inherne begleitet einen Dienst auf der Wache 1
Text: Christoph Hüsken Fotos: Vera Loitzsch
Beide Wachen der Berufsfeuerwehr Herne sind an jedem Tag im Jahr 24 Stunden besetzt. inherne hat eine Schicht der Wachabteilung auf der Wache 1 an der Sodinger Straße mitgemacht.
7:30 Uhr
In der Kaffeeküche neben der Leitstelle in der zweiten Etage der Wache 1 kommen Ulrich Schirm und Andreas Wolter zusammen. Schirm war in den vergangenen 24 Stunden der Verantwortliche für das Einsatzgeschehen in der gesamten Stadt. Nun löst ihn Wolter ab. Sie besprechen die erfreulich ruhige Schicht der zurückliegenden 24 Stunden und tauschen sich über Straßensperrungen aus, die bei Alarmfahrten zu berücksichtigen sind.
8:00 Uhr
Im Foyer der Wache 1 trifft die Wachabteilung, die sich nach 24 Stunden Dienst am Stück auf zwei freie Tage freut, auf die Kollegen, die sie nun ablösen. Funkmeldeempfänger, welche die Kräfte zusätzlich zur Lautsprecherdurchsage über Alarme informieren, werden ausgetauscht. Das gleiche Ritual, das täglich stattfindet, vollzieht sich so zur gleichen Zeit auch auf der Wache 2 an der Stöckstraße in Wanne. Neben den Feuerwehrleuten, die bei Bränden und technischen Hilfeleistungen ausrücken, gehören zur Wachabteilung auch diejenigen, die an dem Tag als Rettungs- und Notfallsanitäter unterwegs sind, die Rettungswagenbesatzung und eine Notärztin.
Marco Diesing und Christoph Hüsken während des 24-Stunden-Dienstes.
Gut ausgestattet: So geht es zum Einsatz.
8:30 Uhr
Im Stabsraum neben der Leitstelle versammeln sich neben Andreas Wolter auch Zugführer Philipp Hapig und weitere Kräfte zur Videoschaltung mit der Leitung der Wache 2. Nach einer kurzen Besprechung zur Verfügbarkeit von Fahrzeugen und Personal startet im Anschluss für alle das weitere Tagesgeschäft. Das bedeutet für die einen Bürodienst, während andere Fahrzeuge pflegen und die Ausrüstung prüfen. Das geschieht täglich, denn wenn es darauf ankommt, muss alles funktionieren. Es wird sich zeigen, wie wichtig das ist.
12:30 Uhr
Notärztin Ina Zmarsly wird zu einer überörtlichen Hilfeleistung nach Recklinghausen-Süd gerufen. Da in der Nachbarstadt gerade alle Notärzte anderweitig im Einsatz sind, braust sie mit einem Kollegen aus dem Rettungsdienst zu einem Baustoffhändler. Dort klagt ein Büromitarbeiter über Herzprobleme. Der Rettungsdienst aus Recklinghausen hat bereits ein EKG geschrieben. Der Mann ist ansprechbar, gefasst und gibt alle wichtigen Auskünfte. Zur weiteren Untersuchung begleitet ihn die Medizinerin im Rettungswagen (RTW) zum nächstgelegenen Krankenhaus mit kardiologischer Abteilung und übergibt ihn an die dortigen Kollegen.
14:00 Uhr
Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt Ina Zmarsly nach der Rückkehr aus Recklinghausen nicht. Ein Einsatz für Notarztwagen (NEF) und RTW wird gemeldet. In Wanne-Süd hat eine ältere Dame massive Herzprobleme. Es geht um Leben und Tod. Durch den Nachmittagsverkehr bahnen sich die Fahrzeuge den Weg zur Einsatzstelle. Nicht alle Autofahrer zeigen sich geschickt darin, Platz für die Retter zu machen. An der Einsatzstelle gelingt es Smarsly mit Medikamenten vor den Augen des besorgten Ehemanns und der Tochter die schreiende und desorientiert wirkende Frau medizinisch so zu stabilisieren, dass sie in die Kardiologie des Marienhospitals transportiert werden kann.
17:00
Uhr Andreas Wolter macht mit dem Führungsassistenten einen Besuch auf der Wache 2. Sie ist fahrzeugtechnisch ähnlich ausgerüstet wie die Wache in Herne-Mitte. Die Arbeiten des Tagesdienstes dort sind verrichtet. Während einige Feuerwehrleute sich im Sportraum fit halten, bereiten andere das Abendessen zu. Die gemeinsame Mahlzeit am Abend ist fester Bestandteil des 24-Stunden-Dienstes. Nach der Rückkehr zur Wache 1 steht auch dort das Essen an. Bei Reis und Geschnetzeltem mit Gemüse und Gesprächen über dies und das könnte fast Feierabendstimmung aufkommen. Doch noch ist erst knapp die Hälfe des Dienstes vorbei. Nach Essen und Aufräumen schauen einige Feuerwehrleute im Fernsehraum einen Film, andere machen Schreibdienst, und wieder andere ziehen sich früh in die Ruheräume zurück, die sich immer zwei Personen teilen. Die Abend- und Nachtruhe tritt ein.
Im Besprechungsraum der Feuerwehr.
Bei einem Notruf gilt es keine Zeit zu verlieren: Die Feuerwehrleute der Wache 1 sind schnell einsatzbereit.
Die Dienstkleidung steht bereit. In einem Rutsch in Hose und Stiefel.
2:20 Uhr
Ein Gong erschallt und danach die Durchsage „Achtung, Vor-Alarm, Achtung – Vor-Alarm“. Diesen löst die Leitstelle aus, wenn dort ein Notruf eingeht, der auf einen massiven Einsatz hindeutet. So ist es in dieser Nacht. Ein Wohnungsbrand an der Mont-Cenis-Straße, nahe der Bahnhofstraße, wird gemeldet. Binnen kürzester Zeit sind die Fahrzeuge besetzt und vor Ort. Aus den geborstenen Fenstern einer Wohnung im zweiten Stock schlagen bereits Flammen. Die Bewohner der brennenden Wohnung konnten sich ins Freie retten, doch in der Wohnung darüber befinden sich noch sechs Personen, darunter eine Schwangere und vier Kinder.
Schnell ist eine Wasserversorgung aufgebaut und der erste Trupp mit Atemschutzgeräten im Haus. Noch ehe das Treppenhaus verraucht ist, gelingt es ihm, die sechs Menschen zu retten. Unterdessen trifft auch der Zug der Wache 2 ein. Unter der Leitung von Andreas Wolter und Philipp Hapig wird der Einsatz bewältigt. Dabei läuft ganz viel Organisation im Hintergrund: Da beide Löschzüge der Berufsfeuerwehr im Einsatz sind, piept bei den freiwilligen Feuerwehrleuten im Stadtgebiet der Funkmeldeempfänger, der sie alarmiert. Sie besetzen die Gerätehäuser, um von dort aus mögliche Folgeeinsätze zu fahren. Ein Löschzug der Freiwilligen ist mit bei den Löscharbeiten an der Mont-Cenis-Straße.
An der Kreuzkirche ist inzwischen ein Bus der HCR vorgefahren. Dort können sich die Menschen aufhalten, die aus dem brennenden Haus geflüchtet sind und Notärzte sie betreuen. Zwei bringen sie zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus. Später transportiert der Bus die Menschen zur städtischen Notunterkunft. Ihr Haus ist bis auf weiteres nicht bewohnbar. Nachdem „Feuer aus“ gemeldet wird, rücken die Löschzüge der Berufsfeuerwehr wieder ein. Die freiwillige Feuerwehr bleibt noch vor Ort, um eventuelle Nachlöscharbeiten vorzunehmen.
4:50 Uhr
Es ist kurz vor fünf Uhr am Morgen, als der Zug der Wache 1 wieder an der Wache eintrifft. Noch bliebe Zeit, sich in die Ruheräume zurückzuziehen. Doch danach ist keinem der Helfer. Es gibt starken Kaffee, eine Nachbesprechung, und dann geht es ab unter die Dusche. Alle sind zufrieden. Sechs Menschen sind gerettet worden, und auch in der Brandwohnung konnte eine Ausbreitung des Feuers verhindert werden. Zwei Räume sind jedoch vollkommen zerstört. Die Flammen waren so heiß, das der Putz von den Wänden platzte.
6:30 Uhr
Nachdem sich Philipp Hapig noch einmal die Brandwohnung angeschaut hat, versiegelt er die Tür und meldet „Einsatzende“. Nun kann auch die freiwillige Feuerwehr abrücken.
7:30 Uhr
Andreas Wolter informiert seinen Kollegen Martin Hauke, der ihn gleich ablösen wird, über die zu Ende gehende Schicht.
8:00 Uhr
Mit der Übergabe im Laubengang um acht Uhr darf sich die Crew, die 24 Stunden für Hernes Sicherheit gesorgt hat, in den verdienten Feierabend verabschieden. In zwei Tagen sind sie wieder an der Reihe.