ab. „Ich war nach 18 Monaten fertig. Die Ausbildung wurde verkürzt“, danach arbeitete er noch drei Jahre lang im Kulturhaupstadtbüro. Aber irgendwann kam die Überlegung: „Wie geht es weiter? Ich hab mir irgendwie in den Kopf gesetzt, selbstständig zu sein.  Dann habe ich meinen Mut zusammen genommen und aufgehört.“ Er startete mit der Selbstständigkeit.  Durch sein gutes Netzwerk in der Kulturszene befruchten sich seine Projekte immer wieder gegenseitig. Aus dem einem entsteht etwas Neues und daraus wieder etwas anderes.

Kreativität

Schon seine Eltern hätten ihm diese Aufgeschlossenheit für Kultur mitgegeben. „Wenn Leute etwas entstehen lassen, Output aus sich selbst heraus haben, fasziniert mich das“, begründet der Herner seine Leidenschaft.

Als nächstes Projekt plant Wawrzyniak ein Buch mit Geschichten von Geflüchteten, die gemeinsam mit Slammern aufgeschrieben werden. „Das liegt mir sehr am Herzen.“ Parallel startet Wawrzyniak noch etwas ganz anderes: Er will seine Masterarbeit in Kultur- und Medienmanagement schreiben. Spieltrieb und Disziplin, das seien die wichtigsten Aufgaben, die er für seine Arbeit braucht. Sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Kein Wunder, dass er für die Künstler wie ein Beamter erscheint und für Manager wie ein verrückter Künstler. Chris Wawrzyniak passt eben in keine Schublade.

Anja Gladisch