Reisegruppe berichtet über ihren Aufenthalt auf der Insel in Nicaragua

Erlebnisse in Ometepe

10. November 2015 | Freizeit Gesellschaft

Direkt vor Ort aus Ometepe versorgt uns die Herner Reisegruppe mit News. Die Kurzberichte veröffentlichen wir in Blogform - der aktuellste Artikel steht immer oben, je älter der Beitrag, desto weiter rutscht er nach unten.

Mittwoch, 11.11.2015
Heute ist unser letzter Tag auf Ometepe. Wir werden um 14.30 Uhr von Alcides Flores abgeholt und zur Fähre nach Moyogalpa gebracht, die uns um 16.00 Uhr zurück nach San Jorge bringen wird. Auf uns wartet dann dort der Busfahrer, der uns nach Granada fährt.
Josef Stromberg und Udo Jakat hatten heute Vormittag noch ein Treffen mit Karin Allgeier und vier zukünftigen Stipendiaten, denen ein Ingenieur-IT-, ein Tourismus-Managment- bzw. Psychologie-Studium ermöglicht werden soll.
VulkanRückblickend auf unseren Aufenthalt auf Ometepe lässt sich zusammenfassen, dass wir uns im Hotel Villa Paraiso gut aufgehoben gefühlt und die Naturschönheiten der Insel uns beeindruckt haben (Bild). Aber: Die touristische Infrastruktur außerhalb des Hotels lässt noch sehr zu wünschen übrig. Die Bevölkerung auf der Insel lebt in noch sehr bescheidenden Wohnverhältnissen, aber Ansätze zur Verbesserung sind vorhanden: z.B. durch die Unterstützung des Partnerschaftsvereins, der neue, modernere Häuser finanziert  oder durch Umweltprojekte von Karin Allgeier, um das Müllproblem in den Griff zu bekommen.
Wir haben erfahren müssen, dass viele  Kinder mit Behinderungen geboren werden, weil die medizinische Versorgung nach unseren Maßstäben immer noch nicht ausreichend ist. Die Patienten müssen lange Anfahrten in Kauf nehmen, da es auf der Insel nur wenige ärztliche Versorgungsstationen gibt. Zum Beispiel besteht hier in St. Domingo nur einmal in der Woche die Möglichkeit, das Ultraschallgerät zur Diagnose von Krankheiten oder im Rahmen von  Vorsorgeuntersuchung während der  Schwangerschaft zu nutzen. Zur Unterstützung von Dr. Alvarado hat Dr. Bruckhaus-Walter gestern ein wenig beizutragen versucht, indem er mit uns als Versuchspatienten im Beisein von Dr. Alvarado die Bedienung des Geräts und die Diagnose-Möglichkeiten der Ultraschalluntersuchung demonstrierte. Wir haben erfahren müssen, dass der Einfluss der katholischen Kirche unter der Regierung Ortegas seit 2006 stärker denn je geworden ist, was zur Folge hatte, dass es ein absolutes Verbot für Abtreibungen gibt. Bis heute ist die Koalition der Abtreibungsgegner nach Ansicht von Fachleuten verantwortlich dafür, dass Mädchen und Frauen  zu Kurpfuschern gehen, wenn sie vergewaltigt wurden, und auch dann, wenn sie krank sind, und die Schwangerschaft zu einer Gefahr für sie werden könnte.
Umso wichtiger erscheint es also, dass die Partnerschaft zwischen der Stadt Herne und der Insel weitergeführt wird und dass alle Anstrengungen unternommen werden, die Verhältnisse für die Bevölkerung auf mannigfaltige Weise zu verbessern, sei es durch Spenden oder auch nur durch Reisen in dieses Land.

Dienstag,10.11.2015

Die Tanzgruppe der Schule in La Palma tanzt den Tanz der Blattschneideameisen Die Tanzgruppe der Schule in La Palma tanzt den Tanz der Blattschneideameisen.

Die Schulleiterin, der Sekundarschule empfing die Herner Delegation mit einer Tanzvorführung. Für uns war bemerkenswert, dass alle Schüler sich auf dem Schulhof versammelten, ein Gebet gesprochen und anschließend die Nationalhymne gesungen wurde. Eine Klasse hatte Briefe für die Erich Fried Gesamtschule in Herne vorbereitet, die die Klassensprecherin an Josef Stromberg übergab. Als Gastgeschenk hatten wir Shirts drucken lassen, mit denen die ausgewählte Partnerklasse vor ihrem Klassenraum posierte.

Montag, 9.11.2015

V.l.n.r.: Karin Allgeier, Izaya Sánchez und Udo Jakat. V.l.n.r.: Karin Allgeier, Izaya Sánchez und Udo Jakat.

Die Herner Delegation lud die örtlichen Repräsentanten der Partnerschaft, Dr. Roberto Alvarado, Melida Luna Flores, Alcides Flores (Projektleiter) und Jorge Quintana zum Essen ins Hotel ein. Außerdem waren der Vorsitzende der Kreditgenossenschaft EICAO, Izaya Sánchez, mit seiner Familie und Karin Allgeier mit ihrer Praktikantin anwesend. Neben fachlichen Gesprächen zu diversen Aspekten der Partnerschaft, die von drei Dolmetschern jeweils übersetzt wurden, tauschte man Gastgeschenke aus und Udo Jakat, einer der beiden Vorsitzenden des Partnervereins, hielt eine kurze Ansprache zur Geschichte und Bedeutung der Kooperation zwischen der Stadt Herne und Ometepe. Izaya Sánchez bedankte sich und überreichte für alle Herner Gäste ein Ometepe-Shirt.

Josef Stromberg, Lisa, eine Praktikantin, Ursula Niebur, Dr. Bruckhaus-Walter, Katalina, unser Wanderführer. Josef Stromberg, Lisa, eine Praktikantin, Ursula Niebur, Dr. Bruckhaus-Walter, Katalina, unser Wanderführer.

Wir sind mit dem Hotelbus zur Finca Magdalena hinaufgefahren. Die Finca wird von einer landwirtschaftlichen Kooperative betrieben, die hier am Hang des Vulkans Maderas Kaffee anbaut und verarbeitet. Von Balgue aus führt eine holprige Piste hinauf zur Finca. Von dort aus sind wir zu den Petroglyphen gelaufen, in Stein gearbeitete Felsbilder aus prähistorischer Zeit. Wir konnten Brüllaffen hören, die in den Baumwipfeln versteckt ihre einzigartigen Schreie ausstießen. Eine Gruppe von uns ist dann noch etwas weiter den Hang des Vulkan hinauf zu einem Aussichtspunkt gelaufen. Als die Gruppe zurückkam, waren alle total verschwitzt. Die Temperatur und die extreme Luftfeuchtigkeit hier führen dazu, dass man am ganzen Körper trieft.

Sonntag, 8.11.2015

Hausbauprojekt2Wir sind gerade zurückgekehrt von unserer Rundfahrt mit Alcides Flores, Jorge Quintana und Karin Allgeier als Dolmetscherin, um uns die Hausbau-Projekte anzuschauen und Kontakt aufzunehmen mit Familien, die für ein neues Haus vorgesehen sind bzw. ein Haus aus dem Förderprojekt erhalten haben. Die Wohnverhältnisse in den alten Holzhäusern sind für unsere europäischen Vorstellungen erschreckend. Die fünfköpfige Familie ist obdachlos geworden, als ihr Haus bei einem Erdrutsch verschüttet wurde und lebt zur Zeit in dem  Haus ihrer Schwiegermutter. Die Kochstelle wird mit Holz betrieben, ist draußen, windschief und die Frau atmet beim Kochen ständig den beißenden Qualm des Feuers ein.

HausbauprojektBeim zweiten Stopp haben wir eine Familie angetroffen, die ein Haus bewohnt, das von einem Herner Mitbürger, Reinhard Schemberg, finanziert worden ist. Wir haben der Familie ein Foto der Spender und eines, auf dem sie bei dem letzten Besuch abgelichtet worden sind, überreicht.

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Sonntag, 8.11.2015

Stellvertretende BürgermeisterinTreffen mit der stellvertretenden Bürgermeisterin von Altagracia, Aurora Elena Alvarez.

Bei diesem Treffen wurden mögliche zukünftige Projekte diskutiert. Es wurde ein Faksimile des ersten Aufrufs zur Gründung der Partnerschaft Herne Ometepe überreicht.

Von links nach rechts: Alcides Flores (Projektleiter der Zusammenarbeit Herne Ometepe), Karin Jakat, Aurora Elena Alvarez,  Josef Stromberg, Udo Jakat, Uschi Wischkämper-Stromberg.

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Samstag, 7.11.2015

Dr. Markus Bruckhaus-Walter mit Radiologin und 14jährige Schwangere in der 36. Schwangerschaftswoche Dr. Markus Bruckhaus-Walter mit Radiologin und 14jährige Schwangere in der 36. Schwangerschaftswoche

Das hiesige Verständnis von einer Arztpraxis bzw. ärztlichen Versorgung und dem uns bekannten Status Quo in Deutschland erlaubt einen völlig neuen Eindruck auf die Sichtweise der Medizin bzw. Standards. Anspruch, Leidensdruck und Erwartungen werden hier in einer Form wahrgenommen, die uns nachdenklich machen muss. Geduldig warten Patienten nach mehrstündigen Anfahrten zzgl. Wartezeiten in uns unvorstellbaren Verhältnissen bzw. Möglichkeiten der Diagnostik sowie Therapie. In der Erwartung auf Hilfe sind die Patienten vor Ort mit mitgebrachten Speisen(!) darauf eingestellt, stundenlang Geduld (paciencia) zu üben. Der einzige Arzt Dr. Alvarado versucht seit elf Jahren den Bedürfnissen und Problemen gerecht zu werden. Unzureichende Ausstattung wird durch leidenschaftlichen Einsatz für den Patienten beeindruckend sichtbar. Das verdient unseren höchsten Respekt. Es gibt eine Menge Möglichkeiten zu helfen, welche durch enge Kommunikation und Engagement  u. a. durch die Medizin-Kooperation Herne Ometepe  als auch durch die Sektion Ometepe im Herner Partnerschaftsverein auf einem guten Weg zur "Hilfe zur Selbsthilfe" sind. Dabei müssen wir verstehen lernen, wie die Menschen in Ometepe empfinden und was sie brauchen. Mit dem nötigen Augenmaß und den Erfahrungen vor Ort wird es uns gelingen, ein Stück unseres scheinbar priviligierten "Glücks" eines sehr hohen Standards auch hier den Menschen zuteil werden lassen zu können.

Freitag, 6.11.2015, 16.30 Ometepe, Hafen

ReisegruppeDas Anlegemanöver der Fähre ist spektakulär. Ein Hilfsmatrose springt mit dem Festmacher-Tau ins Wasser und macht es an einer Boje fest. Jetzt kann die Fähre rückwärts am Pier anlegen.

Am Fähranleger abgeholt und begrüßt werden wir von der Ometepe Delegation, die uns mit dem Bus ins Hotel Villa Paraiso fährt. Das lokale Wetter auf der Insel ist plötzlich umgeschlagen. Dicke Wolken sind aufgezogen und es beginnt ein Sturzregen, der aber rasch wieder beendet ist.

Freitag, 6.11.2015, 13.00 Uhr, Nicaragua, San Jorge, Hafen

Der Grenzübergang von Costa Rica nach Nicaragua war geprägt von Formalitäten: Ausreisegebühren in der Bank in Liberia (Costa Rica) entrichten, an der Grenze Koffer ausladen und per Hand über das Niemandsland transportieren, Passkontrolle in Costa Rica, Einreisegebühren für Nicaragua, vorläufiger Einreisestempel, Gepäckkontrolle, Passkontrolle, Grenzübergang. Ganz schön viel Bürokratie. Da erscheint der europäische Grenzübergang von A nach B geradezu paradiesisch einfach. Im Hafen von San Jorge haben wir zwei Stunden Wartezeit. Am Wartehäuschen wimmelt es von winzigen Insekten, die aber Gottseidank nicht stechen. Das Wetter ist angenehm warm mit steifer Seebrise vom Nicaragua-See her.