Inherne-Leser und der Kultcharakter des Wananas

Wananas wachgeküsst

25. November 2016 | Freizeit Gesellschaft Kultur

Emotionale Erlebnisse

Das Bad, das nach einem zerstörerischen Brand vor fünf Jahren Mitte  Dezember wieder öffnet, steht auch für besondere und emotionale  Erlebnisse, die man nie vergisst. Das haben unser Aufruf und unsere Foto-Aktion „Wananas-Gesicht gesucht" ergeben, die wir auf der Internetseite des Stadtmagazins und im Herner Wochenblatt gestartet hatten.

Alle haben es verdient

Und weil alle Bewerber so nett, so sympathisch, so ausdrucksstark und unterschiedlich waren, brachte es die inherne-Redaktion nicht übers Herz, sich für ein Wananas-Gesicht zu entscheiden. Wir sagen: Alle haben es verdient,
Wananas-Gesicht zu sein. Aus der Sammlung aller Fotos haben wir eines ausgesucht, das besonders prägnant war und für alle Bewerberinnen und Bewerber steht – und ihre teils innige Beziehung zum Freizeitbad ausdrückt: mit Kussmund für die Wananas-Ente. Lisa Röttchen, 16, verbindet vor allem Kindheitserinnerungen mit dem Wananas. „Es sind gute Erinnerungen", sagt sie. „Wir als Familie haben viel Zeit im Freizeitbad verbracht, bevor wir nach England zogen, wo mein Vater eine Arbeitsstelle hatte. Mein Vater spricht mich heute noch häufig darauf an, dass er meine Locken im Wananas geföhnt hat." Vor vier Jahren kehrte die Familie aus England zurück. Seitdem besucht Lisa das Pestalozzi-Gymnasium. Gleichzeitig hat eine Model-Agentur in Köln ihre Setcard. Ihre Verbindung zum Wananas als kleines Kind und ihre Vorliebe fürs Modeln („Ich habe viel Spaß vor der Kamera") waren ihre Motive, sich für die inherne-Aktion zu bewerben. Seit ein Horror-Film, in dem eine Riesenwelle ein leeres Schwimmbad verwüstete, sie sehr schockierte, überfällt sie manchmal ein Gefühl der Angst, wenn sie ins Wasser steigt.
Im neuen modernen Bad, da sind wir sicher, wird sie diese Angst überwinden.

Die inherne-Redaktion bedankt sich bei allen, die mitgemacht haben. Auch weil sie sich auf die Baustelle gewagt haben, die das Wananas immer noch war und auf jeglichen Komfort verzichtet haben. Einige haben uns nur ihre Geschichte  erzählt, sind jedoch nicht mit Foto vertreten.

  • Noah Schinlling und Samira Tarnowski. © Frank Dieper, Stadt Herne

Bewerber, Wananas-Fans, Geschichten

Geantwortet haben viele Leser, die sich als Covermodel zur Verfügung stellen wollten. Und manch einer schilderte uns ausführlich seine besondere Beziehung zum Freizeitbad. Sie kommen hier zu Wort:

Einer der letzten Gäste an diesem folgenschweren Abend war Christian Matzko, damals Pressesprecher bei der Stadt, mit seiner „Saunatruppe". Um 21 Uhr verließ er den Ort. Gegen 1:44 Uhr am frühen Donnerstag, 10. November 2011, alarmierten Anwohner die Feuerwehr. Gegen 5 Uhr steuerte HCR-Busfahrer Udo Förster im 328-er die Haltestelle „Wananas" an. Was er sah, konnte er kaum glauben: „Mein erster Eindruck war: totales Chaos. Diese Ansammlung von Schläuchen, dieser beißende Geruch!" Förster ist seit 30 Jahren Busfahrer. Und er ist Vorsitzender des Team Camerone, das über Laufveranstaltungen wie Marathon, Ironman und Triathlon Geld für den guten Zweck sammelt. Die nötige Fitness holte er sich im Wananas. Daran will er wieder anknüpfen: „Deshalb freue ich mich so auf die Eröffnung."

Schockierend

Noch am Morgen erhält Samira Tarnowski, 15, einen Anruf von ihrer Mutter, die im Gastronomie-Bereich der Freizeiteinrichtung tätig war. „Meine Mutter wollte mich informieren, damit ich es nicht von den Schülern erfahre", so Samira, die von sich sagt: „Ich bin sozusagen im Wananas groß geworden. Meistens, wenn meine Mutter arbeitete, war ich natürlich auch dort." Und was ihre Mutter da am Telefon erzählte, konnte Samira kaum glauben: „Der Brand war ein Schock, den ich nur schwer überwinden konnte. Seit dem Bauanfang zähle ich die Tage bis zur Eröffnung."

Perplex war auch Christian Matzko, als er kurz vor acht Uhr ahnungslos ins Rathaus Herne kam, um mit seiner Arbeit zu beginnen. Seine Kollegin empfing ihn mit den Worten: „Kannst gleich wieder nach Wanne fahren, da hat es gebrannt." Zusammen mit einer Fotografin fuhr er an den Ort des Geschehens, um für die Herner Homepage zu recherchieren.

Die komplette Zerstörung des Freizeitbades war für viele mehr als nur eine oberflächliche Sensation. Claudia Hake erzählt über ihren Sohn: „Dominik hatte immer viel Spaß im Wananas und ich sehe ihn heute noch vor mir, wie er geweint hat, als er hörte, dass sein Lieblingsschwimmbad abgebrannt ist. Er dachte, dass sich ein Schwimmbad selber löscht, weil ja genug Wasser da ist."

Ein Leben lang darauf gewartet

Eine besonders nahe Beziehung hat Laura Lampeitl zum Wananas: „Ich warte schon seit gaaanz langer Zeit auf die Wiedereröffnung – genau genommen mein ganzes Leben lang!" Das Warum erklärt sie so: „Kurz nach meiner Geburt habe ich von der Stadt Herne einen Gutschein für ein Babyschwimmen geschenkt bekommen. Meine Eltern und ich haben uns sehr gefreut, aber eine Woche später ist das Bad leider abgebrannt, und ich hatte keine Chance mehr, mich dort anzumelden. Seitdem warte ich auf die Wiedereröffnung. Ich gehe sehr gerne schwimmen und ich hab sogar schon in diesem Jahr mein Seepferdchen gemacht! Endlich kann es bald losgehen! Gut, für das Babyschwimmen ist es nun ja zu spät... Aber auf mein neues Schwimmbad freue ich mich sehr!" Wer aufmerksam gelesen hat, weiß nun genau, wie alt Laura ist.

Und dann war da noch die kleine Liljane  aus Gelsenkirchen, die ebenfalls erschüttert war von der zerstörerischen Gewalt des Feuers. Sie opferte ihr Sparschwein und schickte die Ersparnisse – 5,36 Euro und 200 Euro Spielgeld – ans Wananas, um dem Wiederaufbau einen entscheidenden Anschub zu geben.

Wananas und die erste Liebe

Warum Menschen so an einem funktionalen Gebäude hängen, machen die berührenden Geschichten dieser Menschen deutlich.

Yvonne Rudzik (konnte aus privaten Gründen nicht zum Shooting kommen): „Im Alter von elf Jahren wollte ich meinen Schwarm beeindrucken und stimmte  ihm mit großen Herzensaugen zu, als er mich fragte, ob wir im Wananas schwimmen gehen wollen. Das Problem an der Sache war dann, dass ich  überhaupt nicht schwimmen konnte. Als er es bemerkte, zog er mich somit aus dem Wasser." Dieses erste Rendezvous fiel „gewaltig ins Wasser", meint Yvonne Rudzik. inherne meint: So ein Schwarm ist doch auch gerne Lebensretter.

Im Wananas lernten sie sich kennen – und später lieben, so lassen sich die Erfahrungen von Jessica Knoff zusammenfassen. Ihre Schilderung: „Mein Partner Pierre, 25, und ich, 26, haben im Jahr 2009 bzw. 2010 das Wananas als Aushilfskräfte – er als Rettungsschwimmer und ich als Servicekraft – besonders in arbeitsreichen Phasen wie den Schulferien mit unserer ganzen Arbeitskraft unterstützt. In dieser Zeit haben wir sehr viel Zeit im Wananas miteinander verbracht und uns als Arbeitskollegen schätzen gelernt. Nach dem Brand 2011 und dem Aus unserer Jobs haben wir uns aus den Augen verloren und erst durch Zufall Anfang 2015 wieder gesehen. Nachdem aus kollegialer Freundschaft mehr wurde und wir uns neben einer Partnerschaft auch für das Zusammenziehen entschieden haben, hat das Wananas seither eine besondere Bedeutung für uns. Folglich haben wir  uns pünktlich zum Eröffnungsjahr des Wananas wenige hundert Meter entfernt eine Wohnung gekauft, damit wir (wie früher) abends ein paar gemeinsame Bahnen ziehen können."

„Wananas hat meine Kindheit geprägt"

Natalie Rebarz, 23: „Das Wananas hat meine Kindheit sehr geprägt. Nur fünf Minuten zu Fuß, konnte man spontan mit Freunden schwimmen gehen und Spaß haben. Als Schülerin habe ich in den letzten Monaten vor dem Brand dann selbst in Wananas und Südpool gejobbt." Dabei hat sie festgestellt: „Wir mussten jede Stunde einmal durch die Duschen gehen. Bei den Männern kam man nie so trocken heraus wie bei den Frauen." Noah Schilling, 11: Er ist ein Schwimmfan und hat lange bei Hellas trainiert. Seit drei Jahren besitzt Noah sein Schwimmabzeichen in Gold. Er geht nach wie vor sehr gerne schwimmen, am liebsten springt er vom Turm oder taucht und kann mittlerweile recht locker eine ganze Bahn durchtauchen. „Ich freue mich auf die Wiedereröffnung und bin gespannt, wie es dort aussieht." Lina Jolie Kirch, 6, bekam schon zu ihrer Geburt im Krankenhaus einen Kinder-Bikini, ein Paar Schwimmflügel und einen Gutschein für einen Schwimmkurs im Wananas.
Schon seit drei Jahren kann sie schwimmen. Sie verspricht: „Ich mache Bronze, Silber und Gold im Wananas, denn ich bin eine Wasserratte." Auch Sophie Schröder, 9, fühlt sich in der Wasserwelt pudelwohl.„Schwimmen ist mein Hobby", sagt sie. Deshalb übt sie diese Sportart auch bei der Westfalia im Verein aus.Sie war schon als Vierjährige oft im Wananas.

Diana Pfeifer, 29, lebt mit ihrem Freund und Vater ihrer zwei „wundervollen" sieben- und einjährigen Töchter in Herne-Wanne. Sie freut sich auf die Wiedereröffnung. Wie alle!

Horst Martens