Waldwichtel setzen auf draußen Spielen und Inklusion
Neun Waldwichtel toben durcheinander, verkleiden sich, bauen Fantasiegebilde, holen Gemüse aus dem Kaufladen. Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, der am Freitag, 10. Mai 2019, zu Besuch ist, wird direkt mit Spielschokolade begrüßt. Die Waldwichtel sind Hernes älteste Großtagespflege und haben nun einen weiteren Schwerpunkt in ihrer Arbeit gesetzt. Außer Bewegung im nahegelegenen Gysenbergpark haben die selbstständigen Tagesmütter jetzt Inklusion zu ihrem Thema gemacht.
Gleichwertig wie Kitas
Seit zehn Jahren betreuen die gelernten Erzieherinnen und Tagesmütter Hildegard Thomée und Ursula Hemmerich schon gemeinsam Kinder. Seit drei Jahren ist auch Monika Breuer, dabei, die neben ihrer Qualifizierung zur Tagesmutter auch eine Weiterbildung in Bewegungspädagogik absolviert hat. Die drei haben sich zu einer sogenannten Großtagespflege zusammengeschlossen. Dabei betreuen zwei bis drei Tagespflegepersonen bis zu neun Kinder in angemieteten Räumen. In der Regel sind die Kinder bis zu drei Jahre alt und wechseln später in eine Kita.
Für die Eltern bedeutet Tagespflege in erster Linie eine engere Zusammenarbeit mit den Betreuungspersonen und für die Kinder eine kleinere Gruppe. Die Kosten für die Familien sind die gleichen wie in einer Kita. Auch die Aufgaben, Bildung, Erziehung und Förderung der Kinder, sind für Tageseltern und Kitas die gleichen. Allerdings haben die Kinder in der Großtagespflege eine fest zugeordnete Tagesmutter als wichtigste Bezugsperson.
Eltern haben die Wahl
„Wir brauchen dringen Betreuungskapazitäten jeder Art. Es ist wunderbar, wenn die Eltern eine Wahlmöglichkeit haben zwischen Kita und Tagespflege“, findet Dr. Dudda. Schon kommt ein kleines, buntes Gespenst an und versucht, den Oberbürgermeister mit einem fröhlichen „Huh-huh“ zu erschrecken. Ein anderer Waldwichtel bringt Spielzeug-Gemüse und –törtchen.
600 Stunden Weiterbildung
Währenddessen berichtet Hemmerich von ihrer Weiterbildung zur Fachkraft Inklusion. 600 Stunden hat sie am LWL-Berufskolleg in Hamm neben der Arbeit absolviert, zum Teil vor Ort, zum Teil über das Internet. „Es war sehr anspruchsvoll, vor allem das E-Learning habe ich am Anfang unterschätzt. Aber es war eine tolle Erfahrung“, so Hemmerich.
Derzeit arbeitet sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen, dem städtischen Fachbereich Kinder-Jugend-Familie und den Herner Tageseltern e.V. an einem Konzept zur Inklusion in der Tagespflege. So sollen Kinder mit und ohne Behinderung zusammen betreut werden können. Erste Erfahrungen haben sie schon mit einem Kind gemacht, das inzwischen in eine Kita gewechselt ist. „Die Betreuung hat gut geklappt, aber die formellen Sachen waren schwierig“, findet Thomée. Welche Stelle ist wofür zuständig? Wer zahlt für die nötigen Hilfsmittel? Damit solche Fragen geklärt und eine qualitativ hochwertige Betreuung stattfinden kann, arbeiten der Verein Herner Tageseltern, die Stadt und die Tagespflegepersonen eng zusammen. Eine zukunftsfähige Kooperation, findet auch Dr. Dudda.
Nina-Maria Haupt