Eine Patenschaft für ein Huhn

15. Februar 2021 | Ausgabe 2021/1

Jeden Monat frische Eier von der Herner Hühnerschar

Eier vom eigenen Huhn, ohne selbst den Stall ausmisten zu müssen, das klingt verlockend. Wer eine Patenschaft für ein Huhn auf dem Hof Große-Lahr abschließt, bekommt zwar nicht nur von seinem Patenhuhn Eier, aber von seiner Hühnerschar. Und die dürfen Hühnerpaten sogar im Stall und auf der Wiese besuchen.

Die Hühner sind neugierig auf Besuch
Rund 100 Hühner scharren, picken, gackern und legen auf dem Hof Große-Lahr an der Castroper Straße in Börnig. „Passen Sie auf, die Hühner sind neugierig“, warnt Max Große-Lahr, als er die Stalltür öffnet. Und schon gucken die ersten hellbraunen Hennen heraus, picken vorsichtig an den Schuhspitzen der Gäste und zupfen an den Schnürsenkeln. Leise gackernd scharen sie sich um die Neuankömmlinge. Andere Hennen lugen aus den Nestern, in denen sie Eier legen. Seit 2019 bietet Große-Lahr die Patenschaften für Hühner an. „Die Nachfrage war sofort da“, sagt er. Schnell waren alle Patenschaften vergeben, für einen Monat, ein Quartal oder ein Jahr. Wer Hühnerpate wird, zahlt monatlich sechs Euro, wer sich direkt für ein Jahr entscheidet, fünf Euro. Dafür können sich die Hühnerpaten jeden Monat zehn Eier abholen. Die Eier sind damit zwar teurer als im Supermarkt, dafür wissen die Kundinnen und Kunden genau, woher sie kommen.

„Die Kundinnen und Kunden fragen regelmäßig nach den Tieren.“

Spaziergang zur Weide
„Die Kundinnen und Kunden fragen regelmäßig nach den Tieren“, weiß Max Große-Lahr. „Es ist ein unschlagbares Verkaufsargument, den Leuten einen Spaziergang zur Weide mit den Hühnern und Ponys anzubieten. Ich glaube, es wird sich immer mehr durchsetzen, weil die Menschen sensibler werden für die Frage, wie die Tiere gehalten werden“, ist der Landwirt überzeugt. Der studierte Geograf ist auf dem Hof seiner Familie aufgewachsen und hat ihn schließlich übernommen. „Wachstum in der Fläche ist in einem dicht besiedelten Gebiet wie Herne kaum möglich, also muss man sich spezialisieren“, so Große-Lahr. Deswegen ist er in die Direktvermarktung von Spargel, Kürbissen, Erdbeeren und Eiern eingestiegen. Seine Schwester betreibt eine Pensionspferdehaltung. Die Produkte des Hofes gibt es im Hofladen und in Automaten, wo rund um die Uhr frische Lebensmittel aus Herne und Waltrop zu bekommen sind.

Schon als Kind Küken großgezogen
„Ich habe als Kind großen Spaß daran gehabt, Küken aufzuziehen. Die Hühner liefen frei auf dem Hof herum und haben sich wechselnde Plätze zum Eierlegen gesucht. Dann musste man suchen und schon mal den Frischetest machen, wenn man ein gut verstecktes Ei gefunden hat“, erinnert sich der 41-Jährige. Eine Zeit lang gab es keine Hühner mehr auf dem Hof, bis vor etwa acht Jahren wieder das erste Federvieh eingezogen ist. Nun aber in einem abgezäunten Bereich, in dem die frischen Eier jeden Tag eingesammelt werden. Seit 2019 arbeitet Große-Lahr nun mit der Carrot GmbH zusammen, um seine Produkte zu vermarkten.

Zusammenarbeit mit der Carrot GmbH
Die Carrot GmbH bietet eine Plattform an, auf der verschiedene Ställe ihre Hühner den möglichen Paten vorstellen. Sie vermittelt die Patenschaften und vermarktet regionale Produkte wie Gemüse und Eier. „Wir hatten die Idee, regionale Produkte über digitale Medien auch in großen Städten anzubieten, wo kein Hofladen in der Nähe ist“, erklärt Elmar Bresser. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Carsten Abenhardt hat er die Carrot GmbH gegründet. „Wir sind überzeugt, dass Direktvermarktung der beste Verbraucherschutz ist, weil die Kunden sich überzeugen können, woher ihre Lebensmittel kommen“, so Bresser. Obwohl der Hof Große-Lahr einen eigenen Hofladen hat, bietet er seine Produkte auch über Carrot an – wie zum Beispiel die Patenhühner, die sich auf der Weide in Börnig tummeln.

Text: Nina-Maria Haupt    Fotos: Thomas Schmidt