Die Begeisterung der 60-Jährigen für Streetart
Graffiti - nur was für junge Leute? Weit gefehlt, wie die jüngste Ausstellung im Alten Wartesaal im Herner Bahnhof zeigt. Die drei Künstlerinnen, die sich ganz intensiv mit Street Art und Graffiti befassen, haben alle drei vor unterschiedlich langer Zeit ihren 60. Geburtstag gefeiert.
Andrea Ranke: "In der Szene bin ich bekannt wie ein bunter Hund"
Andrea Ranke besuchte die "Infusion" des letzten Jahres, die Streetart-Ausstellung innerhalb des Pottporus-Festivals. Bei Gesprächen mit Pottporus-Vertretern entstand die Idee zu dieser Ausstellung. Andrea Ranke hat "lange Zeit nach etwas gesucht, was meine freie Zeit füllt". Eine Fassadenmalerei bildete dann die Initialzündung für ihre Begeisterung. Mit ihrer Kamera fotografierte sie alle Graffitis, die ihr interessant erschienen. "Als ich merkte, dass ich dafür brenne, brauchte ich mehr Infos", sagt sie. Und so begann erlangte sie Informationen über die Künstler, die ja oft öffentlichkeitsscheu sind. "Ich habe schnell gelernt, dass Graffiti keine Schmiererein sind", sagt sie. Sie beginnt, sich mit Streetart zu beschäftigen, mit den ungeschriebenen Regeln der Szene, den Künstlern, verschiedenen Stilen und Techniken. Ihre Fototouren führen sie zu Hall of fames ("legale" Wände, die für Streetart freigegeben sind), Ausstellungen und Festivals, durch beliebte Viertel und zu Hotspots der Szene weit über das Ruhrgebiet hinaus. Auf ihrem Blog Streetartwalks zeigt sie neben einer Fotogalerie Hintergrundinfos zu Künstlern und Werken. "Die Seite ist für die Künstler wie eine Heimat", sagt sie. Und sie behauptet: "In der Szene bin ich bekannt wie ein bunter Hund."
Angelika Bruer: Streetart-Archiv mit 15.000 Fotos
Angelika Bruer. Seit 15 Jahren begibt sie sich mit detektivischem Spürsinn auf die Suche nach neuen Graffitis, Murals und Co. Ihr Archiv umfasst mittlerweile mehr als 15.000 Fotografien sowie "Blackbooks" mit ihr gewidmeten Zeichnungen und Notizen diverser Streetart-Künstler.
Andrea Ranke und Angelika Bruer zeigen Fotos von ausgewählten Graffitis und Kunstwerken im öffentlichen Raum, die für sie eine besondere persönliche Bedeutung einnehmen. Irmela Mensah-Schramm aus Berlin zeigt einen Teil ihrer Ausstellung "hass vernichtet".
Irmela Mensah-Schramm: Mit dem Schaber gegen Hassparolen
Irmela Mensah-Schramm aus Berlin versteht sich als Menschenrechtsaktivistin und beseitigt seit 1986 rassistische, antisemitische –generell menschenverachtende Sticker und Hassparolen mit Schaber, Lösungsmittel, Filzstift, Farbe oder Spraydose, trotz etlicher Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung. Ihre Wanderausstellung „hass vernichtet" wurde bereits über 450 Mal im In-und Ausland gezeigt und dokumentiert anhand von Fotos das Engagement und die Zivilcourage der Berlinerin.