theaterkohlenpott startet in die Spielzeit mit neuen Projekten

Viele Möglichkeiten für junge Theaterinteressierte

23. August 2017 | Gesellschaft Kultur

So absolviert Kathrin Leneke, 29, Theaterfrau aus Moers, ab September ihr fünfmonatiges Nachwuchs-Stipendiat beim Theater kohlenpott. Weitere Projekte: Junge Theaterinteressierte können sich im Regie-Labor ausprobieren. Zudem ist das Theater in das Projekt "Beeing Peer Gynt" für junge Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte als Co-Produzent eingestiegen. Ferner wird das aktuelle Pottfiction-Stück zweimal in den Flottmann-Hallen aufgeführt - und im September startet eine weitere Pottfiction-Ausgabe.

Stipendiatin aus Moers

Der Kontakt kam über das Schlosstheater Moers zustande, wo theaterkohlenpott-Chef Frank Hörner ein Stück auf die Bühne brachte und Kathrin Leneke assistierte. Allerdings kann Leneke auch Regieerfahrung aufweisen - sie inszenierte in Moers "Judas" der niederländischen Autorin Lot Vekemans. Somit waren die ersten Weichen für die Bewerbung um ein NRW-Nachwuchs-Stipendium gestellt, das jungen Theaterinteressierten den Weg in die freie Kinder- und Jugendtheaterszene ebnen soll. "Sie können unter professionellen Bedingungen arbeiten, Know-How sammeln und Kontakte knüpfen", sagt Kloke. Dafür werden 1.250 Euro pro Monat zur Verfügung gestellt. "Jetzt bin ich einen Schritt weiter", sagt Leneke, "und freue mich darauf, mit Jugendlichen arbeiten zu können." In Moers hatte sie es eher mit arrivierten Theaterleuten zu tun.

  • Die "Neuen" stellen sich der Kamera: Malina Hoffmann, Sefa Küskü, Lotta Iserloh und Kathrin Leneke. © Frank Dieper, Stadt Herne

Mit jungen Menschen zwischen 13 und 18 Jahren will Leneke ein Theaterstück entwickeln, das sich mit dem Thema "Angst" beschäftigt. "Wir wollen zuerst das Thema erforschen. Dabei geht es genauso um die negativen wie um die positiven Wirkungen. Angst als Schutzmechanismus hat ja eine positive Funktion."

Das Projekt startet Montag, 11. September, um 17 Uhr im Ort der Kulturen, "das O", Overwegstraße 32. Anmeldungen sind noch möglich. Infos für Interessierte: 0162/286 90 37

Stücke inszenieren im Regie-Labor

Fundierte Erfahrungen sammeln können junge Leute in der neuen Spielzeit auch beim "Regie Labor". In diesem Herbst werden sich Malina Hoffmann und Sefa Küskü mit einem Romanstoff beschäftigen und die Geschichte für die Bühne aufbereiten. Sie haben beide schon als Tänzer und Schauspieler auf der Bühne gestanden. "Es ist schön, den Beruf von der anderen Seite kennen zu lernen", sagt Sefa Küskü. Allerdings sind beide keine Anfänger im Regie-Metier. Küskü, der beim Tanztheaterprojekt "Ensample" tanzte, führte voriges Jahr Regie bei "Hot Girls Wanted". Auch Malina Hoffmann, ebenfalls bei "Hot Girls Wanted" und "Ensample" dabei, machte erste Inszenierungserfahrungen - in der Regie-Werkstatt Bochum. Umsetzen wollen sie den Roman "Paul mein großer Bruder" von Hakan Lindquist. Erzählt wird die Geschichte von Jonas, der eines Tages einen Brief seines vor vielen Jahren verstorbenen Bruders findet. Darauf hin macht sich Jonas auf die Suche nach den Spuren, die sein Bruder hinterlassen hat.

  • Dieses Buch ist die Vorlage für das Stück, das im Regie-Labor entwickelt wird. © Frank Dieper, Stadt Herne

Unterstützt werden Malina Hoffmann und Sefa Küskü von Lotta Iserloh, die ein einjähriges FSJ-Praktikum beim theaterkohlenpott absolvierte, das jetzt allmählich ausläuft. Sie hat in dieser Zeit eine Menge Theatererfahrung gesammelt. So betreute sie einen eigenen Jugendclub, führte Regie und stand nicht zuletzt im letzten Stück des pottfictions-Camps mit einer Hauptrolle auf der Bühne (Aufführung siehe unten). "Wir bilden ein super-gutes Team", unterstreicht Sefa Küskü, "außerdem werden wir von vier wunderbaren Schauspielern unterstützt, die im Casting ausgesucht wurden." Das Stück selbst gibt es allerdings noch nicht, es wird von allen gemeinsam entwickelt. Wie das geht, erläutert Malina Hoffmann: "Wir erklären am Anfang, wie die Szene gedacht ist, dann wird die Szene geprobt, während ein Aufnahmegerät läuft und die Assistentin mitschreibt. Daraus suchen wir die besten Dialoge und Aktionen aus." Nicht immer läuft alles wie am Schnürchen: "Das Gute daran ist: Es darf auf schieflaufen. Experimentieren ist möglich", sagt Küskü, der gerne Schauspiel studieren möchte. Mitstreiterin Hoffmann studiert jetzt Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und möchte im Anschluss daran Regie an der Schauspielschule Bochum studieren.

  • "Pottfiction" ist ein städteübergreifendes Kunst- und Theaterprojekt von sechs Kinder- und Jugendtheatern aus dem Ruhrgebiet. Die Herner Gruppe entwickelte im Sommercamp in Hamm ihr Stück "Aphrodisiakum", das in "einer grandiosen Showperformance in die Welt der Liebe entführt". Nach der Uraufführung in Hamm folgen jetzt zwei Aufführungen in den Flottmann-Hallen: Samstag (20 Uhr) und Sonntag (18 Uhr), 2. und 3. September.

Auf einem ebenso hoffnungsvollen Weg befinden sich die Teilnehmer des Projekts "Beeing Peer Gynt", das schon in der vorigen Spielzeit lief. theater kohlenpott steigt als Co-Produzent ein. Die Proben starten am Dienstag, 29. August, um 18.30 Uhr im Ort der Kulturen, "das O". Im Grunde ist es eine Fortsetzungsgeschichte. Das Stück "His(or her)Story" wurde im Februar 2017 in den Flottmann-Hallen aufgeführt und brachte die Wünsche und Utopien von 18 Bochumern und Hernern mit und ohne Fluchthintergrund auf die Bühne. Nun geht es weiter: Die Flucht ist geschafft, was jetzt? Als literarische Vorlage gilt der junge Peer Gynt, der seinem schwierigen Leben entflieht und sich eine perfekte Fantasiewelt erschafft. Die Teilnahme ist frei!

Wie sagte der 20-jährige Sefa Küskü: "Es kann sich keiner beschweren, dass es in Herne zu wenig Möglichkeiten für junge Theaterinteressierte gibt!"

www.theater-kohlenpott.de

Overwegsstr. 32
44625 Herne

Infos für Interessierte: 0162/286 90 37

Horst Martens