Der gebürtige Herner Michael Holtschulte ist preisgekrönter Cartoonist

Zum Totlachen

24. Februar 2017 | Freizeit Gesellschaft Kultur

Witze über Tod und Technik

Tod und Technik, Star Wars und Horror sind die wichtigsten Themen des 37-Jährigen, der mehr als ein Dutzend Cartoon-Bücher gezeichnet und an über vierzig weiteren mitgewirkt hat. Seine bekannteste Figur ist der Sensenmann, der seine Opfer mit schwarzem Humor aus Alltagssituationen heraus ins Jenseits befördert. Gleich mehrmals erhielt er Publikumspreise bei der Cartoonair, einmal beim Deutschen Karikaturenpreis und einmal den Publikumspreis „Mit spitzer Feder. Preis für die politische Karikatur".

Geboren wurde Michael Holtschulte in Herne, seine ersten Lebensjahre hat er in Wanne verbracht. Dann zogen seine Eltern mit ihm nach Herten, wo er auch heute lebt. Malen und Zeichnen lernte Michael Holtschulte, sobald er einen Stift halten konnte. Seine Mutter, eine Künstlerin, zeigte ihm die klassischen Maltechniken. Und so zeichnete der Sohn mit fünfzehn Jahren die ersten druckreifen Cartoons – zuerst für zwei Hertener Lokalzeitungen, später auch für überregionale Blätter wie TAZ und Süddeutsche.

  • © Holtschulte

Die Themen sind eine Herzensangelegenheit

Schwierig findet Holtschulte es nicht, auf Kommando kreativ zu sein. „Ich habe ohne Ende Notizbücher voll mit Ideen, die ich noch umsetzen möchte – so habe ich immer zu tun. Die Sachen müssen aufgeschrieben werden, damit sie aus dem Kopf sind und ich neu denken kann." In den Büchern finden sich Skizzen, Sätze, erste Entwürfe von Cartoons. Und immer wieder der Tod. Außer diesem gehören auch Technik und Videospiele zu Holtschultes Lieblingsthemen.

Am Anfang steht die Bleistiftskizze

Schon als Grundschüler hatte der heutige Cartoonist einen Computer und begann selbst zu programmieren. Dennoch: „Ich mache grundsätzlich zuerst Bleistiftskizzen. Die werden dann mit Tusche nachgezeichnet und gescannt und am Computer weiter gezeichnet und koloriert. Manche Bilder zeichne ich aber auch komplett analog." Zum Beispiel mit Aquarellmarkern, Acrylfarben und Nylonpinseln.

Horror in der Freizeit

In seiner Freizeit spielt der Cartoonist gerne Fifa auf der Spielkonsole: „Das kann man zu zweit nebeneinander auf dem Sofa spielen. Wenn man sich nicht auf die Fresse haut, weiß man, man ist gut befreundet." Ansonsten zockt er noch Egoshooter und Horror-Spiele. Überhaupt ist der Zeichner ein großer Horror-Fan, was naheliegend ist, wenn er beruflich den Tod malt. „Der Tod spielt bei Horrorfilmen immer die Hauptrolle, egal ob er als Figur auftritt oder unterschwellig da ist", analysiert Holtschulte.

Der echte Tod ist für ihn aber ganz weit weg. Spannend ist der Sensenmann als Hauptfigur in den Cartoons. Er passt zum schwarzen Humor, mit ihm kann man gut Gags aufbauen. Das hat nicht nur Michael Holtschulte herausgefunden, gleich mehrere Zeichner nutzen die Figur mit schwarzem Mantel und Sense. „Mit dem Tod weiß man sofort etwas anzufangen", erklärt Holtschulte, „Wenn man Gags macht, braucht man Schubladen, um mit Klischees arbeiten zu können."

Witze klauen geht gar nicht

Ein guter Witz muss für ihn neu sein. Was gar nicht geht, ist von Kollegen Ideen zu klauen oder bekannte Witze zu illustrieren. Ein bisschen ärgert es ihn schon, wenn andere das mit seinen Werken tun: „Da habe ich einen Jahrzehnt-Witz, jemand nimmt nur den Spruch und twittert ihn. Und ich höre dann, ich hätte ja nur einen Twitter-Spruch illustriert."

Einmal allerdings wurde der Ideen-Klau auch selbst zum Witz. In einem Cartoon-Buch, an dem Holtschulte beteiligt war, ging es um Apple. Holtschulte hatte einen dieser Cartoons schon 2007 gezeichnet und später für das Buch noch einmal neu interpretiert. Einige Zeit später tauchte eine ganz ähnliche Zeichnung bei Samsung auf. „Das konnte kein Zufall sein: exakt der gleiche Farbwert bei dem Pullover einer gezeichneten Person, exakt der gleiche Text. Ich habe Samsung aber nicht abgemahnt, denn den Witz, dass sie ausgerechnet beim Konkurrenten abkupfern, konnte ich nicht liegen lassen." Und so postete er den Patzer des Technik-Konzerns auf Facebook. Anstatt Honorar nachzufordern, wollte Holtschulte von Samsung lieber eine Spende für ein Kinderheim und ein Tierheim – die der Konzern ohne zu zögern überwies.

Aktuelle Cartoons stellt Michael Holtschulte auf seiner Seite www.totaberlustig.com ins Internet.

Nina-Maria Haupt