30 Jahre und 154 Künstler
30 Jahre Bildende Kunst in den Flottmann-Hallen ist ein guter Anlass für eine rückblickende und dennoch sehr aktuelle Sonderausstellung. In „Flottmann 30 hoch" (3. September bis 16. Oktober 2016) beteiligen sich 150 Künstler, die in den 30 Jahren schon mal ausgestellt haben, mit exquisiten Jubiläumspräsenten.
Der Titel „Flottmann 30 hoch" enthält Angaben zum Alter, zur Form der Gratulation (Flottmann, lebe hoch!) und zu Umfang und Größe. Vorgegeben waren die Formate 30 x 30 cm, 60 x 60 cm, 90 x 90 cm und 120 x 120 cm - alle teilbar durch 30. Gut 400 Künstler, deren Werke in den 30 Jahren vertreten waren, hatte Ausstellungsleiterin Jutta Laurinat angeschrieben: "Über 150 Künstler sagten zu, sich mit einem Exponat zu beteiligen. Ich finde die Resonanz sensationell." Sie hat sich aus gutem Grund für diese Form der Ausstellung entschieden: „Ohne die zahlreichen, anregenden, lebendigen und persönlichen Beziehungen zu den Künstlerinnen und Künstlern hätten wir keinen wirklichen Grund, dieses Jubiläum gebührend zu feiern", unterstreicht sie.
Dementsprechend gibt es einen spannenden Mix aus Exponaten ab 30 cm und größeren Objekten. Auf einem viereckigen mit Esslöffeln übersäten Tisch dreht sich eine Achse und schleift einzelne Löffel hinter sich her. Wenn die Achse lange genug läuft, positionieren sich alle Löffel in eine Richtung. "Niemand Zuhause" heißt dieses Kunstwerk von Peter Könitz. So verspielt sind nicht alle Exponate, aber vielen haftet Ironisches an. Wie Willi Thomczyks Beitrag "Die Quittung". Das eingerahmte Kunstwerk ist die tatsächliche Fotokopie einer Honorarrechnung für eine Ausstellung. Oder Willi Zehrts Axt, die, versehen mit der Inschrift Flottmann, in einem riesigen Laib Brot steckt. So gibt es bei vielen Arbeiten Erstaunliches zu entdecken - man sollte sich die Zeit nehmen.
Unter der Regie von Alexander von Knorre, dem damaligen Museumsleiter der Stadt Herne, eröffnete die erste Ausstellung am 18. Oktober 1986 unter dem Titel "Skulptur Ruhr". Zu den prägnanten Künstlern, die damals vertreten waren und jetzt mit einem Exponat dabei sind, gehören Hermann S Richter und Peter König. An dem Förderpreis für junge Künstler nahmen 1987 Erich Füllgrabe, Jürgen Grislawski und Monika Ortmann teil, die heute zu den etablierten Künstlern unserer Stadt zählen. Seit 1990 leitet Jutta Laurinat die Ausstellungen und ist damit selbst ein wichtiger Teil der Geschichte. Während in den ersten Jahren "Material"-Ausstellungen dominierten - Papier, Holz, Metall - setzte Laurinat auf die Möglichkeit, raumgreifende Kunstobjekte zu präsentieren. Sie organisierte Ausstellungen und Kunstwerke, die in den weiten und weißen Raum passten und durch diesen unterstützt wurden: "Ich wähle gerne Künstler aus, die mit der Halle arbeiten." Häufig zeigten die Flottmann-Hallen auch den Mut zu umstrittener Kunst. Sven Drülls Gebirgslandschaft aus Acryl war ein gutes Beispiel dafür. Eindeutige Trends macht Laurinat nicht aus, allerdings ist sie der Meinung: "Figuratives kommt heute häufiger".
In den letzten Jahren ist der Bereich "Bildende Kunst" der Flottmann-Hallen größer geworden: So kam der ansehnliche Skulpturenpark dazu. Die Veranstaltung ETST (Essen, trinken, sehen, tun), die in einem zweistündigen unterhaltsamen Programm, garniert mit kulinarischen Leckerbissen, die Kunst in der Aufbauphase zeigt, ermöglicht einen neuen Blick auf die Kunst. "Auf diese Weise findet neues Publikum in die Ausstellung", sagt Jutta Laurinat.
Text: Horst Martens
Ausstellung "Flottmann 30 hoch"
Eröffnung: Samstag, 03. September 2016, 17.00 Uhr
Flottmann-Hallen, Straße des Bohrhammers 5
Begrüßung: Dr. Hermann Ühlein
Öffnungszeiten: Di - So 14 -18 Uhr (an Veranstaltungstagen bis 20 Uhr)
Finissage: 16. Oktober 2016, 11.30 Uhr