Brandsanierer befreien Stadtarchiv-Magazin von Baustaub

Von Schwarz nach Weiß nach Grau

28. Dezember 2015 | Gesellschaft Kultur

  • Stadtarchivar Jürgen Hagen betritt den "Quarantäne"-Bereich. © Stadt Herne, Horst Martens
"Betroffen ist der gesamte Magazinbestand", sagt Stadtarchivar Jürgen Hagen, "also insgesamt 2,7 laufende Regalkilometer." Das Zeitungsarchiv, ein paar Etagen höher gelegen, allerdings nicht. Woher dieser pulverige Staub kommt? Bei Umbaumaßnahmen versäumte es die ausführende Firma, die Regale komplett abzudecken. Und schon war es passiert - dabei entstand ein Versicherungsschaden in Höhe von etwa 70.000 Euro. Eine Spezialfirma musste her, um die pulverige Schicht zu entfernen. Deshalb engagierte der Schadensverursacher im Einvernehmen mit der Stadt die Brandsanierungsfirma SMD aus Siegen. Die Spezialisten rückten an, und teilten das komplette Magazin mit Folien in drei voneinander abgetrennte Bereiche: Weiß, Grau und Schwarz. Von einen in den anderen Bereich gelangt man über eine Reißverschleißtür. Wenn durch diese Räume noch die Sanierer mit ihren Atemschutzmasken und weißen Schutz-Overalls huschen, weist die Szenerie Parallelen zu einem OP-Raum oder zu einer Weltraumstation auf. Und tatsächlich: Eingesetzt werden hier - wie in Operationssälen und Intensivstationen - Überdruckanlagen, die das Eindringen von verschmutzter Luft vermeiden.

Action im Grau-Bereich

Im Schwarz-Bereich stehen die "kontaminierten" Regale mit dem verschmutzten Material. Ordner und Akten werden mit Nummern versehen, in Kartons verpackt und in den Grau-Bereich verfrachtet. Dort ist Action angesagt: Mitarbeiter in weißen Staubschutz-Overalls stehen an einem langen Tisch, packen die Unterlagen aus dem Schwarz-Bereich sorgfältig aus und saugen mit Spezialsaugern die Verschmutzung ab. Die sauberen Unterlagen gelangen, mit einem Etikett versehen, in den Weiß-Bereich, wo sie bis zum Schluss lagern und erst wieder an ihren richtigen Platz kommen, wenn das letzte Staubkorn im Schlund eines Staubsaugers gelandet ist.

15 Sanierer am Werk

Für die vorbereitenden Arbeiten sind "nur" drei bis vier Arbeiter aktiv. Wenn der komplette Reinigungsprozess läuft, sind etwa 15 Leute am Werk, sagt Brandsanierer Seref Kunt. Brandsanierer - aber es hat doch nicht gebrannt, wird man sich fragen. Tatsächlich sind aber in Gebäuden nach Bränden ähnliche Säuberungsarbeiten notwendig. Auch wenn Gebäude komplett mit Schimmelpilz befallen sind, sind die Fachleute gefragt: Die Spezialstaubsager saugen den Staub und die Sporen auf, blasen diese gesundheitsgefährdenden Kleinstteile aber nicht hinten wieder raus, wie bei gewöhnlichen Staubsaugern. Der letzte Sanierungsfall liegt nur wenige Monate zurück: In Castrop-Rauxel mussten im Sommer mehrere Häuser nach einem folgenschweren Rohrburch gereinigt werden. Sogar der WDR rückte an und berichtete darüber.

Ab Januar ist das Magazin staubfrei

In den ersten Januar-Wochen kann das Magazin blitzblank und staubfrei seiner originären Bestimmung übergeben werden. Stadtarchivar Hagen: "Ich freue mich, dass eine Spezialfirma die Reinigung sachgerecht abwickelt, so dass der Archivbestand für künftige Generationen gesichert ist, ohne dass man Bedenken haben muss, dass irgendwann in Zukunft Folgeschäden durch die Baustaubbelastung auftreten."

Text und Fotos: Horst Martens