„Eine geglückte Ehe“
Peter Worbs ist im Rat der Stadt Herne das Mitglied mit der längsten politischen Erfahrung. Der 70-jährige Sozialdemokrat, der in Eickel aufwuchs und inzwischen in Bickern lebt, saß als einziger noch aktiver Kommunalpolitiker im Rat der Stadt Wanne-Eickel.
Inherne sprach mit ihm über seine Erinnerungen über das Entstehen und Zusammenwachsen der neuen Stadt Herne im Zuge der kommunalen Neugliederung 1975.
Landtagsabgeordnete warben für Modell
„Unter dem Strich ist aus dem damaligen Zusammengehen zwischen Wanne-Eickel und Herne eine geglückte Ehe entstanden", sagt Worbs zurückblickend auf die nun fast 40 Jahre andauernde städtische Einheit. „Bevor das Zusammengehen von Wanne-Eickel und Herne in Erwägung gezogen wurde, standen auch andere Pläne im Raum: ein Groß-Bochum mit unseren beiden Städten, Bochum, Wattenscheid und Witten", erinnert sich Worbs „Das stieß aber – außer in Bochum – auf breite Ablehnung -Ein Zusammengehen mit Castrop-Rauxel und Recklinghausen ist ebenfalls diskutiert worden, wurde aber verworfen", erklärt er. „Als dann die Überlegungen entstanden, die beiden Emscher- und Bergbaustädte Wanne-Eickel und Herne miteinander zu vereinen, machten sich die beiden damaligen Landtagsabgeordneten Helmut Hellwig und der spätere OB Willi Pohlmann in Düsseldorf dafür stark." Ihr Wort hatte am Rhein Gewicht, so dass das Land grünes Licht für die Städteehe auf Augenhöhe gab.
Pragmatische Namensfindung
Auf Rot stellte nach Worbs‘ Erinnerungen der damalige Innenminister Weyers die Signale allerdings bei einem Vorschlag zur Namensgebung. Emschertal – in Anlehnung an Wuppertal, das 1929 aus dem Zusammenschluss verschiedener Orte entlang der Wupper entstand – war im Gespräch. Dieses Namensmodell hielt Düsseldorf aber nicht für genehmigungsfähig. „Die Entscheidung, dass die Stadt Herne heißen wird, ist dann anhand der Einwohnerzahl getroffen worden. Herne hatte ein paar tausend Menschen mehr als Wanne-Eickel, daher die Namenswahl. Im Gegenzug hat die neue Stadt Herne die Wanne-Eickeler Stadtfarben gelb-schwarz gewählt. Auch das Stadtwappen ist an das Wanne-Eickeler Wappen angelehnt", schildert Worbs.
Zwei Arme ergeben keinen Reichen
Auf der politischen Ebene und auch in der Verwaltung verlief der Zusammenschluss aus seiner Sicht in gutem Einvernehmen. Auch die politischen Konkurrenten waren sich weitgehend einig. Die Wanne-Eickeler Bürgergemeinschaft, zog zwar nach dem Zusammenschluss noch in den Rat ein, konnte sich aber nicht dauerhaft etablieren. Zur noch immer gelegentlich zu vernehmenden Aussage, das arme Herne habe sich damals auf Kosten des reichen Wanne-Eickels saniert, hat Worbs eine klare Meinung. „Wenn zwei Arme zusammengehen, entsteht daraus kein Reicher." Kurz: Er verweist diese These ins Reich der Legende.
Text: Christoph Hüsken