Auf dem Gelände der Firma Remondis übten die Auszubildenden das richtige Verhalten im Umgang mit Giftstoffen

Angehende Feuerwehrleute proben den Ernstfall

2. September 2019 | Gesellschaft

  • ©Katharina Piorrek

„Da wir ohnehin regelmäßig den Notfallplan für solche Anlässe durchproben müssen, war die Gelegenheit günstig, dass das diesmal unsere Feuerwehranwärter machen“, erklärt Benjamin Grunau, der bei der Herner Berufsfeuerwehr das Team des Katastrophenschutzes leitet. Diese Übungen sind für die Feuerwehrleute alle drei Jahre verpflichtend. Ziel ist es, die Abläufe der vorgesehenen Notfallpläne zu trainieren und möglichen Optimierungsbedarf zu erkennen. Einen zeitlichen Plan haben die Feuerwehrleute bei ihrer Übung nicht, vielmehr käme es darauf an, den Plan zügig abzuarbeiten, so Grunau weiter. „Alles was heute schief geht, ist ebenfalls gut. Das ist auch für die Kollegen eine Hilfe, zu sehen, was noch verbesserungswürdig ist“.

Vermeintliche chemische Gefahr beschäftigt die Einsatzkräfte

Schauplatz der Übung ist das Gelände der Firma Remondis. Ein Mitarbeiter rammt mit einem Gabelstapler einen der sogenannten IBC-Container. Intermediate Bulk Container, zu Deutsch Großpackmittel. Schnell tritt die vermeintliche Schwefelsäure aus. In diesem Fall simuliert mit Wasser und Nebelmaschine. Der Fahrer meldet der Feuerwehr den Vorfall, circa zehn Liter Säure seien bereits ausgetreten. Wenige Minuten später bereiten sich die Auszubildenden auf ihren Einsatz vor. Über die Funkgeräte der anwesenden Übungsleiter ist der Notruf mitzuhören, die Einsatzkräfte melden einen Störfall durch eine ABC-Situation (atomare, biologische, chemische Gefahr) bei der Firma Remondis. Kurz darauf rollen die Einsatzfahrzeuge heran, die Übung beginnt.

Die Beobachter verteilen sich auf dem Gelände und überwachen jeden Arbeitsschritt. Nach einer kurzen Lagebesichtigung machen sich die Teilnehmer an die Arbeit. In Gruppen werden die Wasserschläuche entrollt und Bindungsmittel bereitgestellt. Auch eine mobile Dusche wird aufgebaut. „Die ist nötig, um die Einsatzkräfte zu dekontaminieren, nachdem sie mit dem Giftstoff  in Berührung gekommen sind“, erklärt Benjamin Grunau.

Zeitgleich bereiten sich zwei Feuerwehrleute auf ihren Einsatz vor. Bevor sie sich dem Container jedoch nähern dürfen, müssen sie zunächst ihre Schutzanzüge anziehen. Alleine geht das jedoch nicht. Vier Kollegen helfen den Männern in die schweren, roten Anzüge, die an eine alte Tauchausrüstung erinnern. Angesichts der jetzt schon annähernd 30 Grad keine angenehme Ausrüstung. Schwerfällig nähern sich die beiden Männer der Unfallstelle. Nach einer genauen Lagebesichtigung bekämpfen sie die Säurelache mit dem bereitstehenden Bindemittel. Im Anschluss wird geprüft, wo die Säure bereits hingeflossen ist. Auch wenn die Arbeit in der Hitze sichtlich schwer fällt, müssen sich die beiden Feuerwehranwärter beeilen, wie der Teamleiter erklärt: „Die Luft in den Anzügen reicht nur für eine knappe halbe Stunde und sie müssen ja auch noch die Duschzeit einplanen.“ Die Männer liegen jedoch in der Zeit. Im letzten Schritt dichten sie die umliegenden Kanaldeckel ab, damit der Giftstoff  nicht in die Abflüsse geraten kann.

Feuerwehrmänner müssen dekontaminiert werden

Die Unfallstelle ist gesäubert, für die Einsatzkräfte geht es nun in die Dusche. Durch eine Schleuse werden sie einzeln herangewunken und zunächst abgebraust. Die gründliche Reinigung erfolgt im nächsten Schritt. Im Duschzelt werden sie mitsamt ihrer Anzüge von einem Kollegen, der außerhalb des Zeltes steht, abgebürstet. Um nicht mit der Säure in Berührung zu kommen, nutzt er dafür die Handschuhe, mit denen er von außen in das Zelt hineingreifen kann. Danach darf der Feuerwehrmann das Zelt verlassen. Seine Kollegen helfen ihm aus dem dekontaminierten Anzug. Für ihn ist der Einsatz damit beendet.

Teamleiter Grunau ist mit dem Einsatz einverstanden: „Bis auf ein bis zwei Kleinigkeiten sind wir sehr zufrieden. Der Ablauf hat soweit funktioniert, wie wir es uns vorgestellt hatten und auch die Meldewege wurden eingehalten. Von daher können wir von einer gelungenen Übung sprechen.“

Katharina Piorrek