Stadtgeschichte

„Retten, was sonst verloren geht“ – „Hün un Perdün“ wird historischer Verein

14. April 2015 | Gesellschaft

„Das Besondere ist, das wir aus den Sozialen Medien stammen“, sagt Andreas Janik, der neue Vorsitzende des „Historischen Vereins ‚Hün un Perdün‘“. Entstanden ist der Verein als Facegruppe, deren Initiator ebenfalls Janik war. Der Austausch über historische Fotos, Dokumente und Literatur war so intensiv und erfolgreich, dass es gute Gründe gab, die Aktivitäten in feste Formen zu gießen. „Ein Verein ist besser aufgestellt, als eine Privatperson“, sagt Janik. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört, das Stadtarchiv zu stützen und zu fördern, weshalb auch Stadtarchiv-Leiter Jürgen Hagen Mitglied ist. „Die Facebook-Gruppe zeigt, wie groß das Interesse ist“, so Hagen. „Wir haben kein Angebot geschaffen, sondern einen Bedarf gestillt."

Wiki mit Daten und Fakten und den Facebook-Beiträgen

Der neue Verein zeigt sich sehr fleißig, denn er hält schon eine Homepage parat: www.hvhup.de. Aber nicht nur das, auch ein Wiki hat Vereinsmitglied und IT-Experte Thorsten Schmidt aufgebaut, das Daten, Fakten zur Geschichte der Stadt Herne enthält. „Im Grunde sind es die Beiträge aus der Facebook-Gruppe, die dort aber nach kurzer Zeit verschwinden“, sagt Janik. So sind seit Dezember 2014 bereits 993 Artikel entstanden, die von 885 Bildern illustriert werden. Und ständig werden es mehr.

  • Die Stadtforscher-Gruppe „Hün un Perdün“ ©Frank Dieper, Stadt Herne

Im ganzen Stadtgebiet aktiv

Gesammelt wird wie bei der Facebook-Gruppe alles, was für die Stadtgeschichte zusammen getragen werden kann. Menschen, die einen Beitrag aus der Familiengeschichte präsentieren („Das ist meine Geschichte“) sind ebenso willkommen wie Menschen, die auf den Spuren eines alten Gebäudes sind. „Hü nun Perdün“ hat das gesamte Stadtgebiet im Fokus. Dabei strebt der Verein eine enge Zusammenarbeit mit der „Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel“ an, deren Forschung sich auf nur einen Teil der Stadt fokussieren.

Zwischen Vorträgen und Stadtführungen

„Breit aufstellen“ will sich der Verein, mit Schulen will er zusammen arbeiten, Vorträge halten, Ausstellungen und Stadtführungen organisieren, geschichtsträchtige Häuser beleuchten, die Migrationsgeschichte mit einschließen. „Wir sehen einen Bildungsauftrag“, sagt Janik. Stiften will der Verein jährlich einen Ehrenpreis für eine überragende lokalhistorische Publikation oder für das Erhalten eines historischen Objekts. „Wir wollen retten, was sonst verloren geht“, so Andreas Janik.

Wie die Suche nach einem Bernsteinzimmer

Als Beispiel für spannende Themen nennt Stefan Kuhn, der studierter Historiker ist, den Stadtumbau vor 40 Jahren. „Wenn wir aus dem Fenster schauen und uns alte Bilder ansehen, erkennen wir, wieviel sich verändert hat.“ Beisitzer „Graf Hotte“ Schröder hingegen berichtet von einer Recherche, die sich „wie die Suche nach einem Bernsteinzimmer“ gestaltet. Es geht um die Frage, wo der alte Eickeler Brunnen geblieben ist, der 1960 eingelagert wurde.

Wissenschaftlich schon - aber mit großer Lockerheit

Und das alles soll mit wissenschaftlichem Anspruch, aber auch mit „großer Lockerheit“ über die Bühne gehen, wie Stefan Kuhn unterstreicht: „Das soll einfach Spaß machen!“ Und Vereinschef Janik abschließend: „Wir werden Menschen dafür interessieren, die nicht wissen, dass sie sich dafür interessieren.“ Nun denn: Wer mitmachen will: Der Vereinsbeitrag beläuft sich auf 18 Euro im Jahr, Ehepaare kommen pro Person günstiger weg.

Text: Horst Martens

Fotos: Frank Dieper

 

Zum 1. Vorstand gehören

Andreas Janik – Vorsitzender

Michael Keller – stellv. Vorsitzender und Historiker

Alina Gränitz – Schriftführerin

Jürgen Hagen – Schatzmeister

Beisitzer: Gerd Biedermann, Stefan Kuhn, Thorsten Schmidt, Horst Schröder.