Sie arbeitet als Migrationsberaterin für die Jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen

Olga Manusova hat für alle ein offenes Ohr

27. Juli 2017 | Gesellschaft

Jüdische Gemeindemitglieder aus Herne

Die Sozialpädagogin ist als Ansprechpartnerin für die etwa 200 in Herne wohnenden Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, die ihren Hauptsitz in Bochum hat, zuständig. Für die Bürgerinnen und Bürger, die größtenteils aus der ehemaligen Sowjetunion stammen, ist der Weg zur Bochumer Synagoge oft zu weit, zu teuer oder zu beschwerlich. Sie spricht russisch und ukrainisch und kann so auch Beratungen in ihrer Muttersprache in Herne anbieten: „Wo finde ich einen Arzt? Wie laufen Scheidungen in Deutschland ab? Wie stelle ich einen Antrag auf Arbeitslosengeld II?“ Besonders bei bürokratischen Anträgen ist ihre Hilfe gefragt. Manchmal sind es aber auch ganz alltägliche Probleme. „Letztens hat eine Frau angerufen, weil ihre Internetgeschwindigkeit so langsam war, dass sie die russischen Fernsehsender nicht schauen konnte. Ich habe dann für sie beim Internetanbieter angerufen“, lacht Manusova, die eigentlich davon abrät Fernsehsender aus der Heimat zu sehen: „Ich habe sofort deutsche Sendungen geschaut. Dadurch lernt man die neue Sprache schneller.“

Studium in Dortmund

Als sie mit ihrem Mann vor 17 Jahren nach Deutschland kam, lebte das Paar zunächst zwei Monate in Rheinland-Pfalz. „Mein Mann wollte so schnell wie möglich arbeiten. Deswegen sind wir immer ins Internetcafé gegangen und haben nach Stellen geguckt. Dort haben wir auch Bewerbungen geschrieben“, erinnert sich Manusova. Vorstellungsgespräche konnte der Softwareentwickler auf englisch führen und so kam es, dass das Ehepaar nach nur zwei Monaten in Deutschland nach Dortmund zog und ihr Mann seine neue Stelle antrat. Aber auch Olga Manusova wollte nicht untätig herumsitzen. „Ich war in der Ukraine studierte Biologie-Lehrerin und Psychologin. Das Psychologie-Studium wurde nicht anerkannt und als Lehrerin fehlte mir ein Fach.“ Deswegen entschied sie sich trotz sprachlicher Schwierigkeiten für ein weiteres Studium: Sozialpädagogik an der Fachhochschule Dortmund. „Ich erinnere mich noch daran, dass ich alles aufgeschrieben habe, was ich nicht verstanden habe, um es später zu übersetzen.“ Ihr System hatte Erfolg: Seit 2010 arbeitet Manusova als Diplom-Sozialpädagogin für die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.

© Frank Dieper © Frank Dieper, Stadt Herne

Offene Sprechstunde

In die offene Sprechstunde in ihrem kleinen Büro in Herne-Mitte kann jeder neue Zuwanderer, der älter ist als 27 Jahre, kommen und sich informieren. Vor allem für Erwachsene, die eine gute Chance haben, in Deutschland bleiben zu dürfen, kann die gebürtige Ukrainerin viel tun. Sie vermittelt Sprach- und Integrationskurse, hilft bei Behördenangelegenheiten und bietet sich als Ansprechpartner in allen Lebensfragen an. „Ich gebe Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn sich jemand nicht integrieren möchte, kann ich auch nichts tun“, erklärt sie. Manusova arbeitet dabei eng vernetzt mit vielen Herner Organisationen zusammen, um den Menschen die bestmögliche Unterstützung geben zu können.  Hilfe bietet sie auch EU-Bürgern an, die beispielsweise aus Rumänien oder Bulgarien nach Deutschland kommen, um zu arbeiten, dann aber existenzielle Probleme bekommen. „Alle möchten sehr schnell Erfolge sehen. Das geht nicht. In erster Linie muss ich die Menschen beruhigen und ihnen erklären, dass sie geduldig sein müssen“, so Manusova. Das kennt sie aus eigener Erfahrung.

Jeden Tag neue Aufgaben

Die Konfession ihrer Klienten spielt für Manusova keine Rolle. Sie berät jeden und informiert gerne über die jüdische Gemeinde, die etwa 1200 Mitglieder zählt – aber nur, wenn Interesse vorhanden ist. „Meine Arbeit ist keine Routine. Ich liebe den Kontakt zu den unterschiedlichen Menschen. Ich komme zu meinem Arbeitsplatz und weiß nicht, welche Probleme heute auf mich zukommen“, so Manusova. Die Arbeit sei nicht immer einfach. Aber die Erfolge machen ihr Mut: „Es gibt nichts Besseres, als zu sehen, dass Menschen, die ich beraten habe, in Deutschland Geld verdienen und hier zufrieden und selbstständig leben können.“

Kontakt:

Telefon: 0 23 23 / 22 93 68

E-Mail: o.manusova@jg-bochum.de

Anja Gladisch