Klasse der Gesamtschule Wanne-Eickel brachten im Waldfriedhof Stele mit Namensziegel an

29 Namen der Anonymität entrissen

24. Februar 2016 | Gesellschaft

Wo kommen sie her?

Zusammen mit ihrer Lehrerin Sabine Cakar recherchierten sie anhand von Personalkarten im russischen Internet-Archiv "obd-memorial" die Schicksale dieser 29 Menschen. Damit haben sie, wie Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda es bei einer Feier vor dem russischen Gräberfeld formulierte, "die Geschichte dem Vergessen entrissen". Sie arbeiteten bei ihrer Arbeit eng mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zusammen. "Wir haben uns Fragen gestellt, woher die Zwangsarbeiter kamen, wie sie hergekommen sind und warum sie hier sind", so einer der Schüler vor Ort. Auch das KZ Bergen-Belsen besuchten sie, um mehr über die Zwangsarbeiterschicksale zu erfahren.

  • 29 Namen von unbekannten Zwangsarbeitern der Anonymität entrissen © Frank Dieper, Stadt Herne

Namenstele vor dem Gräberfeld

Ein Ergebnis dieser Arbeit sind 29 Namensziegel aus Ton, die von den Schülern selbst gefertigt und gebrannt wurden. Sie sind an einer speziell dafür geschaffenen Stele vor dem Gräberfeld des Waldfriedhofes fixiert - als Mahnmal für den Frieden. Diese Namen, so der OB, "stehen symbolisch für die 234 sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und –arbeiter, die allein hier begraben sind, aber auch für viele andere Zigtausende in Wanne-Eickel und im ganzen Ruhrgebiet". Diese Stele "reihe sich ein in die Gedenkkultur der Stadt Herne", so der OB. Und diese Erinnerungsarbeit kann sich sehen lassen. "Dieses russische Gräberfeld ist in einem guten Zustand, vor allem auch im Vergleich mit anderen Städten", bestätigte Verena Effgen vom Volksbund auf Nachfrage von inherne.

Ein Platz blieb frei

Ein Platz in der Ziegelreihe blieb frei. Und zwar für Pavel Goj, dessen biografische Daten die Schüler stellvertretend für alle anderen vortrugen. Geboren ist Goj an einem 29. Februar 1914 in der Ukraine - an einem Schaltjahrtag übrigens wie es ihn auch in diesem Jahr gibt. Er war Landarbeiter, verheiratet und hatte drei Kinder. Bei der Schlacht in Charkow wurde er von den Deutschen gefangen genommen und war nachher in Deutschland in "zahlreichen" Lagern interniert. Nach zwei Tagen, die er wegen einer Infektion in einem Wann-Eickeler Lazarett untergebracht wurde, starb er im Jahr 1944. Die Schülerin Melissa Tober und OB Dudda brachten anschließend die Tafel an. "Ich hoffe, Sie können mitfühlen, was wir gefühlt haben", sagte der Schüler Nico-Yasin Kirchner zum Schluss.

Text: Horst Martens

Fotos: Frank Dieper