Kinder / Gesundheit

Zweite Anlaufstelle für die erste Lebensphase

8. Mai 2014 | Gesellschaft

Koordinatorin dieses Projekts ist Desiree Sassen. Die ehemalige Hebamme arbeitet direkt auf der Station und spricht die Eltern der Babies gleich nach der Geburt an. Um möglichst früh unterstützen zu können, nimmt sie Kontakt zu allen Müttern und Vätern auf und bietet ihnen auf freiwilliger Basis ein Beratungsgespräch an.

Obwohl die Geburt eines Kindes eine aufregende Zeit ist, können auch Schwierigkeiten auftreten. Gesundheitliche Probleme des Babys oder von Familienangehörigen, eine schwierige Lebenslage oder Überforderung können dazu beitragen, die eigentlich glückliche Situation zu belasten. Dem wirkt das Projekt entgegen, das 2013 mit der Stadt Herne und zahlreichen lokalen Partnern gestartet wurde. Schon damals war das St. Anna Hospital mit im Boot, so dass in Herne bereits zwei Krankenhäuser mitarbeiten.

Daher können die Beteiligten auch schon Erfahrungen aufweisen. Ingolf Rascher vom begleitenden IMO-Institut behauptet: „Das Projekt funktioniert“ und unterfütterte die Aussage mit Zahlen. Die Eltern von 487 Neugeborenen nahmen im St. Anna das Angebot bisher an, „beinahe 100 Prozent“.

Und so funktioniert es: Die Eltern haben die Gelegenheit, sich zuerst nur mit einer Person, der sie vertrauen, über mögliche Hilfsangebote auszutauschen. Nur mit Zustimmung der Eltern werden die Netzwerk-Partner kontaktiert. Das sind dann örtliche Frauen- und Kinderärzte, Hebammen, der Fachbereich Kinder-Jugend-Familie, der Fachbereich Gesundheit, die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Das Krankenhaus ist nicht der verlängerte Arm des Jugendamtes“, betont Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Elisabeth Gruppe, zu der auch das Marien Hospital gehört.

„Wenn wir einen guten Zugang zu den Müttern haben, dann haben wir auch einen guten Zugang zu den Kindern“, betont Dr. Annette Frenzke-Kulbach, Leiterin des städtischen Fachbereichs der Stadt Herne, der das Wohl der Kleinen am Herzen liegt. Daher sei es hilfreich, wenn dieses Angebot so früh wie möglich einsetze. Denn das Ziel der Stadt ist, „die Wege zwischen Klinik und den Hilfsdiensten zu verkürzen und den Eltern so unkompliziert wie möglich zu helfen“, so Holger Närrlich vom städtischen Familienbüro.

„Es gibt wenige Phasen, in der man die Mütter so gut erreicht“, sagt Prof. Dr. Clemens Tempfer, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Das Angebot ist eine Riesenchance.“