Talentkolleg Ruhr unterstützt junge Menschen

Unsere Talente

2. November 2018 | Gesellschaft

Vorfreude auf die ersten Vorlesungen

Bei Burak Sahin ist die Entscheidung gefallen. Denn wir treffen ihn an der Ruhr-Universität Bochum – kurz vor dem Start des neuen Semesters. Für den 18-Jährigen beginnt mit dem Studium der IT-Sicherheit ein neuer Lebensabschnitt. „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt, aber ich freue mich riesig auf die ersten Vorlesungen“, sagt der junge Mann aus Bickern, dessen Geschichte nicht klassischer hätte sein können. Seine Eltern zieht es vor mehr als 30 Jahren von der Türkei nach Deutschland, einen akademischen Hintergrund haben sie nicht. Umso stolzer sind sie auf ihren Sohn. Schon früh wird klar, dass die Universität lockt. „Das stand für mich schon in der fünften Klasse fest. Ein Studium hätte ich sicherlich auch ohne das Talentkolleg Ruhr begonnen, aber es hat mich dabei unterstützt, alles zu konkretisieren, man wurde noch einmal bestärkt“, erklärt Sahin, der am Gymnasium Wanne einer der besten  Schüler war. Besonders Mathe und Informatik haben es ihm angetan.

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Nicht nur Einser-Kandidaten im Blick

Er besitzt Talent. Ein Talent, das auch den Scouts des Talentkollegs Ruhr nicht entgeht. Denn Typen wie Burak Sahin sind genau die jungen Menschen, die das Talentkolleg auf ihrem Weg begleiten möchte. „Dabei benötigen sie keinen Abi-Schnitt von 1,6 wie Burak“, verrät Geschäftsführer Dr. Frank Meetz und fügt hinzu: „Uns geht es darum, Talente schon früh in Schulen zu erkennen und sie dann gezielt für den Übergang in ein Studium oder eine duale Ausbildung zu fördern.“ In den Seminaren sollen die jungen Leute erkennen, wo ihre Stärken liegen und ob sie besser für eine duale Ausbildung geschaffen sind oder doch für eine Hochschulkarriere.

Vom Mulvany-Berufskolleg in die weite Welt

Diese Frage hat Cansel Dikyolu für sich bereits beantwortet: Die 18-Jährige will an einer Fachhochschule studieren, International Business Management oder Internationales Wirtschaftsrecht. „Ich möchte  einen internationalen Beruf ausüben und schon während des Studiums Erfahrungen im Ausland sammeln“, hat die junge Frau schon konkrete Vorstellungen. Auch ihre Eltern haben keinen akademischen Hintergrund. Für die junge Frau kein Problem: „Man muss es nur wollen und den Ehrgeiz haben, es zu schaffen.“ Und über den nötigen Ehrgeiz scheint die Schülerin des Mulvany-Berufskollegs zu verfügen. Zur Freude ihrer Eltern, die sie sehr unterstützen, ist auch sie eine Kandidatin für Einser und Zweier. Dennoch verzichtete sie während der Sommerferien zwei Wochen auf ihre freie Zeit und nahm an der Summerschool des Talentkollegs teil. „Anfangs war ich etwas unsicher, ob es das richtige für mich ist. Aber der Unterricht und die Workshops haben mir wirklich viel gebracht. Außerdem steht mir mein Talentscout noch heute zur Seite und motiviert mich bei jeder Gelegenheit“, freut sich Cansel Dikyolu. Im Austausch mit seinem Talent-Scout steht Sahin seit mehr als einem Jahr. Wann immer er den Bedarf sieht, kann er ihn kontaktieren. „Das hat mir mehr gebracht, als ich erwartet habe. Man hat immer einen Ansprechpartner, mit dem man reden kann und hat nicht das Gefühl ins kalte Wasser geschmissen zu werden.“ Seinen Weg an der Uni muss er aber jetzt dennoch allein gehen. Dass das Tempo ein anderes ist als am Gymnasium, hat er bereits in den Vorkursen gemerkt. „Wenn man sich reinhängt, schafft man es aber“, ist sich der 18-Jährige vor seiner ersten Vorlesung in Kryptologie sicher. Später möchte er einmal für den Verfassungsschutz arbeiten oder Firmen beraten, um ihre Daten sicherer zu machen. Dann vielleicht auch mit einem Doktor-Titel auf der Visitenkarte. „Eine Promotion könnte ich mir schon gut vorstellen“, verrät der junge Student, der jetzt aber erst einmal auf dem Weg zu seinem Bachelor ist.

talente_copyright_thomas_schmidt_stadt_herne Hat ihre Zukunft stets im Blick: Cansel Dikyolu im Gespräch mit dem Stadtmagazin. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Vorbereitung auf ein Stipendium

Davon ist Cansel Dikyolu noch ein paar Schritte entfernt. Näher liegt da schon eine Reise in Richtung Asien. „Im nächsten Jahr findet in unserer Schule zum ersten Mal ein Austausch mit China statt. Da möchte ich unbedingt mit dabei sein und Auslandserfahrungen sammeln“, sagt die Schülerin, die zwar kein chinesisch spricht, aber sprachlich dennoch sehr gut aufgestellt ist. „Ich liebe Englisch, da stehe ich eins plus. Auch Wirtschaft liegt mir irgendwie, BWL halten viele für zu trocken, aber das ist genau mein Ding“, berichtet Cansel Dikyolu, die sich jetzt noch wie Sahin auf ein Stipendium vorbereitet. Am Talent wird es nicht scheitern …

Michael Paternoga