Schloss Strünkede

Wenn Wände und Möbel sprechen könnten

12. Juni 2014 | Gesellschaft Kultur

1664 wurde der Schlusstein im Schloss Strünkede gesetzt – der Stein ist Teil der Ausstellung. Dieses 350-jährige Jubiläum ist Anlass für einen Rückblick auf die wechselvolle Geschichte des Gebäudes: Strünkede war adeliger Wohnsitz, beherbergte ein Restaurant, diente als Lazarett und als Kurheim für Kinder, es war Polizeikaserne und Hauptquartier der Britischen Armee in Herne.

Zahlreiche Museumsbesucher haben ihre persönlichen Schloss-Geschichten, Fotos und Erinnerungsstücke eingereicht. "Wir haben einen Testballon gestartet und sind überwältigt", sagt Kuratorin Elke Hartkopf von ConCultura Bonn, die auch schon im vorigen Jahr die Ausstellung zum Kinderspiel ausstattete.

  • Schloss Strünkede, Exponate der Ausstellung und Möbelinstallation "GeSCHLOSSene Gesellschaft", ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Herr von Forell würde gern wieder im Schloss leben

Beispielsweise hat der ehemalige Landtagsabgeordnete und Pfarrer Frank Sichau sein Barett und sein Beffchen zur Verfügung gestellt – als Erinnerung an die Trauungen, die er in der Schlosskapelle vorgenommen hat. Oder die Geschichte von dem Kind, dass, wenn es mal nicht essen wollte und "Mag ich nicht" sagte, von seinem Vater diese Geschichte zu hören bekam: von dem Herr Machnicht, der im Schlossgragen ertrunken sei. Die Besucherbeiträge bilden den Kern der sehr persönlichen, teils kuriosen, teils nachdenklich stimmenden Sonderausstellung. Auf einer Bilderwand haben sich bekannte und weniger bekannte Schlossbesucher verewigt, vom Stadtarchivar Manfred Hildebrandt bis zu Graf Hotte. Und jeder kommentiert, was er mit dem Schloss verbindet. Hildebrandt ist mal in der zugefrorenen Schlossgräfte eingebrochen. Und Helmut von Forell, Nachfahre der Forell-Familie und Bewohner der Villa, die heute Städtische Galerie ist: "Ich würde selbst gerne in einem Schloss wohnen, und ich finde, dass sich das für den Adel gehört."

Monumental gestapelte, getürmte und verkeilte Möbel

Die Kölner Künstlerinnen Ines Braun und Iris Stephan nähern sich dem Thema der Schlossgeschichte auf ganz ungewöhnliche Weise. Mit ihrer großen Möbelinstallation „GeSCHLOSSene Gesellschaft" lassen sie Geschichten, vergangene Generationen und den Lauf der Zeit erlebbar werden. Zwischen den monumental gestapelten, getürmten und verkeilten Möbeln finden die Besucher Zugang zu den Menschen, die das Schloss in längst vergangenen Zeiten bevölkert haben.

Die Ausstellung hat einem Ausruf von Museumsleiter Dr. Oliver Doetzer-Berweger Ausdruck verliehen: „Wer hier im Schloss alles drin war! Wer hier alles drin war! Wenn die Wände sprechen könnten!" Sie können – zumindest die im Raum der Sonderausstellung.