Notfallseelsorge sucht Ehrenamtliche

Erste Hilfe für die traumatisierte Seele

24. September 2015 | Gesellschaft

In der zweiten Novemberhälfte startet eine mehrmonatige Ausbildung. Träger des Dienstes sind die evangelische und katholische Kirche in Bochum. "Aber wir arbeiten auch intrareligiös. Wir gehen zu Muslimen und werden von ihnen immer freundlich aufgenommen. Außerdem: Schätzungsweise 70 Prozent der Betroffenen haben mit der Kirche nichts am Hut", sagt Pfarrer Hajo Witte, der die Notfallseelsorge leitet. "Wir suchen interessierte Frauen und Männer ab 25 Jahren, belastbar und mit Lebenserfahrung, die bereit sind, sich für die 'Erste Hilfe für die Seele' schulen zu lassen und in der Rufbereitschaft der Notfallseelsorge Bochum mitzuarbeiten."

Überbringer einer Todesnachricht

Ralf Radloff von der Feuerwehr, Hannelore Flanz, Hajo Witte und Dieter Dreyer von der Notfallseelsorge. © Stadt Herne, Horst Martens. Ralf Radloff von der Feuerwehr, Hannelore Flanz, Hajo Witte und Dieter Dreyer von der Notfallseelsorge. © Stadt Herne, Horst Martens.

Die Notfallseelsorger arbeiten ausschließlich auf Anforderung durch die Feuerwehr, den Rettungsdienst, die Hilfsorganisationen und die Polizei. Üblicherweise werden sie von deren Leitstellen alarmiert. Zu ihren Aufgaben gehört es, Menschen in Krisensituationen zu stabilisieren und wieder handlungsfähig zu machen. Sie begleiten Angehörige nach einem Suizid oder sind dabei, wenn eine Todesnachricht überbracht werden soll. Nach einem Unfall betreuen sie Ersthelfer, Zeugen oder Unfallverursacher. Auch um Opfer von Verbrechen kümmern die Notfallseelsorger sich. "Wir können oft den Einstieg in die Trauerwege unterstützen", unterstreicht Witte.

Feuerwehr leistet in erster Linie technische Hilfe

"Bei unseren Einsätzen steht die fachlich technische Hilfe im Vordergrund", sagt Ralf Radloff von der Feuerwehr Herne. "Deshalb sind wir auch zeitlich nicht in der Lage, die entsprechende psychische Hilfe zu leisten und geben die Menschen, die Zuspruch brauchen, in die Hände von Seelsorgern." An einen konkreten Fall erinnert sich Feuerwehrmann Holger Hackmann: "Eine Frau, die nach Hause gekommen ist, hat den Vater leblos vorgefunden. Wir konnten nichts machen, aber die Tochter brauchte dringend psychische Hilfe." Und sie bekam sie.

"Das schönste Lob, das man kriegen kann"

Die ehrenamtliche Notfallseelsorgerin Hannelore Flanz sitzt hauptberuflich in der Pforte eines Krankenhauses. "Nachts erhielten wir häufig Anrufe von der Feuerwehr, die einen Seelsorger benötigte, aber es war keiner da. Da habe ich gedacht, warum helfe ich nur beim Suchen, ich kann es doch auch selbst machen." Dieter Dreyer hat sich fürs Ehrenamt beworben, als er ins Rentenalter kam und hat es nach vier Jahren nicht bereut: "Das Dankeschön der Betreuten ist das schönste Lob, das man kriegen kann."

Kontaktaufnahme: notfallseelsorge@herne.de / Feuerwehr Herne 0 23 23 / 16 52 33.

Kursbeginn: Mitte November 2015 / Kursende: Ende Mai 2016

Informationsabend: Donnerstag, 1. Oktober, Feuerwache I, Sodinger Straße 9.